Der zweite Roman von Sebastian Korndörfer fällt etwas kürzer aus (163 Seiten), jedoch keineswegs schwächer als der Vorgänger, sondern ist eher noch stärker geschrieben und übertrumpft den Debütroman noch mal ein klein wenig. Sehr prägnant, spannend und trotzdem ereignisreich erzählt er die Geschichte von Karl Hofstetter, der sich in einer kleinen Pension, einer Mas, im Süden Frankreichs zu Ruhe gesetzt hat und dort seinen Lebensabend ausklingen lassen will. Seinen Job hat er gekündigt und sein Leben in Hamburg hinter sich gelassen. Der Fall mit Ben und dem Rattenkönig, von dem er sich im Ruhestand erholen will, soll ihn jedoch alsbald einholen, denn er trifft wieder auf drei Wesen mit Rattengestalt. Diese sind zu seiner Überraschung aber nicht mehr die gehässigen Kreaturen, wie er sie damals wahrgenommen hat: Es sind drei erleuchtete und reife Wesen, die ihm den Weg zu (Selbst-)liebe, Freundschaft, Versöhnung und zum Glauben/zu Gott im Kampf mit dem Herrren der Finsternis weisen werden.
Besonders gut gelungen sind meines Erachtens nach die sogenannten "Satsang"-Einschübe zwischen Karl und Lara. Dort wird Karl in geistreichen Parabeln, mythischen Erzählungen und Analogien Weisheit und spirituelle Weiterentwicklung nähergebracht. Die szenischen Landschaften und kulturellen/kulinarischen Gegebenheiten in Südfrankreich wird außerdem hervorragend beschrieben. Alles in allem 10 von 10 Punkte.