Sebastian Christ

 3,6 Sterne bei 13 Bewertungen

Lebenslauf

Sebastian Christ, geboren 1981, ist Journalist, Autor und Zukunftsforscher in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit Osteuropa und hat ein Jahr lang in Kyjiw gelebt, wo er zur Maidan-Bewegung geforscht hat. Seit November 2021 ist er Senior-Kommunikationsexperte beim Cyber Innovation Hub der Bundeswehr. Für seine Arbeit hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten, unter anderem zweimal den Axel-Springer-Preis. Bücher u.a.: "Das Knurren der Panzer im Frühling. Ein Kriegsbericht aus Afghanistan" (2011) und "Ich bin privat hier. Eine Ukrainereportage" (2015).

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Sebastian Christ

Cover des Buches Auschwitzhäftling Nr. 2 (ISBN: 9783534610259)
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Rezension zu "Auschwitzhäftling Nr. 2" von Sebastian Christ

HEIDIZ
Erschütternd, emotional und wissenswert

Das Buch "Auschwitz-Häftling Nr. 2" von Sebastian Christ ist sehr informativ zu lesen und erschütternd.

 

Ich bin immer froh, dass solche Bücher noch immer oder gerade immer noch geschrieben werden, dass es Menschen gibt, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, recherchieren und Daten und Fakten zusammentragen.

 

In diesem Buch wird man rund um das Leben des deutschen "Berufsverbrechers" Otto Küsel informiert, der im Mai 1940 als Häftling Nr. 2 nach Auschwitz kam. Es war geplant, dass er Kapo werden sollte, also andere Häftlinge brutal zur Arbeit zwingen sollte. Er aber schafft es, zahlreiche Polen vor dem sicheren Tod zu bewahren. 1942 gelang ihm die Flucht, sie ging in die Geschichte ein, war spektakulär und ist im Buch beschrieben. Danach versteckte er sich und lebte im Untergrund, allerdings wurde er erneut verhaftet und überlebte aber anschließende Folter und den Todesmarsch.

 

Was nach dem Krieg passierte, ich möchte es hier nicht nennen, lest selbst - in Polen ist dieser Mann ein Held, hier bei uns wohl den wenigsten bekannt. gut dass Christ recherchiert hat, 2 Jahrzehnte übrigens - und Küsels Spuren verfolgt hat.

 

Das Buch ist erschütternd zu lesen, wahrlich keine leichte Lektüre, aber eine, die lesenswert ist, eine gegen das Vergessen. Perfekt recherchiert und extrem gut geschrieben liest sich der Text durchweg sehr gut. Die Gliederung ist so gewählt, dass man sich schrittweise in die Thematik einlesen kann.

 

Das Buch noch untermalend und zusätzlich erklärend gibt es Pläne des Lagers Auschwitz, Anmerkungen und Literaturquellen und vorn im Buch drei Häftlingsfotos von Otto Küsel.

Cover des Buches Auschwitzhäftling Nr. 2 (ISBN: 9783534610259)
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Rezension zu "Auschwitzhäftling Nr. 2" von Sebastian Christ

katikatharinenhof
Wenn aus einer Nummer ein Mensch mit Herz wird

Sebastian Christ gelingt mit „Auschwitz-Häftling Nr. 2“ ein eindringliches und berührendes Buch, das die Leser auf eine emotionale Reise durch die Schrecken des Konzentrationslagers Auschwitz mitnimmt. Im Zentrum steht Otto Küsel, ein Mann, der als Häftling Nr. 2 in der Lagerliste geführt und dessen Lebensgeschichte in dieser Romanbiografie auf eindrucksvolle Weise erzählt wird.

Christ hat es verstanden, die grausame Realität des Lageralltags in kraftvollen und zugleich sensiblen Worten einzufangen. Er zeigt, wie Küsel trotz der unmenschlichen Bedingungen und der ständigen Bedrohung seines Lebens seine Menschlichkeit bewahrt. Diese Menschlichkeit wird zum zentralen Thema des Buches und stellt einen starken Kontrast zu den entmenschlichenden Praktiken des NS-Regimes dar. Küsel wird nicht nur als Opfer dargestellt, sondern als stiller Held, der in der Dunkelheit der KZ-Hölle eine Flamme der Hoffnung und des Mitgefühls entzündet.

Die Entwicklung von Otto Küsel, der von den Nazis als "Berufsverbrecher" bezeichent und dann zum Widerstandskämpfer wird, ist beeindruckend und inspirierend. Christ beleuchtet die verschiedenen Facetten seines Charakters und wie Küsel es schafft, sich gegen die Ideologien des Hasses zu stemmen und selbst immun gegen die Praktiken zu sein, die als Exempel statuiert werden.

Die Schilderungen des Lageralltags sind sehr eindringlich, dass sie die Leser :innen nicht nur informieren, sondern auch emotional berühren. Christ schafft es, die Atmosphäre der Angst, des Hasses und der Verzweiflung zu vermitteln, die in dieser dunklen Zeit herrschte. Gleichzeitig bleibt das Buch ein Mahnmal an die Gräueltaten der Vergangenheit und warnt vor den Gefahren, die in der heutigen Zeit erneut aufkeimen. Die Frage, ob die Menschheit aus der Geschichte gelernt hat, wird eindringlich aufgeworfen und bleibt im Gedächtnis des Lesers haften.

„Auschwitz-Häftling Nr. 2“ ist mehr als nur eine Biografie; es ist eine Hommage an Otto Küsel und all jene, die unter dem Nazi-Regime litten. Es ist ein Buch, das nicht nur gelesen, sondern auch gefühlt werden muss. Es regt zum Nachdenken an und fordert uns auf, die Werte der Menschlichkeit und des Mitgefühls hochzuhalten, denn die Schatten der Vergangenheit dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Ein eindringliches und wichtiges Werk, das sowohl historisch als auch gegenwärtig von großer Bedeutung ist.

Cover des Buches Auschwitzhäftling Nr. 2 (ISBN: 9783534610259)
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Rezension zu "Auschwitzhäftling Nr. 2" von Sebastian Christ

aus-erlesen
Der ganz normale Held

Im Zuge der mittlerweile über Hand nehmenden True-Crime-Welle passiert es immer wieder, dass man für den einen oder anderen Verbrecher eine gewisse Art Sympathie entwickelt. So wie in den späten Achtzigern/Beginn der Neunziger der Kaufhaus-Erpresser Dagobert zum kleinen Helden aufstieg, der die Polizei ums andere mal foppte. Ein zweifelhafter Ruhm.

Im Falle des Berufsverbrechers (den Titel bekam er in den 30er Jahren, also Achtung! nazideutsch) Otto Küsel ist die Wandlung zum Helden allerdings nachvollziehbar. Drei Jahre saß er bereits im Konzentrationslager Sachsenhausen ein als er im mai 1940 nach Auschwitz deportiert wurde. Mit einem grünen Dreieck gekennzeichnet, das ihn als Berufsverbrecher kennzeichnete. Er war die Nummer Zwei. Was nicht auf seine Stellung hinwies, sondern lediglich die Reihenfolge der Erfassung betitelt. Er war ein so genannter Kapo. Er teilte Gefangene zum „Dienst“ ein. Er entschied, wer welche Arbeiten zu verrichten hatte. Gefangene, die über Gefangene entscheiden, wer zur Arbeit noch taugt und wer … naja, man weiß um die „Alternative“…

Doch Otto Küsel war schon immer ein widerspenstiger Zeitgenosse. Politik interessierte ihn nicht besonders. Der eigene Vorteil war ihm näher. Das und die realistische Einschätzung der allgemeinen Lage war für viele seiner Mithäftlinge ein Segen. Denn Otto Küsel durfte entscheiden, wer arbeitet, und wer davon verschont wurde. Ja, verschont, denn Arbeit in Auschwitz waren mit Qualen, Pein, Prügel und dem sicheren Tod durch ein weithin sichtbares Band verbunden.

Otto Küsel gelang so gar die Flucht aus dem Massenvernichtungslager. Durch Verrat kamen ihm die Häscher jedoch wieder auf die Spur und abermals lautete die Adresse Auschwitz. Block Elf. Der berüchtigte Todesblock. Durch Amnestie des neuen Lagerleiters entging er dem sicheren Tod. Letzte Station seiner körperlichen Leidensgeschichte war Flossenbürg in der Oberpfalz. Auf dem Todesmarsch kamen die Alliierten noch rechtzeitig, um ihn vor dem geplanten Tod zu retten. Er blieb in der Gegend, nach heimatliche Berlin hatte für ihn jeglichen Reiz verloren, heiratete und gründete eine Familie. Mit denjenigen, die ihm ihr Leben verdankten, stand er bis ins hohe Alter in Kontakt. Er wurde von ihnen nicht vergessen. Dennoch ist seine Geschichte in Deutschland kaum bis gar nicht bekannt.

Sebastian Christ folgte jahrelang den Spuren des hierzulande unbekannten Helden von Auschwitz. Diese Biographie ist ein Mahnmal gegen das Vergessen. Immer wieder wurde angeregt sein Leben und das von vielen Anderen nicht auf dem noch zu erledigenden Aktenberg abzulegen. Der ehemalige polnische Außenminister Władysław Bartoszewski erwähnte ihn in seinen Erinnerungen an seine Zeit in Auschwitz. Von deutscher Seite kam nichts. Nur wer intensiv recherchiert, stößt irgendwann unweigerlich auf seinen Namen. Ab sofort ist Otto Küsel nicht mehr nur Auschwitz Häftling Nr. 2!

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