Sebastião Salgado

 4,3 Sterne bei 7 Bewertungen
Autor von Mein Land, unsere Erde, Africa und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Sebastião Salgado begann 1973 seine Karriere als Fotograf in Paris und arbeitete in der Folge für die Fotoagenturen Sygma, Gamma und Magnum Photos. Im Jahr 1994 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Lélia Wanick Salgado die Agentur Amazonas Images (heute ihr Studio), die sein Werk exklusiv vertritt. Salgados fotografische Projekte wurden in zahlreichen Ausstellungen und Büchern gezeigt, darunter Sahel. L’Homme en détresse (1986), Anderes Amerika (1986), Arbeiter (1993), Terra (1997), Migranten (2000), Kinder der Migration (2000), Africa (2007), Genesis (2013), Duft der Träume (2015), Kuwait. Eine Wüste in Flammen (2016) und Gold (2019).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Sebastião Salgado

Cover des Buches Mein Land, unsere Erde (ISBN: 9783312011520)

Mein Land, unsere Erde

 (3)
Erschienen am 23.09.2019
Cover des Buches Africa (ISBN: 9783822856215)

Africa

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Erschienen am 31.08.2022
Cover des Buches Duft der Träume (ISBN: 9783868738841)

Duft der Träume

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Erschienen am 20.08.2015
Cover des Buches Sebastião Salgado. Amazônia (ISBN: 9783836585118)

Sebastião Salgado. Amazônia

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Erschienen am 15.11.2021
Cover des Buches De ma terre à la Terre (ISBN: 9782750907631)

De ma terre à la Terre

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Erschienen am 05.09.2013
Cover des Buches GOLD (ISBN: 9783836575089)

GOLD

 (1)
Erschienen am 22.02.2022

Neue Rezensionen zu Sebastião Salgado

Cover des Buches Africa (ISBN: 9783822856215)
dunkelbuchs avatar

Rezension zu "Africa" von Sebastião Salgado

Eine Hommage an Afrika
dunkelbuchvor 4 Monaten

Diese bemerkenswerte Sammlung aus über 30 Jahren fotografischer Arbeit vereint Sebastião Salgados kraftvolle Schwarz-Weiß-Bilder Afrikas in einem Band. Die Aufnahmen erzählen die Geschichte eines Kontinents, der von Unruhen verwüstet wurde und doch unermesslich reich ist an Geschichte und Kultur. Mit Verständnis und Demut zeigt uns Salgado einige sehr unterschiedliche Regionen, die im Angesicht ökologischer und humanitärer Krisen überleben. 

In zeitlosen schwarz-weiß Bildern zeigt uns Salgado, welche Macht Fotografie ausüben kann. 

Ein gewaltiges, aufwühlendes Werk.

Cover des Buches Mein Land, unsere Erde (ISBN: 9783312011520)
pardens avatar

Rezension zu "Mein Land, unsere Erde" von Sebastião Salgado

Ein bewegtes Leben...
pardenvor 3 Jahren

EIN BEWEGTES LEBEN...

Der brasilianisch-französische Starfotograf Sebastião Salgado wird weltweit gefeiert für seine eindringlichen Fotoreportagen, ausschließlich in Schwarz-weiß. Seine sozialdokumentarischen Bilder, für die er seit Jahrzehnten um den Globus reist, halten uns den Spiegel vor und zeigen uns zugleich die Welt als Schöpfung von überwältigender Schönheit. Seine Bilder zeugen von der Würde des Menschen ebenso wie von der Majestät und der Verletzlichkeit unseres Planeten. In Mein Land, unsere Erde erzählt der Fotograf die Geschichten hinter seinen berühmtesten Reportagen. Salgado gewährt Einblick in seine Überzeugungen und seine Entwicklung – als Fotograf, als Künstler, als Aktivist und als Mensch – ein beeindruckendes Selbstporträt des legendären Mannes hinter der Kamera. 


"Bilder sind eine Art wirkungsvollere Schrift, da man sie überall auf der Welt ohne Übersetzung lesen kann." (S. 72)


Aufgewachsen in den 1950er Jahren auf einer Farm in Brasilien, empfand Salgado von Kind an eine tiefe Verbundenheit mit der Natur. Zugleich entwickelte er aber auch einen wachen Blick für die prekären sozioökonomischen Verhältnisse, unter denen viele Menschen ihr Leben fristen müssen. Von den unzähligen Werken, die Sebastião Salgado geschaffen hat, ragen drei Langzeitprojekte besonders hervor: 

  • die Dokumentation des allmählichen Verschwindens traditioneller handwerklicher Arbeit weltweit (Workers, 1993), 
  • die Darstellung der massenhaften Wanderungsbewegungen, die durch Kriege, Unterdrückung, Hunger und Naturkatastrophen sowie Umweltzerstörung und den Druck des demografischen Wandels angetrieben werden (Migrations, 2000)  - "Alle sollten von dem Entsetzlichen erfahren. Niemand hat das Recht, sich vor dem Unglück seiner Zeit zu schützen, denn wir tragen auf gewisse Weise alle die Verantwortung dafür..." (S. 117)
  • die Präsentation der Schönheiten der Erde und die Schärfung des Bewusstseins dafür, wie kostbar die letzten unberührten Winkel unserer Welt sind – für uns selbst wie für zukünftige Generationen (Genesis, 2019) - „Rund 46 % des Planeten sind noch immer in dem Zustand, in dem er sich bei seiner Entstehung befunden hat. Wir müssen das Bestehende bewahren.“


Nach seinem Studium in São Paulo und Paris hatte Sebastião Salgado eine Karriere als Ökonom vor sich – entschied sich jedoch für die Kunst. Bereits zu Beginn fotografierte er kaum einmal in Farbe, konzentrierte sich bald schon nur noch auf die Schwarz-Weiß-Fotografie:


"Bei Schwarz-Weiß und all seinen Grauschattierungen hingegen kann ich mich auf die optische Dichte der Personen, ihre Haltung, ihre Blicke konzentrieren, ohne dass die Farbe stört. Natürlich ist die Realität eine andere. Aber wenn wir ein Schwarz-Weiß-Bild betrachten, durchdringt es uns, wir verarbeiten es, setzen es unbewusst in Farbe, eignen es uns an. Ich halte die Kraft von Schwarz-Weiß wirklich für außerordentlich..." (S. 163 f.)


In kurzen Kapiteln von meist nur wenigen Seiten entführt uns Salgado zu den wichtigen Stationen seines Lebens - privat wie beruflich. Dabei drängte sich mir zunehmend der Eindruck auf, dass ein einziges Leben gar nicht ausreicht für das, was dieser Fotograf auf die Beine gestellt hat. Oft lebte er für seine Reportagen monate- oder auch jahrelang am Ort des Geschehens, bereiste über 120 Länder, erstellte zahlreiche Fotobände, präsentierte Ausstellungen, lieferte Bilder für Magazine und Zeitschriften. Ohne seine Frau Léila wäre all dies nicht möglich gewesen.

Und als würde das nicht ausreichen, engagiert sich Salgado auch noch direkt in seinem Heimatland. In Brasilien pflanzten er und seine Frau bereits über zwei Millionen Bäume und forsteten damit einen Teil des Atlantischen Regenwaldes wieder auf. Ein Idealist? Vielleicht. In jedem Fall ein Mann, der all seine Energie dafür aufwendet, auf Missstände wie auf Schönheiten mit Hilfe seiner Projekte aufmerksam zu machen.

Doch auch der Mensch Salgado blitzt hier immer wieder auf. So war seine Verzweiflung, seine tiefe Hoffnungslosigkeit nahezu greifbar, als er die Jahre schilderte, in denen er an der Dokumentation über die weltweite Flüchtlingsbewegung arbeitete. Oft nur angedeutet, ahnt man als Leser die Gräuel, die er durch den Sucher seiner Kamera und abseits davon zu sehen bekam. Danach brauchte er eine lange Phase der Regeneration.

Tatsächlich konnte ihm nichts Besseres einfallen als im Anschluss  an einer Präsentation der Schönheiten der Erde zu arbeiten, wobei ihm auch der Mensch wieder anders begegnete - dort, an den letzten unberührten Winkeln der Erde, traf er auf naturverbundene Menschen, die ihm vor Augen führten, dass der Mensch nicht zwangsläufig der Untergang der Natur sein muss, sondern dass es auch ein Miteinander gibt:


"Im Grunde bestand das schönste Geschenk, das ich mir in den letzten acht Jahren gemacht habe, darin, meiner eigenen Art zu begegnen, so wie sie vor mehreren Tausend Jahren war. Sie brachte mir vieles bei, was wir über die Jahrtausende hinweg fälschlicherweise vergessen hatten." (S. 172) "Nach acht Jahren war ich müde, aber innerlich wiederhergestellt. Für "Exodus" hatte ich die schlimmsten und brutalsten Seiten unserer Spezies gesehen, und ich hatte nicht mehr daran geglaubt, dass sie zu retten sei. Die Arbeit an "Genesis" hat meine Meinung geändert." (S. 183)


Sebastião Salgado wird nicht müde, den Finger in die Wunden der Menschheit zu legen. Aber er sorgt auch für das so wichtige Quäntchen Hoffnung - in Wort und Bild und Tat. Für sein so überaus großes Engagement erhielt er bereits zahllose Erhungen, 2019 auch den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. 

Diese Autobiografie ist eindrucksvoll, wird mit iheren gerade einmal 192 Seiten einem derart bewegten Leben wie dem von Sebastião Salgado m.E. jedoch nicht ganz gerecht. Vieles konnte so nur angerissen werden, wo ich gerne mehr Informationen gehabt hätte. Untermalt wird der Text eindrucksvoll von einigen seiner Schwarz-Weiß-Fotografien. Neugierig bin ich jetzt jedenfalls geworden auf die Bildbände von Sebastião Salgado, so viel ist gewiss. Einer davon wird demnächst hier einziehen...


© Parden

Cover des Buches GOLD (ISBN: 9783836575089)
monerls avatar

Rezension zu "GOLD" von Sebastião Salgado

Kraftvolle und einzigartige Schwarz-Weiß-Dokumentation des Goldrauschs!
monerlvor 5 Jahren

Meine Meinung
Nicht nur Salgado war sprachlos, als er 1986 zum ersten Mal die Goldmine von Serra Pelada sah. Auch mir ging es so! Ich halte diesen Bildband in Händen, blättere durch die Seiten, staune, bin ungläubig und kann die Augen einfach nicht abwenden.

1979 wurde die Mine entdeckt und Männer jeglichen Alters und aller Bildungsschichten wurden vom Goldfieber gepackt. Sie pilgerten zur Mine, um den Versuch zu wagen schnell reich zu werden.

Die ersten Versuche Salgados die Mine zu besuchen wurden durch das brasilianische Militär verhindert. Saldago protestierte seinerzeit gegen die Militärdiktaur und musste deswegen nach Europa ins Exil.

Die Bekanntschaft eines väterlichen Freundes vor Ort eröffente ihm die Möglichkeit die Mine für einen längere Zeitraum zu erkunden, in der all diese eindringlichen Fotografien entstanden sind.

Beim Anschauen der Bilder hat man im ersten Moment die Assoziation mit dem Bau der Pyramiden. Männer, knapp bekleidet und mit Erde und Schmutz getränkt schleppen Säcke von unten aus der Mine nach oben. Jeder Sack wiegt an die 40 kg und wird ohne technische Hilfsmittel über Leitern nach oben getragen. Doch diese Männer sind freiwillig hier! Aber auch sie sind Sklaven, Sklaven des Goldes.

“Gelegentlich entdeckte man eine Goldader auf einem Claim; dann wurden in der Grube aufgeregte Scheie laut. Unmittelbar danach begannen die Goldgräber, in fieberhafter Eile Erde in die Säcke zu schaufeln, die sie dann neben ihrem Claim auftürmten. Wenn es an der Zeit war, sie nach oben zu tragen, zogen die Arbeiter saubere, gestreifte Hemden an, sodass die Wächter sie leicht erkennen und ihre Lieferung vor Diebstahl schützen konnten.” (S. 13)

Spannenderweise erfährt der*die Leser*in auch einiges über Fotografie der 80er Jahre. Denn es war die Zeit der Farbfotografie, die Zeit der bunten Bilder. Salgado selbst, wie auch andere Fotografen, arbeitete an farbigen Fotostrecken. Solche farbigen Bilder der Goldmiene Serra Pelada gibt es zuhauf. Doch Salgado entschloss sich Schwarz-Weiß-Aufnahmen zu machen und das Ergebnis gibt ihm recht.

“Wenn ich durch das Objektiv sah, wusste ich, dass die Farben wichtiger sein würden als die Menschen, die ich fotografierte. Schwarz-Weiß sorgt für eine Abstraktion, denn in seinen Tönen und Schattierungen spürt man die Würde und Kraft der Menschen.” (S. 200)

Und genau das kann man in den Bildern sehen. Sie sind eindrucksvoll und grandios! Nichts lenkt das Auge ab. Man betrachtet die Bilder und erfasst die Weite der Mine, die Erschöpfung der Arbeiter aber auch die Strukturen, denen alle folgen. Denn es darf kein Chaos geben! Chaos stört den reibungslosen Ablauf, bringt Menschenleben in Gefahr und stielt kostbare Zeit, in der Gold gefunden werden könnte. Betrachtet man die Portraitsbilder ganz genau, erkennt man auch das Glänzen in den Augen der Arbeiter, dieses Goldfieber, diese Hoffnung das edle, gelbglänzende Metall zu finden, das aus einem Niemand einen Jemand machen kann.

Fazit
Dies ist ein ganz besonderes Buch in mehrfacher Hinsicht! Einerseits dokumentiert es das Zeitalter des Godrauschs und die Kraft der Schwarz-Weiß-Fotografie. Andererseits zeigt es aber auch auf, was der Mensch aus Selbstsucht und Gier sich und der Natur antut. Serra Pelada ist heute geschlossen und übrig geblieben ist eine arme Region und ein riesiger, 200 Meter tiefer See.

Wer die Kraft und die Kunst des Bildes entdecken will und dabei noch etwas Historisches lernen möchte, der greift zu diesem wunderschönen Bildband, der sich auch sehr schön zum Verschenken eignet, denn der Beschenkte erhält ein großes, dickes und schweres Buch, das sich auf 208 Seiten durch hochwertiges Papier und Druck auszeichnet. Absolute Leseempfehlung!

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