Kein anderer Planet beeinflusst das Denken der Menschen der letzten Jahrhunderte so sehr wie der Mars. Die Vorstellungen von Leben, welches dort existiert oder existiert hat, bis hin zu einer möglichen Kolonie der für die Menschheit. Es ist unumstritten, dass wir irgendwann diese Planeten besuchen werden. Ob in diesem oder im nächsten Jahrhundert, es wird passieren. Was neben der Science Fiction erfunden wurde, gibt es im Anhang als anschaulichen Literaturabriss noch einmal zusammengefasst. Viel wichtiger ist jedoch die Frage, wie steht es mit der Realität? Wie weit weg sind wir davon entfernt, diese Reise antreten zu können? Genau dieser Frage geht dieses Buch nach. Zur Einstimmung gibt es ein Vorwort von Clayton C. Anderson (ehemaliger ISS Astronaut). Danach wurde das Buch in drei Teile zerlegt. Am Anfang steht die Missionsplanung.
Hier starten wir nicht nur einfach mit der Auswahl der richtigen Crewmitglieder. Es gibt unzählige Fakten die man bereits über die Raumfahrt weiß und das nicht nur durch das Apolloprogramm. Interessanterweise werden auch Erkenntnisse von anderen Weltraumprojekten in das Buch eingeflochten. Die Experimente, welche in all den Jahrzehnten schon gemacht wurden, brachten immer mehr Erkenntnisse, wie das Leben dort oder auf dem Flug dorthin für den menschlichen Körper wohl ist. Wo erst die Schwerelosigkeit für Probleme sorgt, ist es später die eisige Kälte des Planeten und die gefährliche Strahlung der Sonne. Im Endeffekt ist der Körper des homo Sapiens eben nicht dafür geeignet im All zu leben oder es zu durchreisen. Schon nach wenigen Wochen verliert man nicht nur Muskelmasse, sondern auch die Knochen bauen nach und nach ab.
Da es keine richtige Atmosphäre auf dem Mars gibt und auch die Schwerkraft eine deutlich andere ist, kann man hier nur mit technischen Hilfsmitteln kurze Momente außerhalb eines Habitats auf dem toten Planeten überleben. Astronauten der Zukunft werden mit jedem Schritt, der Richtung Mars geht, immer neue Grenzen überwinden. Sei es die Isolation während des Flugs, die einsame Einöde des Mars, die fehlende Zweisamkeit, Essen, Wasser, Wärme und vieles mehr. Die Herausgeber haben neben den nachzuschlagenden Fakten auch ein kleines fiktives Tagebuch integriert, was meiner Meinung gar nicht so notwendig war. Es gibt auch ein paar Bilder und Zeichnungen, welche nicht immer an den passendsten Stellen zu finden sind, aber schön die heutigen Möglichkeiten aufzeigen. An dieser Stelle hätte ich mir ein paar mehr Abbildungen zu den aktuellen Konzeptzeichnungen der ESA, NASA oder von Space X gewünscht.
Wobei man allein damit hätte schon ein Buch füllen können. Der Marsianer von Andy Weir wird auch mehr als einmal als Beispiel genommen, wie so eine Mission funktionieren oder scheitern könnte. Wer sich schon ein wenig mit dem Mars beschäftigt hat, der wird an vielen Stellen nur noch einmal kompakt eine Auffrischung bekommen und dennoch gibt es in Nebensätzen schön kleine Anekdoten, die vielleicht noch nicht jeder wusste. Wie etwa, dass man im Weltraum, während des Schwerelosigkeit gar nicht richtig schwitzen kann. Der Schweiß löst sich vom Körper und bleibt nicht als Film auf der Haut, um seine kühlende Wirkung zu entfalten. Ein anderer Fakt, was wäre, wenn wir Leben auf dem Mars durch Kontamination vernichten, nur weil eine Mikrobe oder ein Bakterium freigesetzt wurde und dort ungeniert den Planeten erobert?
Fazit:
3... 2... 1... Liftoff! Es werden sicher noch viele Jahre vergehen, bis diese Worte im TV zu hören sind und das erste Raumschiff der Menschen zum Mars aufbricht. Bis dahin heißt es Wissen sammeln und aus Erfahrungen lernen. Genau das haben Sascha Mamczak & Sebastian Pirling gemacht. Aus einer guten Auswahl von Büchern haben sie Fakten zusammengetragen und präsentieren den Stand der Dinge aus dem Jahr 2015. Mittlerweile sind sicherlich noch einige neue Erkenntnisse hinzugekommen und dennoch findet man hier spannende Momente der Raumfahrt mit Hintergrundinformationen, welche man vielleicht noch nicht kannte. Technische Details zu Raumschiffen, Antrieb und Lebenserhaltung, bis hin zu Zahlen und Fakten zum Planeten Mars selbst. Es gibt Probleme über Probleme, die man auf so einer Reise umschiffen muss und doch wird die Sehnsucht und die Neugier der Menschheit eines Tages dieses Wunder vollbringen und wir finden einen Weg zum roten Planeten.
Matthias Göbel
Autoren: Sascha Mamczak & Sebastian Pirling
Taschenbuch: 304 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Veröffentlichung: 12.10.2015
ISBN: 9783453317185
Sebastian Pirling
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Sebastian Pirling
Der Planet der verbotenen Erinnerungen
Neue Rezensionen zu Sebastian Pirling
Wir sind die Erzähler, die Exegeten – und das ist es, was wir tun. Wir erinnern uns.
Ein aufstrebender junger Wissenschaftler von der Universität Alpha Centauri unternimmt eine Forschungsreise zum Agrarplaneten Makoto. Sein eigentlicher Beweggrund für diese Expedition ist jedoch die Suche nach den Exegeten, einer geheimen Gemeinschaft.
Der Klappentext dieses Buches lässt eine spannende Reise – wörtlich „das Abenteuer seines Lebens“ - vermuten. Doch entgegen diesen Verheißungen schaffte es dieser Roman, der mit dem C.S. Lewis-Preis ausgezeichnet wurde, in keiner Weise, mich zu fesseln. Es gelang mir einfach nicht, gedanklich in dieses Abenteuer einzutauchen und mich an der Seite des Protagonisten Benjamin G. Sacharow auf die Suche nach den Kryptoreligiösen zu begeben, ihre Rituale zu erforschen. Zu abstrus und futuristisch waren für mich die Beschreibungen des Lebens in Makoto – Nahrungsdrucker, nanointelligente Selbst, Körpertech-Stromkörperkonzepte, intelligente Hartschaumwände, Organsurfer und Menschen, die ihre Körper an Digitalreisende vermieten, Menschen mit eingebauten Nokis und Körpertechimplantaten oder Gespräche mit auf Podesten ruhenden Köpfen sowie das Wandeln in Hallen, die „eigentlich“ die Innereien einer Person sind, ließen mich verwirrt zurück. Weder der Handlungsstrang mit dem durch ein Flexoskelett und neuen Augen ausgestatteter Benjamin G. Sacharow als Protagonist, noch die eingeschobenen Kapitel mit den Erzählungen des alten Psychophysikers und Digitalanatomen Taliesin val Akumai, der als Kind seiner eigenen Enkelin begegnete, vermochten mich an dieses Buch zu fesseln.
Nach mehrfachen Versuchen brach ich diesen Roman nach etwa siebzig Seiten ab und muss ernüchtert feststellen, dass Science-Fiction definitiv nicht mein Genre ist. In diesem Fall kam das falsche Buch somit zum falschen Leser. „Der Planet der verbotenen Erinnerungen“ hat meinen persönlichen Lesegeschmack leider in keinerlei Hinsicht getroffen - ich konnte mich weder mit dem Schreibstil, den Figuren der Handlung, noch mit dem Inhalt anfreunden. Schade.
„...Der Mensch lebte von der Erde, folglich waren die Speisen der Erde gut für ihn. Wir aber, wir sind keine Erdenmenschen mehr. In den letzten tausend Jahren haben wir uns zu einer astralen Spezis weiterentwickelt. Wir haben den Raum gemeistert, und an der Bezwingung der Zeit arbeiten wir noch...“
Wie schon das obige Zitat zeigt, befinden wir uns in einer fernen Zukunft. Benjamin ist Gedankendesigner. Doch der Tod seines Professors hat in ihm Fragen aufgeworfen. Wer sind die Exegeten? Was macht sie zu etwas Besonderen? Um dies zu erforschen, ist er auf Makoto gelandet. Sein Auftrag muss geheim bleiben, denn die Exegeten entsprechen nicht dem gängigen Bild der Zeit.
Der Autor hat zwar einen spannenden Roman geschrieben, doch der rote Faden geht ab und an verloren.
Die Geschichte lässt sich nicht ganz einfach lesen. Das liegt nicht zuletzt an der komplexen Welt der Zukunft. Der menschliche Körper wird gekonnt mit technischen Raffinessen aufgewertet. Gleichzeitig werden alle gedanklich gleichgeschaltet, denn Erinnerungen gibt es nur noch auf Speicherchip, den man im Körper trägt. Das menschliche Gedächtnis als Hort der Erinnerung, wird ausgeblendet.
Benjamin gelangt an die Erinnerungsfragmente seines Mentors und Professor. Sie reichen zurück in eine Zeit, wo in der Galaktopole, einer Art Gefängnis, Menschen aller Religionen umerzogen wurden. Trotzdem ist es einigen gelungen, die Erinnerung daran zu bewahren.
Wie die offizielle Regel lautet, besagt das folgende Zitat.
„...Nur wer etwas tat, existierte. Menschsein und Arbeiten waren eins, tun und Sein nicht länger voneinander unterscheidbar. […] Bürger, du bist, was du tust...“
Verschiedene Entwicklungen der Menschheit werden kurz angerissen. Keine davon allerdings macht für mich diese Zukunft lebenswert. Und es gibt eine neue Bedrohung. Sie wird als interstellare Wolke bezeichnet, aber weder genauer erklärt noch deren Wirkung dargestellt. Für mich als Leser bleibt sie eine anonyme Gefahr, deren Sinn ich nicht verstehe.
Das Buch wird in zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen begleite ich Benjamin auf seinen Weg über den Planeten Makoto, zum anderen werden immer wieder die Fragmente von Professor Taliesin val Akumei eingeblendet. Doch auch in den Bereich erscheint mir manches unvollendet. Der Professor hat mit der Zeit experimentiert. Das ist schief gegangen. Warum, ist unklar. Für mich liest es sich wie Sabotage. Aber vom wem? Und warum haben ihn danach Freunde und Familie verlassen?
Interessant fand ich, das es in der Welt der Zukunft noch bestechliche Beamte gibt. Die interstellare Wolke verschärft das Flüchtlingsproblem. Auch darüber geht die Meinung der Exegeten auseinander. Für mich sind die Exegeten Menschen, die abseits des Mainstreams leben und auf persönliche Erinnerungen setzen. Was sie damit für die anderen so gefährlich macht, bleibt für mich unklar. Deutlich wird allerdings, dass sie ein anderes Menschenbild als ihre Zeitgenossen haben. Das zeigt sich vor allem im Umgang mit dem Tod.
Die Geschichte hat mir gut gefallen. Trotzdem hat sie ein paar Schwächen. Zum einen nimmt die Begegnung mit den Exegeten nur einen geringen Teil des Buches ein, zum anderen ist es ein Ende ohne Hoffnung. Die Welt der Zukunft ist eine Welt ohne Religion. Der Gegenentwurf durch die Exegeten allerdings ist mir zu unausgereift.
Gespräche aus der Community
Community-Statistik
in 8 Bibliotheken
von 1 Leser*innen aktuell gelesen