Selcuk Cara

 4,3 Sterne bei 4 Bewertungen

Lebenslauf

Selcuk Cara, 1969 in Deutschland geboren, studierte Philosophie, Operngesang, Szenografie und Kommunikation mit Schwerpunkt Film. Er ist der erste türkischstämmige Opernsänger mit internationalen Engagements im sogenannten Deutschen Fach. Im Wagnerjahr 2013 sang er die Partie des Hagen in Richard Wagners Götterdämmerung mit der NDR Radiophilharmonie, und auf dem Beethovenfest Bonn Ludwig van Beethovens Neunte Sinfonie – die Ode an die Freude. Nach einem Bühnenunfall reüssierte er als Autorenfilmer. Bereits sein erster Film, das Holocaustdrama »Mein letztes Konzert«, erhielt zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen. Aktuelle Kinofilmprojekte: »Berlin-Paris-Berlin« und »Blau das Wasser – Weiß die See«. Selcuk Cara lebt mit Frau, Tochter und Hund an der Nordsee.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Selcuk Cara

Cover des Buches Türke - Aber trotzdem intelligent (ISBN: 9783841903648)

Türke - Aber trotzdem intelligent

 (4)
Erschienen am 14.03.2016

Neue Rezensionen zu Selcuk Cara

Cover des Buches Türke - Aber trotzdem intelligent (ISBN: 9783841903648)
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Rezension zu "Türke - Aber trotzdem intelligent" von Selcuk Cara

Meine klare und eindeutige Leseempfehlung !
marionbrunnervor 5 Jahren

Selcuk Cara wurde 1969 in Deutschland als Kind türkischer Eltern geboren und gilt hierzulande als Ausländer. Doch wenn er in seine „Heimat“ kommt ist er: Ausländer! Weil er ihn Deutschland geboren wurde und lebt und irgendwie ziemlich deutsch ist. Aber  Heimat, was ist das? Wo ist das? Schon ein schönes Dilemma, so irgendwie. 

Selcuk Cara hat eine Kindheit, die eigentlich wie jede andere und trotzdem total anders ist. Er gewährt dem Leser einen Einblick in sein Leben. Wie das so war als Türke in einer Kleinstadt, der aber so westlich ist, das er eben gar nicht wirklich türkisch ist. 

Ein Erfahrungsbericht. Eine Geschichte, seine Geschichte. Normal, total unnormal, traurig, lustig, verrückt und absolut sympathisch ….

***


Gestoßen bin auf das Werk in einem 1€-Shop. Das zweite tolle Buch übrigens, das ich dort geschnappt habe. Ich nahm es in die Hand wegen dem Titel, der mir sofort ins Auge sprang und mich denken ließ: „Was für eine Frechheit!“. Dann dachte ich, dass es vielleicht so ein „Comedy-Ding“ ist, was ich überhaupt nicht leiden kann. Aber nein. Ein Türke, geboren in Deutschland und zwar 1969. „Genauso alt wie ich“ dachte ich so, las den Klappentext und nahm es mit. 

Ich fühlte mich mit Selcuk Cara gleich verbunden. Ich bin auch im „Ghetto“ von Ratingen aufgewachsen. „Papageienhaus“, 13 Etagen. Das war auch nicht die tollste Gegend, aber ich habe da sehr gerne gewohnt. Wir waren ein Haufen Kinder aus allen Klassen und vielen Ländern. Auf jeder Etage wohnte ein Freund/eine Freundin. Im Nachbarhaus auf der Erfurterstraße wohnte mein erster ausländischer Freund (Spielfreund): Nico T. hieß er. Er war genauso griechisch, wie ich Niederländerin. Wir hatten beide diese „fremde“ Staatsangehörigkeit, ansonsten war er so deutsch wie ich. Wir hatten viel Spaß. Dann gab es den Jungen, von dem ich meinen ersten Kuss bekam. Lino C., leider inzwischen verstorben. Er war Italiener, eigentlich. Zumindest die Eltern. Man liest schon heraus, damals Mitte/Ende der 1970er Jahre, da war es uns Kindern total egal, aus welchem Land unsere Freunde kamen. Im Gegenteil, es war sogar toll, wenn man bei den Kindern mal in die Wohnung kam und dort Leckereien bekam, die man so gar nicht kannte. Machte Oma schließlich nur Kartoffeln und Marmorkuchen 

Selcuk Cara ist seinen Weg gegangen und er lässt den Leser daran teilhaben. Als Junge, der nach Anatolien zu seinem Großvater fuhr und sich fremd fühlte. Als  Klavierschüler, dessen Klavierlehrerin wohl bereits im dritten Reich gespielt hat und der Meinung war, dass der Selcuk intelligent ist, obwohl er doch Türke ist! Als Abiturient, der verlauten lässt, dass er Opernsänger werden wird. Ein Student, der zusammen mit seinem farbigen Kommilitonen die blöden Leute in der Bahn mit einer Show konfrontiert, die mich ganz breit hat grinsen lassen.

Ich fand dieses Buch einfach nur genial. Selcuk Cara ist ein Mensch, der sehr sympathisch ist mit seiner ehrlichen und offenen Art. Der sagt, was er denkt und sich einen „Dreck“ schert um Dinge, die ihm keiner zugetraut hat. Mittlerweile ist er 50 Jahre alt und führt u.a. Regie bei deutschen Opern. Er kennt die Opern mit seinen türkischen Wurzeln wohl besser als so manch Deutscher. Ich selbst habe schon einige Opern gesehen, aber noch keine deutsche. Es wäre schön, eine von ihm inszenierte Aufführung zu besuchen. 

© Buchwelten 2019

Cover des Buches Türke - Aber trotzdem intelligent (ISBN: 9783841903648)
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Rezension zu "Türke - Aber trotzdem intelligent" von Selcuk Cara

Der Rassismus-Spiegel
dominonavor 8 Jahren

Dieses Buch zeigt, dass Rassismus schwer zu definieren ist, aber vor rund 40 Jahren in Deutschland noch sehr viel offensichtlicher war als heute. Der Autor schießt aber nicht nur gegen Deutsche, sondern auch gegen Türken und das zurecht. Ich war von der Feinfühligkeit überrascht und dem Humor zwischen den Zeilen. Er hat immer einen Rassismus-Spiegel dabei und der kann manchmal ganz schön weh tun.

Cover des Buches Türke - Aber trotzdem intelligent (ISBN: 9783841903648)
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Rezension zu "Türke - Aber trotzdem intelligent" von Selcuk Cara

Großartiger Mann, großatiges Buch
Ichbinswiedervor 8 Jahren

Gerade in der aktuellen Zeit, mit den diversen Debatten um Migration, ist dieses Buch für mich ein Streif am Horizont, der sich hoffentlich ausbreiten wird.
Selcuk Cara beschreibt seinen Werdegang, von der Kindheit bis hin zum Erwachsenenalter. Er ist stolz auf seine Wurzeln, und dazu hat er jedes Recht. Doch er hatte es nicht leicht, denn gerade seine Herkunft war es auch, die ihm so manchen Stein und den Weg gelegt hat.
Dieses Buch ist aber keine Abrechnung mit der deutschen Gesellschaft, denn auch bei seinen türkischen Verwandten/Landsleuten hatte er keinen leichten Stand.
Trotzdem versuchte er sich stets treu zu bleiben. Er besann sich auf seine Stärken und Wünsche, teilweise lautstark und aus einem Impuls heraus, und sein Erfolg gibt ihm recht. Dabei ließ er es natürlich an Fleiß nicht fehlen, aber letztlich war es sein Wille, der ihn stets voran trieb. Im Lauf seiner (Lebens-)Geschichte wird er dabei von einigen Mitmenschen als Paradebeispiel eines gut integrierten Migranten gesehen und präsentiert, doch das wollte er nie sein. Für meine Begriffe ist das auch vollkommen legitim, da sich vermutlich niemand gerne auf seine Herkunft reduzieren lassen möchte. Das wäre zu eng gefasst und zu kleinkariert gedacht. Amüsiert und schockiert zugleich, hat mich in diesem Zusammenhang die Herkunft des Buchtitels. Ich kann nur hoffen, dass die ewig Gestrigen irgendwann die Segel streichen.

Als ich das Buch beendet hatte kam ich zu dem Schluss, dass Selcuk Cara ein großartiger Mann und Künstler ist, der sich stets neu erfand und vermutlich auch immer wieder neu erfinden wird. Der Wille war und ist sein Motor. Er schwamm oft gegen den Strom und brach damit vielleicht ein kleines Stück des Eises, dass alle verkannten und verlachten Talente umgibt, egal welcher Herkunft sie sein mögen.
Dieses Buch ist ein Plädoyer für ein Ende des Schubladendenkens, für mehr Offenheit und Toleranz. Aktuell ein wichtiges Thema. Vielen Dank dafür!

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