Rezension zu "Wir sind eure Töchter, nicht eure Ehre" von Serap Cileli
Serap Cileli wird als Kind zwangsverheiratet. Ihr gelingt es, die Scheidung durchzusetzen. Weil sie einen neuen Freund hat, gelingt ihr die Flucht von der Familie. Mit ihm beginnt sie ein neues, freies Leben.
Das Buch schildert hauptsächlich ihre Flucht und das Leben im Frauenhaus. Das ist lesenswert und ernüchternd. Ohne Hilfe und ohne Schwarzarbeit ist es nicht wirklich möglich, ein neues Leben anzufangen. Die Sozialämter verschicken zudem Informationen über die untergetauchten Frauen an deren Familien, so dass sie der Gewalt ausgesetzt bleiben.
Das Buch ist sehr interessant, weil man Einblick gewinnt in das Leben in einem Frauenhaus. Cileli verfügt über ein gesundes Selbstwertgefühl, dazu gehört es auch, über andere Frauen des Frauenhauses abzulästern. Leider gehört das zum Frauenhaus dazu. So müssen die Frauen auch um drei Wohnungen kämpfen. Die notleidenden Frauen werden wie Kampfhähne aufeinander losgelassen. Cileli hat daraus Selbstvertrauen gewonnen, dort zu siegen. Auf Frauen, die es nicht schaffen, blickt sie etwas abwertend herab. Der eigentliche Held des Buches ist ihr Freund, der obdachlos auf der Strasse lebt, schwarz arbeitet und sie so unterstützt. Ohne ihn wäre ihre Befreiung nicht möglich gewesen. Ich bin beeindruckt von diesem selbstlosen Mann! Aber was wird aus den Frauen, die keinen solchen Engel haben??