Über die Hardcover-Ausgabe von "Wytches" habe ich mich tatsächlich ganz besonders gefreut, da sie alle bisher erschienenen Comics der Reihe in einem Werk vereint.
Aber worum geht es denn überhaupt?! Sailor Rook ist kein Kind mehr, doch ihre Teenager-Zeit wird sich noch ein paar Jahre hinziehen. Und sie hat nicht gut begonnen. An ihrer alten Schule wurde sie grundlos, aber umso gnadenloser gemobbt. Eines Tages jedoch ist das Mädchen, das dafür verantwortlich war, plötzlich verschwunden. Und nun wird Sailor unterstellt, sie hätte damit etwas zu tun. Schließlich sehen ihre Eltern keinen anderen Ausweg mehr, als in einen anderen Ort irgendwo in New Hampshire zu ziehen, um ihrer traumatisierten Tochter einen Neustart zu ermöglichen. Doch nicht nur die üble Nachrede ist ihnen bis hierhin gefolgt. In den dunklen, dichten Wäldern Neuenglands lauert noch etwas Anderes, Uraltes auf Sailor...
Es sei gleich zu Beginn betont: Dieser Comic richtet sich meiner Meinung nach ausschließlich an Erwachsene. Die äußerst intensiven Darstellungen von Blut und Gewalt sind nämlich definitiv nichts für Kinder.
Was mir zuallererst ins Auge gestochen ist, ist der ausgeprägte Zeichenstil. Kreativ ist fast eine Untertreibung, denn der Comic spielt gekonnt mit verschiedenen Techniken und Stimmungen. Der Einsatz von Wasserfarben und flüssiger Acrylfarbe auf Aquarellpapier schafft eine tolle Kombination, die mich selbst fast schon in die düstere Welt hineingezogen hat. Der Stil reicht von tiefen, düsteren Schattierungen über schemenhafte Darstellungen bis hin zu lebendigen Farbakzenten. Gerade diese Abwechslung macht das Ganze so besonders, da es den Horror auf vielschichtige Weise darstellt und sehr gut mit der Atmosphäre der Geschichte harmoniert.
Auch inhaltlich überzeugt "Wytches" mit einer ziemlich guten Handlung. Die Geschichte spielt mit den Grenzen von Realität und Vergangenheit, sodass der Leser immer wieder in eine unheimliche mystische Welt abtaucht, nur um dann von der grausamen Realität eingeholt zu werden.
Was die Handlung für mich aber letztendlich besonders macht, ist, dass es weniger um greifbare Monster geht, sondern um die Ängste, die tief in uns Menschen verankert sind. Gerade diese werden nämlich gut in Szene gesetzt.
Ein weiterer positiv anzumerkender Aspekt ist die intensive Darstellung der Vater-Tochter-Beziehung. Der Vater durchlebt letztlich eine beeindruckende Charakterentwicklung, in der er über sich selbst hinauswächst. Dieser Moment hat der Geschichte nochmals einen starken menschlichen Kern verliehen, was mir besonders gut gefallen hat.
Für mich als Horrorfreund somit eine absolute Freude. Endlich mal wieder ein Horror-Comic, der zu den ideenreichen Zeichnungen auch noch eine interessante Handlung bietet. Die gesamte Atmosphäre ist gekonnt eingefangen und die Geschichte bleibt bis zum Schluss unvorhersehbar.