Cover des Buches Von Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt (ISBN: 9783492060554)
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Rezension zu Von Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt von Sebastian Schnoy

Auf Ehre und Gewissen – Werte, Kosten und Bedarf

von ferruccio vor 8 Jahren

Rezension

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ferrucciovor 8 Jahren

Hand aufs Geldtäschchen, wer träumt nicht davon, reich zu sein oder zumindest genug Geld zu haben, verbindet man doch damit schon über Jahrhunderte hinweg Zufriedenheit, gesellschaftlichen Aufstieg, Macht und sogar Glück. Arm und Reich, getrennt durch die Verhältnisse, verbindet doch dieses uralte und vielleicht auch ewige Streben. Wider besseren Wissens, so scheint es. Geld macht definitiv nicht glücklicher. Im Gegensatz dazu ist leider ebenso wahr, dass Geld die Welt regiert. Alles hat seinen Preis.

Vielversprechend schon das Kapitelverzeichnis. Schulden bei der GEZ, der Zins im Islam, die Abschaffung des Bargeldes, die reichsten Menschen der Welt, Schwarze Freitage, was kostet die Liebe, unverkäufliche Dinge beispielsweise sollen näher betrachtet werden. Das Feld ist weit und unübersichtlich. Doch Schnoy bahnt sich einen für uns recht unterhaltsamen Weg hindurch – bis an den Horizont, und darüber hinaus. Grenzen, Möglichkeiten und Moral werden dabei gewollt überschritten, die sich gegenseitig immer wieder anstoßende Wechselwirkung zwischen Ursache und Ertrag werden historisch fundiert, psychologisch erklärt und philosophisch unterfüttert.

Ja, es geht nur um den schnöden Mammon. Dennoch hat man beim Lesen der teils witzigen aber immer anspruchsvollen Lektüre das angenehme Gefühl, sich selbst für einen Augenblick der Jagd zu entziehen und genüsslich andere bei ihrer Hatz zu beobachten.

Wohin wird das alles führen? Wie lange kann das noch gut gehen? Eine alte Weissagung der Indianer besagt: Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann. Keiner von uns wird sich zwar daran beteiligt fühlen, doch genau das ist mit im Gewinn enthalten, von dem ja jeder etwas (mehr, mehr, mehr) abhaben will. Hinzu kommt, dass Geiz geht schon geil genug ist. Ich bin reich! Oder doch besser: Es reicht?

So weit und so kritisch geht das Buch bei Weitem nicht, das ist auch nicht das Anliegen des Autors. Zwar geht Schnoy wirklich unparteiisch und unvoreingenommen ans Werk, doch wirkt seine Abhandlung damit bisweilen auch unbeteiligt und oberflächlich. Eine echte Analyse findet nicht statt, aber immerhin eine sehr umfangreiche Bestandsaufnahme, die etwas andere Daseinsinventur. Man sollte das Buch daher zwar ernst nehmen, dennoch mit Humor betrachten. Andere Länder, KEINE anderen Sitten. Was oder besser wer macht das Treiben wirklich verrückt?

Immens viele Fakten, Meinungen, Sachverhalte, Machenschaften und Zitate aus verschiedenen Epochen und Kulturen stehen sich gegenüber und bauen aufeinander auf. Durch das ständige Switchen zwischen den geschichtlichen und gesellschaftlichen Bereichen, der Arbeitswelt und dem Privaten lässt keine Tiefenschürfung zu. Es bleibt zwar durchweg informativ und unterhaltsam, doch manches hätte ich eben doch gerne noch etwas genauer gewusst. Ein riesiger Background, doch keine Abrechnung, kein Ergebnis.

Die persönliche Meinung zum Thema Geld, dem Haben und Wollen, das damit verbunden ist, wird das Lesen des Buches nicht verändern. Und auch so wird alles bleiben, wie es ist. Aufrechnen und heimzahlen kann man ja bekanntlich auch ohne Geld. Und umgekehrt kann man auch mit Geld Schuld(en), Verluste oder etwas gut haben.

Ich stimme dem Autor zu – es gab eine Welt vor dem Geld und es wird eine nach dem Geld geben. Übrig aber bleiben in jedem Falle wir. Jeder ist mit im großen Hamsterrad, doch das Tempo und die Intensität des Mitstrampelns können wir ein gutes Stück weit doch immer noch selbst bestimmen. Und so soll der Hund ruhig auf den großen Haufen gehen, ich erfreue mich an meinem Kleinvieh und lächle dem sich mühsam ernährenden Eichhörnchen zu. Es zwinkert zurück.

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