Rezension zu "Springfield" von Sergio Olguín
Ariel arbeitet mit seinen zwei Freunden an einer sehr speziellen Aufgabe: Er übersetzt Fangesänge für US-amerikanische Fußballfans, die von der argentinischen Sport-Leidenschaft etwas mit in die Heimat nehmen sollen. Allerdings mangelt es den Buben am Vokabular, sodass der Auftraggeber Onkel Roberto kurzerhand in einen Schüleraustausch investiert, damit die Jungen ihre Sprachkenntnisse verbessern können. Sie landen in Springfield, Illinois, wo sich an der George Maharis Preparatory School neben den einheimischen Schülern zahlreiche Austauschschüler aus aller Herren Länder tummeln.
Ariel gerät in den Sucher der lokalen Polizei, als er just an dem Abend auf dem Campus eine Schulfreundin suchte, als in einem der Gebäude ein Lehrer ermordet wurde. Den Rückhalt verliert Ariel ohne Grund und Vorwarnung nicht nur bei der Gastfamilie, sehr gläubig lebenden Baptisten, die Ariel wegen des Vorfalls schon fast völlige Gottlosigkeit unterstellen wollen. Auch viele Schüler meinen, dass "die Ausländer" sicher mit dem Tod des Lehrers zu tun haben. Die Situation spitzt sich zu, als die Clique die Gastfamilie von Taslima vor zwei Einbrechern retten kann. Egal, was Taslimas Gasteltern auch sagen, die Leute argwöhnen, die Clique sei nicht Retter, sondern Angreifer gewesen. Statt die Wogen zu glätten, stürzen sich die Argeninier aus Liebe zu Lou schon ins nächste Abenteuer - nicht wissend, dass ihnen ein unerwünschter Begleiter auf den Fersen ist.
Ganz packen konnte ich den Roman nicht. Ein bisschen Jugendroman, ein bisschen Roadbookie, ein bisschen kurios, wenn man sich überlegt, was Ariel und seinen Freunden alles passiert und wie locker sie darauf reagieren. Diese Kombination ist herrlich flott erzählt und kaum aus der Hand zu legen.
Die unternehmungslustigen Jugendlichen wollen in Springfield in etwa das machen, was sie aus ihrer Heimat kennen. Dass sie dabei anecken, ist schon klar - und dennoch frage ich mich, wie viele Ecken davon reinen Klischees zuzuschreiben sind. Die meisten Einheimischen sind irgendwie beschränkt, mehr oder weniger dezent ausländerfeindlich oder kriminell. Selbst die Polizei ist korrupt ... und merkt in ihrer Verbohrtheit auch nicht, dass die echte Gefahr sozusagen von innen kommt. Die ausländischen Jugendlichen und die indianischen Einwohner sind dufte Typen, halten zusammen und stellen sich mutig neuen Herausforderungen. Die humorige und vereinfachte Fassade des Buchs tüncht die ungemütliche Situation, dass sich die fremden Schüler während ihrer Zeit in Springfield stets wie Außenseiter fühlen dürfen.
Vielleicht weist Olguín deshalb so oft auf das Comic-Springfield der Simpsons hin, damit man die plakative Szenerie nicht zu sehr im Kopf zementiert und am Ende entdeckt, dass alles in allem ein Thema wichtig bleibt: Freundschaft.