Cover des Buches Wächter des Morgen (ISBN: 9783453314115)
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Rezension zu Wächter des Morgen von Sergej Lukianenko

Ein stilles, fast schon philosophisches Finale der Serie

von Elwe vor 11 Jahren

Rezension

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Elwevor 11 Jahren

Unbemerkt von gewöhnlichen Menschen, wandeln in Moskau und überall sonst auf der Welt 'Andere' - magisch begabte Menschen und Kreaturen: Magier, Vampire, Tiermenschen, Hexen, Propheten und Wahrsager und viele mehr. Diese 'Anderen' beziehen ihre magischen Kräfte aus dem sogenannten Zwielicht, einer Reihe von tieferen Schichten, die unter die bekannte Realität gelegt sind und in denen die Welt sich immer stärker verändert, je tiefer man steigt. Über das Zwielicht werden die magischen Kräfte indirekt von menschlichen Emotionen gespeist - und an dieser Stelle teilen sich die 'Anderen' in Lichte (die von positiven Emotionen leben) und Dunkle (ernähren sich von Negativemotionen). Schon seit langer Zeit sind Lichte in der Nachtwache und Dunkle in der Tagwache organisiert, die jeweils darauf achten, dass die andere Seite nicht über die Stränge schlägt. Anton Gorodetzki, der Held der Serie, ist ein Magier der Nachtwache in Moskau, mittlerweile verheiratet mit einer sehr mächtigen Zauberin und Vater einer kleinen Tochter, die eines Tages zur stärksten Magierin aller Zeiten heranwachsen wird - gegen die kein anderer Magier etwas ausrichten kann.

Mit einigen Jahren Abstand ist nun ein fünfter (abschließender?) Teil der Wächter-Serie erschienen. Um das Buch genießen zu können, sollte man die Vorgänger-Bände gelesen haben, denn aus der Wiederbegegnung mit lieb gewordenen und altbekannten Charakteren, vor allem dem ICH-Erzähler Anton, zieht 'Wächter des Morgen' einen Großteil seines Reizes.

Nach den gewaltigen Kämpfen und Verwerfungen in den anderen Büchern kommt dieses hier geradezu philosophisch-gemütlich und ohne große Brachialgewalt daher. Es beschreibt zwar wieder eine Verschwörung weltumspannenden Ausmaßes, deren Aufdröselung auch spannend zu lesen ist, aber das Tempo ist eher das eines Who's done it - Detektiv-Krimis, gewürzt mit zahlreichen philosophischen Einlassungen über das Leben im Allgemeinen, moralische Fragen und das Verhältnis von Anderen zu gewöhnlichen Menschen im Besonderen. Die Nachtwache entdeckt und initiiert einen kleinen Jungen, der ein besonders mächtiger Prophet ist. Die erste und mächtigste Prophezeiung geht garantiert in Erfüllung, sobald ein Mensch sie hört. Aus diesem Grund - wenn ihr besondere Sprengkraft innewohnt - taucht manchmal eine übermächtige Kreatur, der Tiger, auf, um den Propheten zu töten und alle 'Anderen', die die Prophezeiung ebenfalls gehört haben, damit keiner sie den Menschen erzählen kann. Anton findet sich bald in genau dieser Situation ... und auf einer Jagd nach einer Wahrheit rund um die Welt, von der niemand weiß, was sie bedeutet. Wer oder was ist der Tiger? Wie kann man ihn besiegen? Und worin bestand der Trick des Propheten, der die Begegnung überlebte?

Natürlich ist am Ende alles anders, als es anfänglich scheint. Und das macht auch einen großen Reiz des Buches aus, wie Schicht und Schicht vom Rätsel abgeschält wird, und es stets anders aussieht. Wer allerdings Action, magische Duelle und nervenzerfetzende Spannung erwartet, dürfte hier enttäuscht werden. Trotzdem liest es sich sehr gut und flüssig, der schnoddrige russische Stil des Autors macht einfach Spaß.

Empfehlung für Fans der Serie - wenn auch nicht ganz der Paukenschlag, den man für ein solches Finale erwartet.

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