Cover des Buches Vor, nach und zwischen dir (ISBN: 9783743196582)
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Rezension zu Vor, nach und zwischen dir von Saskia Hirschberg

Eine Geschichte, die sehr zum Nachdenken anregt

von papiergefluester_ vor 7 Jahren

Rezension

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Klappentext
"Wie viele Chancen bekommt man für die große Liebe und was macht man, wenn man jede einzelne vergeigt hat? Und damit meine ich so richtig vergeigt! Ich setze mich in dem Fall in den Kleiderschrank und wühle heimlich in dem zerfledderten Pappkarton, auf dem in Großbuchstaben »SECRET« steht, was übersetzt eigentlich »ANDREW« heißt. Die Ausdrucke seiner E-Mails, die an den gefalteten Stellen kaum noch lesbar sind, könnte ich selbst unter Vollnarkose auswendig aufsagen, und die alten Fotos sind nice to have, aber überflüssig, weil ich sein Gesicht auch nach all den Jahren noch aus meinem Gedächtnis heraus malen könnte. Mal abgesehen davon, dass ich nicht gerade Picasso bin und maximal ein Strichmännchen dabei rumkommen würde. Aber Fakt ist, auch nach zwölf Jahren wäre jedes Grübchen und jedes Muttermal an seinem Platz. Doch wo ist Andrew eigentlich heute? Lebt er auch dieses »normale« Leben, das mich manchmal so erdrückt, und ist er vielleicht sogar glücklich dabei? Denkt er noch manchmal an mich, oder ist das wieder so ein typisches Frauending? Diesen einen Mann zu haben, der für immer in irgendeiner Ecke unseres Herzens rumlungert und nie ganz verschwinden wird? Zwölf Jahre VOR, NACH UND ZWISCHEN DIR. Zwölf Jahre mit dir und ohne dich. Und jetzt soll ich dich noch mal treffen? In mir schreit alles klar und deutlich NEIN, nur die vorlaute Stimme in meinem Kopf, die mir ständig mit ihrer frechen Klappe in meine Entscheidungen quatscht, steht schon im Badezimmer und legt Make-up auf. "


Meine Meinung
Wer kennt es nicht, dass man diese eine Person trifft, in die man sich verliebt und über die man nie so wirklich hinwegkommt? An die man Jahre später noch denkt und für die man nach all der Zeit immer noch all seine Pläne über Bord werfen würde. Die Person, bei der man sich immer wieder ausmalt, wie es hätte sein können, wenn…

Sandra ist mit Jan zusammen, doch es wird schnell deutlich, dass Sandra Jans Liebe nicht so wirklich erwidern kann. Während dieser Beziehung lernt Sandra Andrew in ihrer Stammdisco kennen. Andrew ist ein amerikanischer Soldat und zu dem Zeitpunkt gerade in Deutschland stationiert. Schon beim ersten Aufeinandertreffen, scheinen die beiden sich zueinander hingezogen zu fühlen und hoffen jeden Freitag auf ein Widersehen in dieser Disco. Sie lernen sich besser kennen und verlieben sich mit der Zeit ineinander. Es gibt viele Höhen und Tiefen, denn Sandra ist eigentlich mit Jan zusammen, an dem ihr eine Menge liegt und den sie nicht verletzen möchte und zudem ist Andrews Zeit in Deutschland nur begrenzt. Die Beziehung der beiden wird durch einige Aspekte immer wieder auf die Probe gestellt und der Kontakt bricht immer wieder ab. Doch Sandra kann Andrew all die Jahre nicht vergessen. Viel mehr möchte ich zu eigentlichen Handlung gar nicht sagen, um hier niemanden zu spoilern.

Mich hat der Klappentext von Anfang an unglaublich angesprochen. Allerdings hatte ich mit einer völlig anderen Geschichte gerechnet. Ich bin davon ausgegangen, dass der überwiegende Teil der Geschichte eben 12 Jahre nach der ersten Begegnung oder nach der Beziehung mit Andrew spielt und es immer wieder Rückblicke in die Beziehung der beiden geben wird. Ich hatte damit gerechnet, dass Sandra Andrew durch irgendwelche Aspekte (zufällig) wieder trifft, altere Erinnerungen im Kopf abgespielt und aus dem zerfledderten Pappkarton im Wandschrank hervorgekramt werden und sich der Rest dann in der Gegenwart abspielt. Allerdings spielt fast die komplette Geschichte in der Vergangenheit und man erfährt hauptsächlich, wie Andrew und Sandra sich kennengelernt und ineinander verliebt haben, welche Probleme es gab und wie ihre Beziehung lief. Es ist jetzt nicht so, dass ich enttäuscht von der Geschichte bin, denn sie gefällt mir auch so, wie sie ist, aber für mich passen der Klappentext und die Geschichte nicht überein.

Ich hatte keine großen Probleme, mich in die Geschichte hineinzufinden. Es war schnell klar, wer wer ist und welche Rolle jeder spielt. Als Leser taucht man unmittelbar in die Gedankenwelt von Sandra ein. Den Schreibstil der Autorin habe ich als einen sehr leichten, lockeren und freien Schreibstil empfunden, wodurch sich die Geschichte sehr flüssig lesen ließ. Ich musste häufig über die inneren Monologe von Sandra schmunzeln. Die Geschichte hat mich außerdem sehr zum Nachdenken angeregt, vor allem das letzte Viertel. Dieses fand ich wahnsinnig tiefgründig. Sandras Gefühle und Gedanken sind mir oft sehr nahegegangen und ich konnte ihre tiefen Gefühle, Ängste und Sorgen sehr gut nachvollziehen.
Was ich ein bisschen vermisst habe, ist die Leidenschaft zwischen Andrew und Sandra. Die Liebe der beiden ist zwar etwas Besonderes, allerdings werden einige Aspekte nur grob angerissen.
Dennoch sind die Charaktere der Geschichte unglaublich gut ausgearbeitet und dargestellt worden. Ich konnte mir alles sehr bildlich vorstellen.

In diesem Buch gibt es sehr viele doppelte Passagen, da Andrew englisch spricht und diese dann jeweils immer übersetzt werden. Dies hat mich beim Lesen nicht gestört, da sie farblich auch anders dargestellt sind, so dass man sich immer aussuchen kann, ob man nur das Deutsche, nur das Englische oder beides liest. Ich finde ich es sehr hilfreich und leserfreundlich. Durch die englischen Dialoge wirkte das ganze auf mich viel authentischer.


Fazit
Die Geschichte verläuft ganz anders, als ich anfangs dachte. Dennoch hat mir das Buch sehr gut gefallen. Die Stärken der Geschichte liegen in meinen Augen eindeutig in den inneren Monologen von Sandra und in der Tiefgründigkeit vieler Passagen (vermehrt am Ende), die mich unglaublich zum Nachdenken angeregt haben. Ich musste oft lächeln und war aber auch hin und wieder den Tränen sehr nahe. Die Geschichte ist schön, in sich stimmig und sehr gut nachvollziehbar. Sie wird mit äußerst viel Gefühl erzählt.
Das Buch ist absolut lesenswert. Ich vergebe 3 1/2 Sterne.
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