Scott Preston

 4 Sterne bei 16 Bewertungen
Autor*in von Über dem Tal.

Lebenslauf

Scott Preston wuchs in dem Dorf Windermere im englischen Lake District auf. Nach seinem Philosophiestudium und seiner Arbeit als Werbetexter studierte er Kreatives Schreiben. Er lebt mit seiner Frau in London. »Über dem Tal« ist sein erster Roman. 

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Über dem Tal (ISBN: 9783103976007)

Über dem Tal

(16)
Neu erschienen am 27.11.2024 als Gebundenes Buch bei S. FISCHER.

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Cover des Buches Über dem Tal (ISBN: 9783103976007)

Über dem Tal

(16)
Erschienen am 27.11.2024

Neue Rezensionen zu Scott Preston

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D

Rezension zu "Über dem Tal" von Scott Preston

Dagiwessel
Scott Preston - Über dem Tal

Zwei Schaffarmer, die durch die Maul- und Klauenseuche ihr gesamtes Vermögen verlieren und deshalb in die Kriminalität abdriften
In der Sprache finden sich die karge Landschaft Nordenglands und die Mentalität der Menschen wieder.
Der Leser erfährt bis ins kleinste Detail die Tragweite des Überfalls und das Versagen im Kampf um die eigene Lebensgrundlage.
Man merkt beim Lesen, wie verzweifelt die Beiden sind.
Das Buch hat mich fasziniert

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dracomas avatar

Rezension zu "Über dem Tal" von Scott Preston

dracoma
Der Einbruch des Bösen

Mein Lese-Eindruck:

 Die raue, karge, eher unwirtliche Landschaft der Fells im nordenglischen Lake District: das ist der Schauplatz dieses Romans. Die Menschen leben von der Schafzucht, mehr gibt der Boden nicht her, und es ist ein entbehrungs- aber arbeitsreiches und karges Leben, das der Leser kennenlernt. Einer der Schafbauern ist Steve, der aus der Rückschau seine Geschichte erzählt. 

Die ärmliche, aber niemals idyllische Welt der Schafbauern wird existenziell bedroht durch die Maul- und Klauenseuche, die über die Höfe hereinbricht. Die Seuche und die notwendig gewordene Keulung der Herden lassen die Welt der Schafzüchter aus den Fugen geraten. Der Verlust der Herden wirkt wie ein Katalysator, durch den das Morallose, das Wölfische im Menschen freigesetzt wird. Begegneten sich die Menschen vorher in Freundschaft, getragen von Solidarität und Fürsorge, bestimmen nun stattdessen Gewalt, Verrat, Verrohung, Bedrohung, Demütigung, Diebstahl etc. bis hin zum Mord ihr Leben. Antrieb ist die Gier nach Besitz, nach Reichtum. Es sind düstere und gewaltvolle Szenen, die der Autor seinem Leser zumutet und die in ihrer plastischen Beschreibung lange im Gedächtnis bleiben.

Und dann der Gegenpol:  Aus den fast zärtlichen und sehr poetischen Naturschilderungen spricht nicht nur die Liebe seiner Figuren zu ihrer Heimat, sondern vermutlich auch seine eigene Verbundenheit mit diesem kargen Landstrich. Die kurzen Beschreibungen der Landschaft sind gerade wegen ihrer sprachlichen Reduziertheit so eindrucksvoll. Ein bestechend klares Nebeneinander von zartester Idylle und Grausamkeit 

Die raue Landschaft, das karge und arbeitsreiche Leben der Schafsbauern spiegelt sich auch in der Kommunikation der Figuren, die genauso reduziert und karg ist wie die Landschaft und das Leben. Es hat mich fasziniert, wie es dem Autor mit ganz wenigen Sätzen, sehr oft nur mit einigen Worten gelingt, hinter diesen reduzierten Dialogen große Gefühle durchscheinen zu lassen. Damit erhält der Roman eine enorme emotionale Wucht. Dem Übersetzer gelingt es hervorragend, diesen besonderen Erzählton, Prestons bildstarke Sprache und auch seine Neologismen schlüssig ins Deutsche zu übertragen.

Die Figuren sind alle keine Sympathieträger, auch der Protagonist und Erzähler Steve nicht. Seine Schattenseiten treten immer deutlicher hervor. Der Autor ist sich der Wortkargheit seines Protagonisten bewusst und lässt ihn daher sein Verhalten nicht erklären, sondern nur erzählen, sodass es dem Leser überlassen bleibt, die Antriebskräfte zu erkennen und vor allem ein moralisches Urteil zu fällen.

 Auch den Inhalt fand ich faszinierend. Ein Hoffnungsschimmer bleibt dem Leser: das junge Schaf, das gerettet werden kann. Hier und an vielen anderen Stellen arbeitet der Autor mit biblischen Assoziationen, die er folgerichtig und zugleich sehr vielschichtig bis zum Ende durchführt. Die vielen Anklänge an das Alte Testament passen perfekt zu den wuchtigen, teilweise archaisch-wuchtig-grausamen Geschehnissen. Damit erhält der Roman eine besondere Tiefe, die in einem unglaublich bildreichen und inhaltsschweren Finale gipfelt. 

Für mich war der Roman ein Einblick in eine mir fremde Welt und ein Einblick in eine andere Seele, ihren Antrieb und auch ihr Leiden. Eine stimmige Gesamtkonzeption, eine stimmige Figurengestaltung, eine beeindruckende Sprachkraft, starke Symbole,  eine große Fülle an Bezügen, ein hohes Maß an Emotionalisierung: ein sehr beeindruckendes Debut!


Und ein kluger Satz:
 "Mir schien Tradition genau das richtige Wort für Dinge zu sein, die zu tun es keinen guten Grund gab" (S. 107).


 

Cover des Buches Über dem Tal (ISBN: 9783103976007)
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Rezension zu "Über dem Tal" von Scott Preston

luisa_loves_literature
Wortkarg und brutal - das raue Leben im Norden Englands

Scott Preston kann schreiben – und wie. Es gibt nicht so oft Romane, in denen so eine Übereinstimmung zwischen Sprachmacht und Inhalt, zwischen Wortwahl und rauer Umgebung herrscht wie in „Über dem Tal“. Prestons Erzähler Steve fängt mit seiner Stimme vollendet die karge, windumtoste Einsamkeit des Lake Districts im Norden Englands ein und obwohl er die Geschichte erzählt, stellt man ihn sich als wortkargen Einsiedler vor, denn irgendwie scheint der Text viel zu verschweigen, sehr viel auszulassen und Gefühle gar nicht aufkommen zu lassen – es sei denn, die Natur, die Schafe oder das Wetter werden beschrieben. Dann ist er in seinem Element. Obwohl Steve der Ich-Erzähler des Romans ist, ist er nur ein mehr oder wenig passiv erscheinender Beobachter des Geschehens, was auch dem Leser eine gewisse Distanziertheit erlaubt.

Diese ist im Verlauf der Handlung bitter nötig. Denn weite Strecken des Romans sind von Brutalität, Blut, Dreck, Verbrechen und Gewaltorgien geprägt, die nur dadurch noch gerade so erträglich sind, dass Steve seine eigenen Emotionen angesichts des Geschehens nicht reflektiert und verbalisiert. „Über dem Tal“ geht es schon richtig heftig zur Sache, da werden keine Gefangenen gemacht, der Stärkere triumphiert und körperliche Auseinandersetzungen sind keine Seltenheit. Da dies leider so gar nicht meine Thematik ist, kann ich dem Roman zwar zugute halten, dass er mir eine völlig fremde Welt – die der Schafzüchter im Norden Englands – gezeigt hat und somit durchaus meinen Horizont erweitert hat, ansonsten muss ich aber gestehen, dass mir die ein oder andere Szene wirklich zu heftig war und sich mir vor allem in der Fülle und Brutalität die Funktion nicht erschloss. Da hilft es auch nur bedingt, dass der Text einige, vor allem biblische Interpretationsansätze, anbietet, was ich sonst immer sehr zu schätzen weiß.

Figurentechnisch ist der Roman ebenfalls eher karg ausgefallen. Aus Steve wird man aufgrund der mangelnden Selbstreflexion nur bedingt schlau, allerdings positiv zu bewerten ist – Figuren, die man sich selbst erschließen muss, gibt es ja viel zu selten. Leider ist aber auch das weitere Personal sehr unsympathisch und wenig begeisternd ausgefallen. Fast alle Figuren sind so konstruiert, dass man erleichtert aufatmete, wenn sie die Handlung aus dem einen oder anderen Grund verlassen.

Insgesamt bleibt „Über dem Tal“, das mich mit seinem wunderschönen Cover hypnotisiert hat, ein durchwachsenes Erlebnis. Sprachlich außergewöhnlich gelungen, mit einem Erzähler, der perfekt durch seine Stimme charakterisiert wird und in seltener Harmonie zu seiner Umgebung und dem Inhalt des Romans steht, schreckt die Geschichte größtenteils doch sehr ab. So lohnt sich der Text sprachlich uneingeschränkt, inhaltlich ist er nur für Leser geeignet, die nicht vor Gewalt, Brutalität, Dreck, Schmutz und Blut zurückschrecken.


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