Rezension zu "Schiller Connection" von Shahram Rahimian
Der Klappentext: „Der Übersetzer Joseph Ayene wird in die Aufklärung eines Mordfalles hinzugezogen, die mit dem Fund einer identitätslosen Leiche an der Alster beginnt. Im Laufe der Ermittlungen im wolkenverhangenen Hamburg begegnet er Menschen, die wie er selbst zwischen Liebe und Lebenskrise stehen und von der Vergangenheit nicht losgelassen werden.“
Eigentlich übersetzt Joseph Ayene nur Texte ins Persische und zwar in die schriftliche Form, doch als der Hamburger Kommissar Müller Ayene in die Gerichtsmedizin beordert, wo er die Tätowierung einer unbekannten Leiche in persischer Sprache übersetzen soll, lässt er sich auf diesen Auftrag ein. Seine Hilfe wird natürlich noch häufiger benötigt und das ist auch eigentlich gut so, denn die Zeit, in der er mit der Polizei zusammenarbeitet, sitzt er wenigstens nicht nur zuhause herum und kann Abstand zu seiner Freundin Anne gewinnen, mit der er schon viele Krisen durchgestanden hat und die er eigentlich nicht mehr an sich heranlassen will. Doch die Ereignisse überschlagen sich. Anne ruft ihn permanent an, lässt ihn einfach nicht atmen. Während der Ermittlungen bewegt sich Ayene auf einem schmalen Grad, zwischen Vergessen wollen und nicht loskommen.
Der Start in den Krimi hat mir eigentlich gleich gefallen. Ich fand den Beginn dieser Story ganz interessant und war gespannt, was auf Ayene zukommen wird und wie er in die Ermittlungen involviert wird. Der Leser begleitet Ayene durch seinen Tag, von „morgens“ (wir sprechen hier von „morgens“ für Ayene, da er nachts arbeitet, erst in den frühen Morgenstunden zu Bett geht und bis in den Nachmittag hinein schläft), wenn er vom Telefonklingeln aus seinen Träumen gerissen, von einem Polizeianwärter zur Wache chauffiert wird, dort seinen Aufgaben nachkommt und abends nach Hause kommt, wo er dann seinen AB abhört und ein Gedicht von Schiller ins persische übersetzt. Beim zweiten Kapitel habe ich dann gestutzt, denn es war genau derselbe Ablauf wie im ersten Kapitel. Und auch die nachfolgenden Kapitel hatten alle denselben Ablauf. Und das hat mich irgendwie gelangweilt, denn es war absolut nicht abwechslungsreich. Es war, als liefe dieses Buch in einer Dauerschleife. Stets hat Ayene dasselbe gemacht. Nur seine abendlichen Aktivitäten haben sich etwas unterschieden. Aber ansonsten waren die Kapitel völlig gleich aufgebaut und das hatte auch nichts mehr mit Alltagsroutine für Ayene zutun.
Was mich auch irritiert hat, ist die Tatsache, dass dies eigentlich ein „Krimi“ sein soll… Jedoch hat das mehr was von einem Roman gehabt, denn von den Ermittlungen selbst bekommt der Leser recht wenig mit. Wir bewegen uns eher durch die Gedanken- und Gefühlswelt von Ayene. Die Ermittlungsarbeit läuft hauptsächlich im Hintergrund und wir erfahren erst im nächsten Kapitel, wenn Ayene wieder auf dem Revier eintrifft, was es für Fortschritte bei den Ermittlungen gibt. Die Kommunikation mit den persischen Beamten, mit denen Ayene Kontakt aufnehmen soll, ist auch eher zweitrangig. Und wie der Fall letztlich aufgelöst wurde, fand ich irgendwie fad… Das hat für mich wirklich nichts mit einem Krimi zutun gehabt. Es hat mir vom Erzählstil her einfach nicht gefallen.
Auch über die Figuren konnte ich mich immerzu ärgern. Anne zum Beispiel grenzt schon fast an eine paranoide Stalkerin. Jeden Tag hat sie mehrere Mal auf Ayenes AB gesprochen und wenn er sie zurückrief, hat sie nur rumgestichelt, warum er sie nicht anruft. So als wäre Ayene den ganzen Tag zuhause und hat gefälligst ans Telefon zu gehen, wenn sie anruft. Sie war total penetrant und nervig und ich fand sie so unsympathisch… Und umso mehr hat es mich geärgert, dass Ayene von ihr einfach nicht loskam, sondern sie stattdessen doch immer wieder angerufen hat, obwohl er sie nicht mehr lieben wollte.
Und auch den Polizeikommissar Müller fand ich einfach nur ätzend. Der hat sich nicht mal die Mühe gemacht, anderssprachige Namen auszusprechen, sondern Ayene war für ihn immer nur „Herr Übersetzer“. Er war unfreundlich und hat mit Ayene gesprochen, als sei dieser sein Angestellter. Und auch Petersen –Müllers Stellvertreter- war so blöd irgendwie. Ich mochte die Charaktere alle durch die Bank weg nicht leiden. Die waren mir zuwider.
Das war irgendwie nix halbes und nix ganzes. Ich habe nur an ein paar Stellen wirklich mit Interesse die Handlung verfolgt, und dazu gehört weniger die Ermittlungsarbeit. Das Gedicht von Schiller („Die Bürgschaft“) hat mir gefallen. Und als Ayene seine und Annes Geschichte erzählt hat. Aber ansonsten war dieses Buch für mich wenig gewinnbringend.
Von mir gibt es daher leider nur 🌟🌟🌟, was echt schade ist.