Seyran Ateş

 4,2 Sterne bei 9 Bewertungen

Lebenslauf

Seyran Ateş, 1963 in Istanbul geboren, lebt seit 1969 in Deutschland. Sie ist Autorin und arbeitete bis 2006 als Rechtsanwältin mit eigener Kanzlei. Ihr wurden zahlreiche Auszeichnungen verliehen, darunter das Bundesverdienstkreuz 1.Klasse, das Bundesverdienstkreuz am Bande und der Verdienstorden der Stadt Berlin. Zuletzt sind von ihr erschienen Der Islam braucht eine sexuelle Revolution (2009) und Wahlheimat (2013). Seyran Ateş lebt in Berlin.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Seyran Ateş

Cover des Buches Der Islam braucht eine sexuelle Revolution (ISBN: 9783548373713)

Der Islam braucht eine sexuelle Revolution

 (4)
Erschienen am 16.02.2011
Cover des Buches Der Multikulti-Irrtum (ISBN: 9783548372358)

Der Multikulti-Irrtum

 (4)
Erschienen am 12.11.2008
Cover des Buches Selam, Frau Imamin (ISBN: 9783550081552)

Selam, Frau Imamin

 (1)
Erschienen am 16.06.2017

Neue Rezensionen zu Seyran Ateş

Cover des Buches Selam, Frau Imamin (ISBN: 9783550081552)
seschats avatar

Rezension zu "Selam, Frau Imamin" von Seyran Ateş

Mutiges Plädoyer für die Reformierung des Islams
seschatvor 7 Jahren


Die Rechtsgelehrte Seyran Ateş, Jahrgang 1963, ist eine moderne Muslimin und Feministin, die sich für einen liberalen Islam einsetzt. Dafür sind einige Reformen vonnöten und die Autorin fängt gleich bei sich selbst an. So lässt sie sich beispielsweise zur Imamin ausbilden und gründet in Berlin-Moabit die liberale "Ibn-Rushd-Goethe-Moschee". In diesem offenen Gebetshaus beten Frauen und Männer gemeinsam, was Traditionalisten alles andere als gern sehen. Doch die Autorin lässt sich nicht beirren, will aufklären und Vorbehalte gegen die Religion Allahs abbauen. Denn weder Terrorismus noch hetzerischen Hasspredigern soll eine Bühne geboten werden. 

Seyran Ateş' Buch richtet sich sowohl an Muslime als auch an Nichtmuslime. In einfachen, klaren Worten zeichnet sie die Rolle des Islams im Laufe der Geschichte nach, von der Begründung durch Mohammed bis zu den heutigen Streitereien in der Türkei (Erdogan vs. Gülen) und den fundamentalistischen Anschlägen weltweit. Zudem wird dabei auch auf die Pflichten des Islams und die Fehlübersetzungen bzw. Fehldeutungen des Korans eingegangen. Dabei imponierte mir besonders die (zeit-)kritische Haltung der Autorin gegenüber ihrer eigenen Religion.

FAZIT
Ein informatives Buch einer mutigen Frau, die mit ihrem Moscheeprojekt versucht, zwei Kulturkreise miteinander in Einklang zu bringen. Respekt, Verständnis und Annäherung statt Hetze, eingefahrene Rollenbilder und falsche Tradierungen. Weiter so!

Cover des Buches Der Islam braucht eine sexuelle Revolution (ISBN: 9783548373713)
Ein LovelyBooks-Nutzers avatar

Rezension zu "Der Islam braucht eine sexuelle Revolution" von Seyran Ateş

Rezension zu "Der Islam braucht eine sexuelle Revolution" von Seyran Ates
Ein LovelyBooks-Nutzervor 12 Jahren

Finde das Buch sehr gut ,schreibe selbe so ähnlich "Gibt es zwei Hölle" Thema mein leben zwischen zwei Welten Christentum und Islam und bin froh das mehr Autoren auch die Thema Islam veröffentlichen .

Cover des Buches Der Islam braucht eine sexuelle Revolution (ISBN: 9783550087585)
hproentgens avatar

Rezension zu "Der Islam braucht eine sexuelle Revolution" von Seyran Ateş

Rezension zu "Der Islam braucht eine sexuelle Revolution" von Seyran Ates
hproentgenvor 13 Jahren

Scham und Schande
Seyran Ates’ Streitschrift für einen anderen Islam

»Als ich etwa fünfzehn war, verhinderte mein ältester Bruder, dass ich eine Hose bekam, die hinten einen Reißverschluss hatte (der letzte Schrei damals). Mir war sofort klar, dass es daran lag, dass mein Po dadurch zu sehr betont wurde. Aber niemand sprach das aus. Mein Bruder sagte nein, und meine Eltern gehorchten ihm. Sie fanden es gut, dass er auf die Ehre und Moral seiner Schwester achtete. Die deutschen Freundinnen meines Bruders trugen solche Hosen. Das war für ihn natürlich etwas anderes. Ich erinnere mich noch heute, wie sich damals die Scham einstellte, die mich lange begleiten sollte.
Die Scham darüber, ein Mädchen zu sein.«

Seit etlichen Jahren radikalisiert sich der Islam, die Kopftücher, die früher kaum zu sehen waren, haben überhand genommen und finanziert von Saudi-Arabien hat die extrem orthodoxe wahabitische Auslegung einen Siegeszug angetreten.

Doch immer schon war für den Islam vieles „ayib“, also unanständig, was Mädchen und Frauen betraf. Ates bringt eine Fülle von Material, Berichte von Muslimen, Zitate aus Koranauslegungen, die drakonischen Strafen, wenn ein Mädchen die Regeln nicht beachtet, Das ist nicht neu, einzelnes hat man es geahnt, hier oder dort etwas gelesen.

Neu ist, dass es Ates einmal konsequent zusammengestellt hat. Dass sie es auszusprechen wagt, denn Sex und Islam, darüber spricht man nicht. Nicht als Muslim, weil es eben ayib ist, nicht als Nichtmuslim, um die Gefühle der Muslime nicht zu verletzen. Leider muss es ausgesprochen werden. Denn gerade die Tatsache, dass es unter den Teppich gekehrt wird, lässt es gären. Wer nicht über Sex sprechen mag, wittert bald überall Sex, sexualisiert alles. Viktorianische Ladies legten angeblich Tischdecken auf, die bis zum Boden reichten, damit man die Beine nicht sah – und sich dabei etwas schlechtes dachte.

Seit die Kopftücher und die Verschleierung in Kairo zugenommen haben, nehmen sexuelle Belästigungen in der Öffentlichkeit zu. Dabei wird das Kopftuch damit verteidigt, dass es verhindere, dass Männer an Sex denken und sich von ihren Hormonen überwältigen lassen. Ich bin nicht für Sex zu haben, soll das Kopftuch sagen, doch offenbar sagt es etwas ganz anderes. Auch die verdeckten Tischbeine haben nicht verhindert, dass in den puritanischen Gesellschaften des 19 Jahrhunderts alles sexualisiert wurde. Hinter allem und jedem witterten die Moralhüter sexuelle Anspielungen.

Ates macht nicht wie viele den Fehler, dass allein dem Islam zuzuschreiben. Ausführlich erzählt und begründet sie, dass das Deutschland vor 68 ebenso prüde war. Viele Mädchen durften in der Schule nur Röcke tragen, die Mutter waren fest davon überzeugt, dass die Töchter nur „rein“, dh. unnberührt, einen Mann finden würde. Und dass jeder als Grillhähnchen in der Hölle landen würde, der gegen die rigiden Sexregeln verstieß, hier auf Erden würde ihm vorher noch als gerechte Strafe das Rückenmark dahinschmelzen und seine Haut fahl werden.

Katholizismus und Islam haben mehr miteinander gemein, als so mancher wahrhaben will. Nur hat der Katholizismus sich seit 68 emanzipiert, kaum ein Katholik lässt sich heute vorschreiben, ob er Verhütungsmittel benutzen darf. Dass eine christliche Partei schwule Ministerpräsidenten duldet, wäre vor 68 völlig undenkbar gewesen. Damals stand auf Homosexualität Gefängnisstrafe, wie heute immer noch (oder schon wieder) in vielen islamischen Ländern.

Und genau wie im Islam gab es in der prüden Bundesrepublik eine Doppelmoral, eine Pflicht, nicht darüber zu reden, das, was offiziell jeder tat und das, was die Meisten denn doch taten. Die Pflicht der Frauen, ihre "ehelichen Pflichten" immer und überall über sich ergehen zu lassen, war sogar gesetzlich festgeschrieben.

Mit zahlreichen Vorurteilen räumt die Autorin auf, etwa der vom sinnenfrohen Islam. Zwar findet sich davon tatsächlich das eine oder andere im Koran, im Alltag der meisten Muslime sieht es aber ganz anders aus. Interessant, dass nicht nur orthodoxe katholische Theologen in jeder Frau den Teufel sahen, sondern auch viele muslimische Männer ähnliche Assoziationen hegen.

Diese rigide Moral in Tateinheit mit dem Schweigen verhindert auch Emanzipation und Demokratie, davon ist Ates überzeugt.

Oswald Koll hat in den Sechzigern, Sheron Hite in den Siebzigern das Tabuthema Sex öffentlich gemacht. Der Islam braucht heute ähnliches, um sich zu emanzipieren. Erscheint das manchem illusorisch? Dann möge er sich daran erinnern, wie illusorisch es Anfang der Sechziger gewesen wäre, auf ein Deutschland zu hoffen, in dem Homosexuelle sogar Ministerpräsidenten und Parteivorsitzende werden können. Gesellschaften und Religionen wandeln sich. Heute argumentieren selbst orthodoxe Islamseiten im Internet mit dem Koran gegen Zwangsheiraten. Ob das immer ehrlich gemeint ist, sei dahingestellt, aber es gibt zumindest Mädchen, denen die Zwangsverheiratung droht, Argumente in die Hand. Und Seyran Ates ist beileibe nicht die einzige Deutsch-Türkin, die es wagt, anzusprechen, was lange unter dem Teppich blieb.

Das Buch ist wichtig, weil es ein Tabu bricht. Weil es endlich einmal in der Öffentlichkeit zusammenstellt, was immer gerne verschwiegen wird. Weil es Mut macht.

Peinlich sind, wie immer bei diesem Thema, die Reaktionen. In den Leserforen der „Welt“ polemisieren Rechte aus Anti-Islam Seiten, dass eine Türkin hier in Deutschland nichts zu sagen habe. Der CDU Politiker Bülent Arslan meint, dass Ates Geld in der „Islamophobie“-Industrie verdiene. Offenbar hat sich die Autorin seiner Meinung nach von Bülents Glaubensgenossen beinahe ermorden lassen, um reich zu werden.

Leseprobe:
Autorenhomepage: http://www.seyranates.de/

Der Islam braucht eine sexuelle Revolution: Eine Streitschrift, Sachbuch, Seyran Ates, Ullstein, Oktober 2009
ISBN-13: 978-3550087585, gebunden, 219 Seiten, Euro 19,90

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