Originell, ungewöhnlich und mit viel Spaß an der Sprache
von HarIequin
Rezension
„Wir sind traurig. Wir haben keinen Fährmann mehr. Der Fährmann ist tot. Zwei Seen, kein Fährmann [...] Jetzt ist der Fährmann tot, und wer uns erzählen soll, was die Ufer treiben, wissen wir nicht.“ (Seite 11)
Der Fährmann ist tot, Herr Schramm kann sich nicht zwischen Selbstmord und Zigaretten entscheiden, dem Glöckner fehlen die Glocken zum läuten und eine Füchsin macht sich wagemutig auf, um ihren Kindern ein paar Eier zu besorgen. Es ist die Nacht vor dem Fest, das Dorf Fürstenfelde kommt nicht in den Genuss des Schlafs, denn alte Geschichten bahnen sich ihren Weg in die Köpfe der Schlaflosen und halten sie auf Trab.
Mir ist noch nie ein Roman untergekommen, der sich so sehr auf Sprache fokusiert – manchmal leider auch zu viel. Die Sätze sind sehr ausgefeilt, wechseln ab zwischen kurz und lang und die Sprache variiert von Kapitel zu Kapitel. Man muss definitiv mit voller Konzentration lesen und sollte mit den Gedanken nicht abschweifen.
Durch die kurzen Kapitel wird das Lesen allerdings etwas einfacher.
Trotzdem hätte ich an manchen Stellen gerne mehr Augenmerk auf der eigentlichen Geschichte gehabt. Endlos lange Sätze und am Ende viel Lärm um nichts.
Auch wird das Fest selbst kaum thematisiert. Zwar soll es hauptsächlich um die Nacht vor dem Fest gehen, aber vom besagten Tag hätte ich dann doch gerne etwas mehr gelesen als die paar Seiten am Ende.
Gefallen hat mir dafür der Kontrast zwischen alten Sagen und Mythen, die eine märchenartige Atmosphäre aufbauen und dann die plötzlich wiederkehrende Gegenwart.
Der Roman ist anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Müsste ich ihn mit einem Wort beschreiben, würde ich „originell“ sagen, denn das ist er gewiss. Obwohl ich mich teilweise durchkämpfen musste, bin ich froh ihn gelesen zu haben und empfehle ihn deshalb weiter.