Cover des Buches Leviathan - Die geheime Mission (ISBN: 9783453529151)
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Rezension zu Leviathan - Die geheime Mission von Scott Westerfeld

Cool, aber nicht mehr.

von Ravell vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Tolle Erfindungen und Kreaturen, brillant mit Illustrationen untermalt. Figurentechnisch aber schwach, zu wenig Dialoge, kein Gegenspieler.

Rezension

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Ravellvor 7 Jahren

Als ich Leviathan entdeckte, hoffte ich auf einen Steampunk-Action-Knüller mit abgefahrenen Ideen und rasanter Story. Und meine Erwartungen wurden vollauf erfüllt!

Was mir als Allererstes aufgefallen ist, sind die Illustrationen. Die sind nicht etwa Kinderbuch-typisch harmlos oder zu simpel gehalten, sondern extrem detailliert und brillant gezeichnet. Die Bilder von gigantischen Robotern, Kreaturen und Schlachten zeigen dem Leser, wie er sich die fantastischen Erfindungen des Autors vorstellen kann und prägen so das Lesen maßgeblich. Das innere, unklare Bild, das man beim Lesen hat, wird durch die Illustrationen aufpoliert und scharfgestellt, eine cineastische Vorstellungsweise entwickelt sich, alles ist größer und dynamischer.

Womit ich bei der großen Stärke des Buches angekommen bin: Den unglaublich coolen Erfindungen. Westerfeld fährt hier wirklich im wahrsten Sinne des Wortes sämtliche Geschütze auf. Auf der einen Seite Sturmläufer und Roboter-Kampfschiffe auf Beinen, auf der anderen Seite Luftquallen, sprechende Eidechsen und lebende Zeppelin-Wale. Der Ideenreichtum ist grandios, vor allem die Vielzahl an Schöpfungen ist überwältigend, zu Beginn bekommt man förmlich auf jeder Seite eine neue Überraschung präsentiert. Selbstverständlich kommt es auch zu epischen Schlachten, zu Land, Wasser und Luft. Und das macht extrem Spaß, die Action und rasant und spannend, und eine große Stärke des Buches.

Nur leider ist sie gleichzeitig auch die größte Schwäche. Durch die fast durchweg präsente Action kommen die Charaktere viel zu kurz. Die Dialoge sind nur dazu da, die Story voranzutreiben und verraten uns viel zu wenig über unsere Figuren. Auch kommen alle Personen neben den Protagonisten kaum zu Wort, wirklich wichtig ist keiner, alle sind nur Nebenrollen oder Statisten. Außer Alek und Deryn lernt man niemanden wirklich kennen.

Diese Fehler gipfeln in einem entscheidenden Problem, das das Buch leider sehr stark schwächt: Das Fehlen eines Antagonisten. Klar, Europa befindet sich im Krieg, und die einen kämpfen gegen die anderen. Aber einen wirklichen Feind gibt es nicht, keinen großen Widersacher, aus dem ein zentraler Konflikt resultiert, mit dem unsere Helden zu kämpfen haben. Die Story stolpert von einer Actionszene in die nächste, ohne wirklich voranzukommen.

Fazit:

Dem Lesespaß tut das aber keinen Abbruch. Leviathan ist die perfekte Lektüre zum Zurücklehnen und berieseln lassen, ohne zu hohen Anspruch oder irgendeinen Tiefsinn, sondern einfach zum Staunen über den gigantischen Ideenreichtum des Autors. Und das funktioniert einwandfrei. Einen Einzug in die Hall of Fame der Literatur erreicht Westerfeld damit aber nicht. Was er aber auch gar nicht muss.

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