Cover des Buches Noah (ISBN: 9783404171675)
Rezension zu Noah von Sebastian Fitzek

Wie viele Menschen erträgt unser Planet?

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Überwältigt. Dieses Wort beschreibt denke ich am besten, wie ich mich nach Lesens des Romans gefühlt habe.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren

Überwältigt. Dieses Wort beschreibt denke ich am besten, wie ich mich nach Lesens des Romans gefühlt habe.

Ich muss wirklich sagen, mich hat die Story des Romans am Anfang überhaupt nicht interessiert, wieso es auch als eingefleischter Fitzek Fan so lange gedauert hat, bis ich das Buch tatsächlich mal lese. (Es stammt immerhin aus Anfang 2013). Eigentlich dachte ich nach Lesens des Klappentexts, dass dies mein erstes Fitzek Buch werden wird, das ich nicht lesen möchte, weil ich sonst nur enttäuscht bin. Meine Neugierde und die Tatsache, dass ich doch eigentlich jedes Fitzek Buch kenne, haben mich dann jedoch überredet das Buch doch zu kaufen und nachdem es eine Weile in meinem Bücherregal vor sich hingestanden hat, entschied ich tatsächlich es auch zu Lesen.

Der Protagonist hat also sein Gedächtnis verloren, lebt auf der Straße und weiß weder warum er angeschossen wurde, noch wer er überhaupt ist. Klingt für mich nicht wirklich nach einem Spiegel Bestseller. Dazu kommt der nicht schlüssig dazu passende andere Text vom Klappentext, der davon spricht, wie viele Menschen auf unserem Planeten leben und ab wann viel zu viel werden würde. Bitte was? Als ich dann noch die Wörter „Verschwörung“ und „apokalyptischer Thriller“ gelesen habe ging in mir ernsthaft eine Sorge auf, was aus meinem Lieblingsthriller Autoren geworden ist, der sich scheinbar in die Gesellschaftskritik begeben hat. (Nicht dass ich nicht auch gesellschaftskritisch bin und dem Fakt nicht zustimmen würde, dass wir dringend etwas ändern müssen, aber müssen wir das in meiner Unterhaltungsliteratur tun?)

Man sieht also wie zwiegespalten ich dem Ganzen gegenüberstand, aber ich muss sagen ich bin positiv überrascht gewesen, auch wenn ich trotzdem keine vollen fünf Sterne aus fünf vergeben kann, da mich der Beginn (und leider auch Teile zwischendrin) zu sehr gelangweilt haben.

Aber fangen wir vorne an: Vom Aussehen ist das Buch wirklich gut gemacht. Das schwarze Buch mit der weißen Hand sieht zumindest schon einmal nach besagtem „Thriller“, der drinstecken soll, aus. Schaltet man das Licht aus, dann leuchtet die Hand sogar etwas und bis auf dunklen Hintergrund sieht man nur die helle Hand, was ich als Gag obendrauf ziemlich gut gemacht finde. Warum die Hand ein „Noah“ eingeritzt hat, hat sich mir am Anfang nicht erschlossen, aber der Sinn ergibt sich zum Glück während man den Roman liest. (Nichts finde ich störender, als wenn das Cover einfach keinen Sinn ergibt und aussieht als hätte man einfach aus Beispiel-Covern das ausgesucht, welches einem unter Zeitdruck am Besten vorkam.)

Noah, wie er von den Anderen genannt wird, findet sich plötzlich unter Obdachlosen wieder und hat eine Schusswunde in der Schulter. Wie er dorthin gekommen ist, wer er ist und wer dieser Oscar ist, der sich um ihn gekümmert hat, das weiß Noah nicht. Er weiß nur, dass jemand ihn töten will, weil er scheinbar Informationen hat, an die er sich leider selbst nicht mehr erinnern kann. Es beginnt eine Suche nach seiner Identität, die sich immer mehr mit der zurzeit herrschenden „Manila“ Grippe zu überschneiden scheint. In was ist Noah da reingeraten? Oder hat er sogar etwas mit dem Ganzen zu tun?

Man kann kaum über den Inhalt des Buches referieren, ohne den Plot nicht schon teilweise zu verraten, denn abgesehen von den (für mich) langweiligen Szenen aus Manila, in denen das Leben im Slum beschrieben wird, wird man immer wieder vor den Kopf gestoßen mit Informationen, die man sich so nicht zusammengereimt hatte. Immerzu wirft der Roman Fragen auf, beantwortet sie eine Weile später und erklärt dann jedoch wieder, dass dies keine ehrliche Antwort auf die Frage, sondern wieder nur eine Lüge war. Das macht wirklich einen großen Teil der Spannung des Romans aus, denn ich musste wirklich mehrmals wirklich bewusst meinen Mund wieder schließen, der vor Erstaunen oder Schock weit offen stand. Liest man dann ein paar Seiten weiter, dann hat sich das, wovor man eben noch schockiert war, fast wieder in Luft aufgelöst und man hängt dem nächsten kleinen Informationsschnipsel nach und empfindet so am eigenen Leib mit, wie furchtbar es sein muss, seine eigene Identität nicht zu kennen, wenn man keine verlässlichen Personen im Umfeld hat, die alles aufklären können.

Die Szenen aus Manila kommen mir leider etwas zu langgezogen vor und sind, wenn man Fitzeks normalen Schreibstil gewohnt ist doch etwas langweilig. Mir kommen die Passagen etwas gezwungen vor, so als ob man im Unterhaltungsroman noch zwanghaft versucht hat etwas Gesellschaftskritik unterzubringen, die den Leser zum Nachdenken anregen soll.

Nun zum Fazit: Im Gegensatz zu allen üblichen Fitzek Romanen ist die Weiterempfehlung hier nicht ganz so einfach. Jeder eingefleischte Fitzek Fan wird den Roman wahrscheinlich sowieso lesen, aber ich befürchte, dass der ein oder andere Leser enttäuscht sein wird, wenn er sich vor dem Kauf nicht klar macht, dass dies definitiv kein üblicher Fitzek Roman ist, wie man ihn sonst kennt.

Dieser Roman mischt Gesellschaftskritik mit einer Menge Fragen und einem Haufen Spannung, jedoch könnte man ihn vielleicht auch eher außerhalb der Thriller-Schiene verkaufen. Wer nur auf Spannung und eine wirklich unglaublich schockierende und gedankenanregende Geschichte im Apokalyptik-Stil wartet, der ist hiermit wirklich mehr als gut bedient!

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