Rezension zu "Trinker und Träumer" von Sean O'Faolain
Wunderbare Erzählungen aus den 60er Jahren.
Sie handeln alle mehr oder weniger von der Liebe, doch wird das Thema immer von außen eingekreist. Wir verfolgen Iren im Ausland oder einen Engländer in Irland und meistens sind es Auschnitte aus dem Leben von Personen, die auf den ersten Blick wenig bis gar nicht spektakulär erscheinen. Aber O'Faolain versteht es meisterhaft aus dem alltäglichen zum innersten Kern seiner Hauptfiguren vorzustoßen. Das passiert allmählich, fast unmerkbar - und irgendwann stehen wir vor dem meist einsamen Herzen des Menschen, den uns O'Faolain in den vergangenen Seiten so nah gebracht hat, dass wir fast über seine verlorene Liebe oder die unabänderliche Einsamkeit weinen müssen.
Das sind die Gemeinsamkeiten, die die Erzählungen in diesem Band zusammenhalten. In jeder einzelnen Geschichte begegnen wir jedoch sehr unterschiedlichen Menschen mit ganz unterschiedlicher Vergangenheit. Jede einzelne Geschichte hat mich schnell gepackt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Der gesamte Band hat mich bezaubert.
Den Stil würde ich als eher gesetzt und elegant bezeichnen. Einer der ganz großen Erzähler, dieser O'Faolain - und bis vor ein paar Tagen war er mir noch völlig unbekannt. Es gibt viel zu entdecken in unserer Bücherwelt!