Der Filmemacher Luis Buñuel ist egozentrisch, mag die Menschen nicht, gehört der Szene der Surrealisten von Paris an, und ist mittellos. Seine ersten beiden Filme waren erfolgreich wie skandalös. Und er möchte gerne einen neuen Film machen, seine wirr umher hüpfenden Gedanken samt seiner Verbitterung in bewegende Bilder bannen. Provozieren. Aber ihm fehlt das Geld. Da kommt ihm sein Freund Ramon, sofern man in Buñuels Kreisen überhaupt von Freunden sprechen kann, gelegen. Ramon, ein Anarchist bis in die Haarspitzen, hat im Lotto gewonnen und bietet an, einen neuen Film zu finanzieren.
Das Thema ist rasch gefunden. Es soll ein Film werden über Menschen, die nichts als ihr Leben, und das was sie am Leib tragen, haben. Sie fahren zu viert nach Las Hurdes, eine einst heroische Region in Spanien, die nur mehr Armut zu bieten hat. Das alles passiert 1932.
In der Region angekommen, weiß Buñuel, dass er dort richtig ist. Die Menschen im Dorf, von bitterster vom kargen Leben gebeutelt, haben in ihrem Leben noch nicht mal ein Automobil gesehen. Wie Menschen von einem fernen Stern erscheinen ihnen die Filmemacher.
Der Dreh beginnt, Bilder werden aufgenommen, doch Buñuel ist nicht zufrieden. Es fehlt etwas, kann aber nicht sagen, was es ist. Erst eine Entdeckung im Kloster, in welchem sie untergebracht sind, beflügelt seine Phantasie auf grausame Art. Der Film wird ein Skandal, nach der Premiere in Spanien sofort verboten.
Sebastian Guhr beschreibt in diesem schmalen Band in knappen Worten die Entstehungsgeschichte zum Film „Las Hurdes“ und zeichnet ein eindrucksvolles Psychogramm des Regisseurs. Klare Bilder tauchen auf, mehr als plastisch. Fast kann man den Knall von Buñuels Revolver, eine Schlüsselszene, (Triggerwarnung!) hören.
Buñuels Gedankengänge (und seine Filme) können schwer auf seinem Publikum lasten, sie erzeugen einen gewissen Druck. Um so leichter schafft es hier der Autor, die Gewalt (doppeldeutig) der surrealen Momente in ein klares, reales und leicht zu lesendes Abbild zu projizieren.
Gerne gebe ich hier eine Leseempfehlung, für alle, die sich auf diese Abenteuer einlassen wollen.
Sebastian Guhr
Lebenslauf
Alle Bücher von Sebastian Guhr
Mr. Lincoln & Mr. Thoreau
Chamissimo
Der spanische Esel
Die langen Arme
Die Selbstlosen
Im Boxring meines Kopfes hau ich jeden um
Neue Rezensionen zu Sebastian Guhr
Da versucht man doch nur seiner Leidenschaft zu fröhnen, und einen Film auf die Beine zu stellen. Okay, vorzugaukeln einer Frau mit einer Rasierklinge das Auge zu zerschneiden (wofür man mit Misserfolg bestraft wird), bedarf mehr nur einer halbherzigen Erklärung. Aber beim nächsten Mal wird alles anders. Zumal, wenn man schon einen großzügigen Gönner gefunden hat, der sein Geld für die Realisierung in der Mitte Spaniens zur Verfügung stellt. Man muss ihn nur von seiner Idee – sofern vorhandne – überzeugen. Und ebenso den Ideen des Geldgebers permanent eine Absage erteilen… der Beruf des Filmemachers, des Künstlers, ist eigentlich ganz einfach. Und wenn man Luis Buñuel heißt, sollte das doch kein Problem sein.
Naja, so einfach ist es dann doch nicht! Denn Buñuel war kein einfacher Charakter. Und seiner Ideen waren nicht das, was man massenkonform nennt. Und so sollte es auch wieder kommen. Mitten im Nirgendwo der Extremadura, in Las Hurdes will der eigenwillige Künstler einen Dokumentarfilm drehen. Um ihn herum nur Einöde, nur Elend. Die Menschen sind verwahrlost und als die Vier-Mann-Crew eintrifft, sehen die meisten von ihnen zum ersten Mal ein Auto. Doch dann hat eine zündende Idee – der Esel da, genau der … Buñuels Revolver … da lässt sich doch bestimmt etwas machen… oh je. Der Skandal ist ein weiteres Mal vorprogrammiert.
Sebastian Guhr gibt seiner Phantasie jede Menge Zucker. Er kratzt die harten Fakten der Filmgeschichte zusammen und knetet sie zu einer weiteren Kunstfigur erneut zusammen. Buñuel und seine Entourage werden zum Spielball ihrer eigenen Gedanken. Alles real. Alles surreal. Der Film wurde von den spanischen Faschisten verboten. Und ist ein Klassiker – nicht wegen der Legende, sondern wegen des Themas. Buñuel filmte Menschen, die nichts – absolut gar nicht, nichts zu essen, nur die Kleidung am Leibe, und vor Perspektiven ganz zu schweigen - besaßen. Und dann die Sache mit dem Esel…
So schwierig Buñuels Filme manchmal zu verdauen sind, so leichtfüßig schafft es der Autor dem Surrealisten Buñuel nahe zu kommen. Mit Akribie recherchiert und mit straffer Feder zu Papier gebracht. Ganz real!
Sebastian Guhr hat eine bezaubernde, spannende, lustige und äußerst unterhaltsame Romanbiografie über den deutsch-französischen Naturforscher und Autor Adelbert von Chamisso verfasst.
Bemerkenswert ist dabei nicht zuletzt, dass es Guhr schafft, dieses schillernde, prall gefüllte Leben auf gerade einmal 200 Seiten nachzuzeichnen, beginnend von Chamissos jungen Jahren, in denen er aus seiner behüteten Kindheit auf Boncourt in der Champagne, dem Stammschloss seiner adeligen Familie gerissen wird. Die in Folge der französischen Revolution verarmten Eltern fliehen über mehrere Zwischenstationen schließlich bis nach Berlin. Chamisso verdingt sich beim Militär, wird Linguist und Naturforscher - und Liebhaber zahlreicher Damen.
Sebastian Guhr bleibt bei der Schilderung von Chamissors Lebensweg fast durchweg nah an den bekannten Fakten, versteht es aber, diese gekonnt mit fantasievollen Details auszuschmücken. So wähnt man sich bei der Lektüre schnell inmitten eines Abenteuer- oder Liebesromans, wenn von Adelberts amourösen Verstrickungen oder seinen Forschungsreisen rund um die Welt erzählt wird.
Besonders hervorheben möchte ich den wundervoll gestalteten Schutzumschlag mit geprägten Muschelornamenten, der dem Hardcover eine sehr hochwertige und edle Note verleiht - perfekt als Geschenk!
Gespräche aus der Community
Nachdem Adelbert mit seinen Eltern vor der Französischen Revolution fliehen muss, beginnt für ihn eine lebenslange Reise durch die Wirren aller gesellschaftlichen, geistigen und geografischen Welten seiner Zeit. Er wird Page am preußischen Hof, verdingt sich als Soldat, schließt Freundschaft mit dem Verleger Eduard Hitzig, verbringt auf der Flucht vor Napoleons Truppen einen Sommer als Liebhaber Madame de Staëls am Genfer See, erlangt unverhofft Berühmtheit durch seine Erzählung Peter Schlemihls wundersame Geschichte, bereist auf einem Expeditionsschiff den gesamten Erdball, verliert sich fast auf Hawaii und macht sich schließlich als Botaniker einen Namen an der Berliner Universität.
Pressestimmen:
„Ein intelligenter Roman über die verschlungenen Lebenswege eines Wissenschaftlers, phantasievoll und unterhaltsam geschrieben.“
Der Tagesspiegel
Hier gibt es meine - begeisterte - Rezension: https://www.lovelybooks.de/autor/Sebastian-Guhr/Chamissimo-5166970534-w/rezension/8026113656/
Ich möchte mich aufrichtig für die Verspätung entschuldigen. Ich war krank und konnte wochenlang nicht tippen, und dann habe ich es leider vergessen, die Rezension einzustellen.
Ich habe sie nun auch auf Amazon, Thalia, Hugendubel und buecher.de gepostet. Vielen Dank für dieses tolle Leseerlebnis!
Ich verlose 10 Exemplare meines neuen Romans. Und vom Verlag gibt es auch eine tolle Aktion: für jedes verkaufte Buch wird im Rahmen des EDEN REFORESTATION PROJECT ein Baum auf Madagaskar gepflanzt!
https://www.lovelybooks.de/autor/Sebastian-Guhr/Mr-Lincoln-Mr-Thoreau-2937568714-w/rezension/3580759556/Vielen Dank für dieses interessantes und vor allem bildungsreiche Buch. So habe ich wieder etwas über die amerikanische Geschichte erfahren. Ich habe meine Rezension auf weiteren sechs Foren veröffentlicht und werde natürlich umfangreiche Mundpropaganda machen.
Zusätzliche Informationen
Sebastian Guhr wurde am 24. Mai 1983 in Berlin (Deutschland) geboren.
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