Rezension zu ""Datsch" - Eine Türkin im Schwabenland" von Semy Gutmann
"Wir nannten sie Datsch, es gab sie für ein paar Pfennige am Kiosk beim Pausenhof und sie schmecken heute noch."
Semy Gutmann wächst bei ihrer Großmutter in der Türkei auf, während ihre Eltern und die anderen Geschwister in Deutschland leben. Eines Tages jedoch entschließen Semys Eltern, sie mit nach Deutschland zu nehmen. Drei Wochen auf Probe wolle sie mitgehen, beschließt Semy mit ihren Eltern. Doch aus drei Wochen Bedenkzeit sollten über dreißig Jahre werden. Nun musste sie nicht nur eine neue Sprache lernen, sondern ebenso eine völlig andere Kultur und Mentalität kennenlernen. Manchmal fühlte sich Semy dabei wie ein Datsch. Hin- und hergerissen zwischen den Kulturen und den unterschiedlichen Mentalitäten, war sie wie leicht zusammengedrückt, um sich in Deutschland einzugewöhnen.
Meine Meinung:
Das Buch von Semy Gutmann hat mich sofort angesprochen, besonders da sie nach ihrem Weggang aus der Türkei in meiner Heimat Schwaben auf der Schwäbischen Alb aufwächst. Mich hat besonders interessiert, wie sie die beiden Kulturen als Kind und als Erwachsene miterlebt hat. Der Schreibstil ist einfach locker, unterhaltsam und eingeteilt in vier Teile und kürzere Kapitel. Semy wächst in der Großstadt Izmir bei ihrer Großmutter auf. Währenddessen leben und arbeiten ihre Eltern und die anderen Geschwister in Deutschland auf der Schwäbischen Alb. Warum man damals Semy in der Türkei gelassen hatte, wurde nicht ganz ersichtlich, ich vermute vielleicht wegen der Schule oder weil beide Eltern arbeiten mussten und Semy noch zu klein war? Mit neun Jahren holen sie Semy dann doch zu sich, trotzdem sie zu Beginn nicht mit möchte. Erst ein Kompromiss von drei Wochen auf Probe geht sie dann ein. Jedoch der Unterschied zwischen Großstadt und Dorf konnte für sie nicht größer sein. Ebenso ist Semy kulturell durch die Großmutter ganz anders erzogen worden und fiel dadurch natürlich öfters in der Schule und selbst im Dorf auf. Doch nach und nach gewöhnt sie sich an das Land, die Menschen und die Kultur. Bis hin, dass sie mit Thomas sogar einen deutschen Mann kennenlernt, mit dem sie inzwischen viele Jahre verheiratet ist. Semy Gutmann hat hier eine ganz besondere Lebensgeschichte geschrieben, die mir nicht nur die türkische, sondern ebenso ihren Spagat zwischen der deutsch-schwäbischen Kultur aufzeigt. Und sie zeigt dabei, wie stark ein junges Mädchen sein kann, wenn es nur will. Dabei hatte sie mit Bäuerin Elsa einen wahrlich besonders herzlichen Empfang, der sogar zu einer innigen Freundschaft führt, bei der Semy sie sogar Tante nennt. Semy macht es einem auch einfach, sie zu mögen, mit ihrer freundlichen, höflichen und sympathischen Art. Sie eckt zwar das eine oder andere Mal an, weil sie anders aufgewachsen ist. Doch glücklicherweise helfen die ganze Familie und Freunde ihr dabei, sich in Deutschland und besonders in Schwaben zurechtzufinden. Dabei gibt es in diesem Buch auch sehr humorvolle Geschichten und Eindrücke, bei der selbst ich herzhaft lachen musste. Und selbst wenn sie sich manchmal wie ein Datsch Wecken (Milchbrötchen, das mit einem Schokokuss in der Mitte zusammengedrückt wird), gefühlt hat, spüre ich, das Semy eine glückliche Kindheit hatte. Selbst das ich viel über ihre Kindheit und Jugend erfahr, war mir der weitere Verlauf als Erwachsene fast ein bisschen zu kurz in diesem Buch. Ich hätte gerne noch intensiver erfahren, wie es ihrer Familie weiter ergangen ist, wie sie eigenen Jahre erlebt hat. Trotzdem ist dieses Buch ein wunderbares positives Zeugnis, wie gut Integration in einem neuen Land laufen kann. Deshalb gibt es von mir 4 von 5 Sterne.