Cover des Buches Das Internet muss weg (ISBN: 9783813507942)
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Rezension zu Das Internet muss weg von Schlecky Silberstein

Für mein Gefühl ist das Buch zu einseitig aufgearbeitet

von Flaventus vor 6 Jahren

Kurzmeinung: In meinen Augen ist die Gratwanderung, ein Buch für Laien wie Experten zu schreiben, nicht geglückt.

Rezension

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Flaventusvor 6 Jahren
Nein, Schlecky Silberstein fordert nicht die Abschaffung des Internets, auch wenn die Aussage „Das Internet muss weg“ dies suggeriert. Er reduziert nämlich das Internet auf das Social-Media-Internet und im Grunde genommen nochmals auf die Branchenriesen Facebook und Google.


+++ Reduktion +++

Auf den Punkt bringt der Autor diese Reduktion auf Seite 18 seines Buchs: „Wenn ich sage »Das Internet muss weg«, meine ich, wie erwähnt, eigentlich das Social-Media-Internet, das jedoch einen so großen Teil des Gesamt-Internets ausmacht, dass der Titel dieses Buch schon klargeht.“

Das statistische Bundesamt sieht es anders: „Der Anteil der Personen in Deutschland, die das Internet zur Teilnahme an sozialen Netzwerken genutzt haben, lag im Jahr 2017 bei 51 Prozent.“ Und gefühlt, wenn ich in mein Umfeld und in die sozialen Netzwerke schaue, so kann ich die Einschätzung des Bundesamts eher nachvollziehen als die Einschätzung von Silberstein.

Die Reduktion des Internets auf die sozialen Netzwerke kommt bei dem Untertitel zum Tragen, den dieses Buch trägt. Eine Abrechnung. Somit wird klar, was der eigentliche Gegenstand dieses Buchs ist: Schlecky Silberstein rechnet mit den sozialen Netzwerken ab.


+++ Fallbeispiele +++

Um zu zeigen, wie die Firmen Geld verdienen, die hinter den sozialen Netzwerken stehen, bedient sich Silberstein einiger Fallbeispiele, die meines Erachtens hinlänglich bekannt sind. Insiderwissen wird hier nicht vermittelt. Ganz im Gegenteil werden Mechanismen erklärt, die in dieser Form so gar nicht mehr funktionieren. Das Internet ist eben ein sehr schnelllebiges Medium (was dem Autor durchaus bewusst ist und er weist explizit daraufhin, dass Buch vermutlich schon bei Drucklegung (teilweise) veraltet ist).

Wer mit dem Medium nicht so vertraut ist (man erinnere sich an Ausspruch „Das Internet ist für uns alle Neuland“, den unsere Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel im Jahre 2013 auf einer Pressekonferenz gebracht hat), wird sich in so manchen Begrifflichkeiten verlieren, denn Basiswissen vermittelt das Buch nicht.

Die Fakten, die der Autor in dem Buch zusammenträgt, haben durchaus Hand und Fuß und sind auch gut recherchiert und dokumentiert. Allerdings zeigt er nur die eine Seite der Medaille. Nämlich die Fälle, in denen die Algorithmen der sozialen Netzwerke funktioniert haben. Dabei beleuchtet er nicht nur die Einflüsse des persönlichen Datenflusses, sondern auch die Hintergründe des Online-Journalismus.


+++ Aufklärung +++

Ich glaube, die Hauptmotivation, die diesem Buch zugrunde liegt, ist die Aufklärung. Durch seine persönliche Abrechnung möchte der Autor gleichzeitig aufklären. Von einem Autor, der von sich behauptet „Im Hauptberuf bin ich Comedy-Autor…“ (S. 197) habe ich allerdings einen deutlich unterhaltsameren Schreibstil erwartet. Ich gebe zu, dass ich weder ihn noch seinen Blog im Vorfeld kannte, weswegen ich vielleicht dieser Fehleinschätzung unterlegen habe. Aber auch unabhängig vom Comedian-Faktor fand ich den Schreibstil nicht so leichtgängig, als dass ich mich von dem Buch gut unterhalten gefühlt habe.


+++ Fazit +++

In meinen Augen hätte der Buchtitel umgedreht werden müssen: Eine Abrechnung: Das Internet muss weg. Silberstein zeigt lang und breit, wozu soziale Netzwerke in der Lage sein können (und auch waren). Er zeigt aber nicht bzw. lediglich relativ unzulänglich, wie die User mit den sozialen Netzwerken umgehen können.

Schlussendlich ist mir das Buch etwas zu einseitig aufgearbeitet und bietet mir als Leser keinen sonderlichen großen Wert, denn in meinen Augen ist die Gratwanderung, ein Buch für Laien wie Experten zu schreiben, nicht geglückt.
Wem die Mechanismen der sozialen Netzwerke gänzlich unbekannt sind, der darf dennoch gerne zugreifen, muss allerdings in Kauf nehmen, das ein oder andere im Netz nachzuschlagen.


Auf meinem Blog findet sich diese Rezension ebenfalls, enthalt allerdings noch zwei weitere Abschnitte. Irgendwie ist es mir bei diesem Thema schwer gefallen, mich kürzer zu fassen...

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