Ich lese Auslander in Englisch - ob alles, was an Sprachwitz drin ist, in einer deutschen Übersetzung (die es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gibt) erhalten bleiben wird, kann ich natürlich nicht beurteilen. Seine Interpretationen (nicht nur) biblischer Geschichten sind komisch und treffend.
Auslander hat schon immer eine sarkastische Sichtweise auf jüdisches Leben, und diese Sichtweise stammt aus seiner persönlichen Lebenserfahrung. Das Buch erklärt, wie er zu dieser Sichtweise kommt und wie sich deshalb sein Leben entwickelt hat. Nun bin ich mit katholischer Erziehung aufgewachsen - und habe an vielen Stellen gedacht: das kenn ich auch.
Die Geschichte ist eigentlich ernst - doch zugleich musste ich fast auf jeder Seite mehrmals laut lachen: Auslander schafft es, die Tragik seines Kampfs mit mangelndem Selbstwertgefühl (ausgelöst durch ein schwieriges Elternhaus und orthodoxe Erziehung) über die Jahrzehnte auf eine Weise mit seiner kritischen Auseinandersetzung mit Gott und Religion zu verknüpfen, dass man das Buch (trotz aller dunklen Seiten) nicht aus der Hand legen will. Da fließen u.a. Kafka, Schopenhauer und Yuval Harari ein - und zugleich geht es um die Freundschaft Ausalnders mit dem Schauspieler Philip Seymour Hoffmann. Und eine generelle Abrechnung mit unserer heutigen, nur auf "Breaking news" (also Katastrophenmeldungen) ausgerichteten Aufmerksamkeit und Welt.
Es hilft beim Lesen, wenn man Kafka, Harari und Schopenhauer wenigstens oberflächlich kennt.