Eine wirklich traumhafte Welt, in die ich wirklich gern mal reisen würde. Dazu überfürsorgliche Geschwisterliebe und ein Familienschicksal.
Inhalt: Cam und seine Zwillingsschwester leben bei ihrer Oma. Während Cam ein relativ normales Leben führen kann, leidet seine Schwester an einer Krankheit, die sie an den Rollstuhl fesselt und viele gefährliche medizinische Maßnahmen mit sich bringt. Cam hat sein ganzes Leben auf Sicherheit und Fürsorge für seine Schwester ausgelegt. Er weiß, dass seine Oma so nicht mehr lang weitermachen kann und dass sein Vater ganz dringend wieder zu ihnen kommen muss. Dieser ist vor langer Zeit spurlos verschwunden.
Cam stößt mehr durch Zufall auf die Dallas-Tür vom Hotel der Wünsche und landet in einer vollkommen verrückten und einzigartigen Welt. Das Hotel hat gebundene Türen, die ihn in jedes Land der Welt bringen können. Es erfüllt ihm Wunschreisen, die er sich nicht einmal vorstellen kann. Doch irgendwie gehört Cam in diese Welt. Sein Vater hat ihm eine Münze hinterlassen, die seine Eintrittskarte in diese Welt ist. Und, sein Vater ist in genau dieser Welt des Hotels verschwunden.
Cam lässt sich als Angestellter des Hotels binden. Er will seinen Vater finden und so seine Familie wenigstens zum Teil wieder vervollständigen. – Doch er findet nicht nur seinen Vater, der nicht der ist, den er zu finden gehofft hat, sondern auch seine Mutter, die tot geglaubt wurde, es aber nicht ist. Er entdeckt seine Bindung zu diesem einzigartigen Ort und findet auch eine Zukunft für seine Familie.
Nicht jeder ist ihm wohl gesonnen, aber Cam findet neue Freunde und Vertraute und kommt zum ersten Mal in seinem Leben endlich an.
Fazit: Was für eine herrliche Welt aus wahr gewordenen Träumen und Wünschen. Der Autor hat in jedem Fall eine wahnsinnig große Fantasie, die er hier mit vollen Händen ausgeschöpft hat. Dadurch hat er eine höchst bunte und faszinierende Welt geschaffen, die allein schon vollkommen fesselnd ist.
Der Protagonist, Cam genannt, war mir von Anfang an ein recht kauziger Typ. Der Autor hat ihn so geschickt beschrieben, dass gleich klar war, dass dieser Junge bereits einen gewaltigen Dachschaden haben muss. Er führt eine Liste mit Todesarten und ordnet diese nach erstrebenswert oder weniger bis gar nicht erstrebenswert. – In dem Alter ständig den Tod vor Augen zu haben, da gehört schon eine gewaltige Meise dazu.
Seine Zwillingsschwester sehe ich als Antagonistin. Sie leidet an einer degenerativen Krankheit, kommt mit diesem Schicksal aber sehr gut klar. Besser noch, als ihr Zwillingsbruder. Lässt sich aber trotzdem ziemlich geduldig von ihm umsorgen und schenkt ihm leider erst ziemlich am Ende des Buches reinen Wein ein. Das war mitten in der Handlung wie so ein reinigendes Gewitter zwischen den beiden.
Diese ganze konstruierte Welt im und um das Hotel herum, war einfach nur faszinierend und strotzte nur so vor fantastischer Vorstellungskraft des Autors. Er schmeißt hier Märchen, Geschichten, Romane und eigene Figuren in einen Topf und konstruiert dabei eine Welt voller unterschiedlicher Charaktere. Bösewichte sind so schnell nicht als solche zu erkennen. Einige Charaktere habe ich von Anfang an komplett falsch eingeschätzt, mochte sie nicht leiden. Dabei waren sie am Ende genau die, die dem Protagonisten wohl gesonnen waren.
Dass das Schicksal der Familie am Ende ein so dramatisches sein würde, ahnt man am Anfang nicht wirklich. Die für tot gehaltene Mutter taucht als Baum wieder auf. Genau der Baum, der verschwunden ist und mit seinem Auftauchen das Hotel und seine Mission retten kann.
Ganz nebenbei ist noch eine Hilfsaktion an vielen gequälten Kinder der Welt eingeflochten. Der Protagonist ist hier ziemlich lang auf dem Holzweg und sieht das Gute nicht. Aber zum Glück werden ihm die Augen geöffnet.
Das alles ist herrlich beschrieben. Mit einfachen Worten und nicht zu ausführlich, sodass noch genügend Raum für die eigene Fantasie ist und ich wenigstens zum Teil einen wirklich herrlichen Film vor meinem geistigen Auge hatte.
Der Sprecher war mir bis dato nicht bekannt, macht aber einen super Job. Von vornherein hat er eine sehr angenehme Stimme, der man gern zuhört. Hinzu kommt noch, eine angenehme Betonung und ein sehr angepasstes und gleichbleibendes Lesetempo. Er verschwendet nicht viel Aufmerksamkeit darauf, seine Stimme für jeden Charakter zu verstellen. Das tut auch nicht not, weil der Autor das schon so beschrieben hat, dass man das sehr gut auseinanderhalten kann. – Alles in Allem ein wirklich sehr angenehmes und kurzweiliges Buch.
Ich kann dieses Buch ruhigen Gewissens empfehlen. Keine epische Fantasy, dafür aber eine ganze Reihe Hirngespinste, die in eine wirklich gut durchdachte und super funktionierende Welt verwoben sind. Klasse Abenteuer für Jung und alt.