Scott Anderson

 4,3 Sterne bei 3 Bewertungen

Lebenslauf

Scott Anderson, geboren 1959, ist ein amerikanischer Schriftsteller und Kriegsberichterstatter. Er schreibt u. a. für GQ, Vanity Fair und das Magazin der New York Times. Sein 2013 erschienenes Buch Lawrence in Arabia gilt bereits heute als Klassiker der biografischen Literatur.

Quelle: Verlag / vlb

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Cover des Buches Zerbrochene Länder (ISBN: 9783518073322)
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Rezension zu "Zerbrochene Länder" von Scott Anderson

Wedma
Als erste Annäherung an das Thema kann es gute Dienste leisten.

Das Buch erzählt über die Krise in der arabischen Welt aus der Perspektive der „kleinen“ Leute, die von dort aus stammen: z.B. aus dem Irak, Syrien, Libyen, Ägypten, Kurdistan. Diese persönlichen Geschichten wurden abwechselnd, nach Themen und Zeiten geordnet, erzählt.


5 Teile hat das Buch:

Teil I: Die Ursprünge 1972-2003

Teil II: Der Irakkrieg: 2003-2011

Teil III: Der arabische Frühling 2011-2014

Teil IV: Der Aufstieg des IS 2014-2015

Teil V: Exodus 2015-2016.


Die Teile sind in 4-16 Kapitel aufgeteilt. Diese sind kurz, sachlich und griffig geschrieben, was dazu verleitet, stets ein nächstes Kapitel aufzuschlagen. Es gibt s/w Fotos von den erzählenden Personen, auch Bilder von den Straßen, zerstörten Gebäuden vor Ort, etc.


Diese Menschen im Nahen Osten, die man im Teil I kennenlernt, erzählen ihre Geschichten und somit die ihrer Familie und insg. ihrer Länder bis zum Ende weiter. Es war spannend zu lesen, was ihnen im Laufe der Zeit passierte, wie sie es empfunden haben, wie sich die polit. Lage änderte, welche Probleme kamen dazu, was die einfachen Leute über ihre Regierungen dachten, was sie dagegen taten, etc. Es gibt z.B. gleich im Kap. 1 die Geschichte von Laila Soueif. Sie, ihr Mann und später die Kinder waren aktive Regierungsgegner und demonstrierten oft auf den Straßen. Hier wurden einige Hintergrundinfos hinzugefügt, die z.B. erklären, wie es dazu kam, dass das Volk in Ägypten, wie auch die Soueifs, „Nassers autokratischen Regierungsstil verabscheuten“ und auch später gegen Mubarak protestierten, u.a. weil er gern und regelmäßig Geld von USA nahm, und sonst  nicht so viel für besseres Leben im Land tat. Bei diesen Berichten las man hin und wieder, je nach Land und seinen Problemen, von anti-amerikanischer Einstellung der Menschen.


Auch weitere Personen, wie z.B. eine Frauenaktivistin aus Syrien, die zwar später, beim ausgebrochenen Krieg, in die USA auswandern konnte, ging aber wieder zurück nach Jordanien, um sich um die kranken Eltern zu kümmern, da ihre Familie dorthin geflohen war. Diese Frau, wie auch weitere junge Leute, „trifft“ man auch später. So entwickeln sich ihre dramatischen Lebensgeschichten vor Augen der Leser. Man kann sich in ihre Situationen hineinversetzen, die Ausweglosigkeit ist manchmal mit Händen zu greifen, ihre oft tragischen Schicksale quasi hautnah. Manche von den geschilderten Personen landeten am Ende in Deutschland, Österreich, manche blieben vor Ort, manche sind gar in benachbarten Ländern zum Tode verurteilt, etc. Auch die nationalen Konflikte, wie die in Kurdistan, oder auch im Irak insg., die Ansätze der Problemlösungen, wie sie manche Kenner vor Ort vorschlagen, findet man ebenso im Buch. Man sieht dabei v.a., wie komplex die Verhältnisse sind. Und eins ist klar: Einfache Lösungen kann es nicht geben, schon allein weil vieles nach dem Prinzip des Fluches der bösen Tat läuft: Eine böse Tat zieht unweigerlich die nächste nach sich, die noch brutaler ausfällt, etc. So entstand eine Abwärtsspirale, die heute kaum einer stoppen kann, und viele Landschaften liegen in Trümmern.


Manches in diesem Buch war mir auch eher negativ aufgefallen: Es gibt keine Quellen. Auch bei den Schilderungen der allg. Lage nicht. Z.B. wurde der Giftgasangriff mit Sarin in Ghouta, Syrien, von Leitmedien hüben wie drüben gern Assad in Rechnung gestellt. Die kritischen Quellen widersprechen diesen Ausführungen und begründen dies. Näheres dazu z.B. in „Die den Sturm ernten“ von Michael Lüders und „Illegale Kriege“ von Daniel Ganser. Zu den Prinzipien, wie die Leitmedien funktionieren: „Lügen die Medien?“ von Jens Wernicke.


Die persönlichen Schicksale erscheinen recht stichhaltig und glaubhaft. Sie stammen von den Begegnungen des Autors vor Ort und später aus den Meldungen der beschriebenen Personen aus jew. Ländern.


Insg. ließ sich die Anhänglichkeit an die Linie der Leitmedien recht deutlich wahrnehmen. Kein Wunder, denn der Autor wurde vom Chefredakteur des New York Times Magazine zu einer Reportage über die Krise im Nahen Osten beauftragt. Der wesentliche Teil dieses Buches war dort in 2016 erschienen.


Fazit: Ein Buch, das die Krise im Nahen Osten aus der Perspektive der „kleinen Leute“ schildert und noch paar erklärende Hintergrundinfos liefert. Als erste Annäherung an das Thema kann es gute Dienste leisten.

 

 

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