Mein Weg mit dem Buch glich einer Achterbahn: Der Anfang war nervig, der Höhepunkt moralisch spannend und das Ende enttäuschend oberflächlich. Dennoch es ist ein Buch, das mich positiv überrascht hat, weil es nicht so banal war, wie ich dachte.

Worum geht es?

"Diamond Men" (im Original "Working Girl") handelt von Tess, deren Vater bei "Diamond" gearbeitet hat und unehrenhaft entlassen wurde. Tess war damals ein Teenager und hat unter der emotional und finanziell belastenden Situation gelitten. Als Diamond eine Assistentin sucht, bewirbt sich Tess, um Material gegen die Firma zu sammeln. Aber nichts ist so, wie es scheint.

"Diamond Men" wurde als 7-teilige Serie (mit ca. 50 Seiten/Teil) konzipiert. Die einzelnen Teile sind nur als E-Book, die Gesamtausgabe auch als Taschenbuch erhältlich.

Tess und der Kampf

Tess ist eine intelligente, einfühlsame Frau, die mich mit ihren Fähigkeiten beeindruckt hat. Tess findet jeden Mann bei Diamond anziehend, aber sie ist eine Powerfrau. Ich hätte gern mehr davon gesehen.

Ein großes Problem für mich war, dass ich ihren Kampf als substanzlos empfand. Der Tod des Vater ist die Motivation, aber es wird nie erzählt, was konkret passiert ist. Tess Streben hat mich mitgerissen, aber ich konnte es nicht nachfühlen. Das machte die Figur naiv und wenig sympatisch für mich.

Tess und die Männer

Jeden Tag begegnen Tess Männer, die sie nicht immer attraktiv, aber anziehend findet. Sie sind groß und intelligent, entsprechen unterschiedlichen Typen: Vom Wikinger bis zum Bodybuilder ist alles dabei. Auf mich wirkte das wie eine gute Parodie einer Bad Boy-Geschichte. Das finde ich gut. Leider hat das ständige Schwärmen abgelenkt, besonders in der ersten Hälfte. Ich konnte Tess lange nicht ernst nehmen, weil sie, unabhängig von der Aufgabe, vor allem den Mann mag.

Außerdem kristialliert sich das Love Interest sehr früh heraus. Für mich war das überraschend, später macht es die Geschichte vorhersehbar. Und natürlich ist er der "Mann ihres Lebens", weil er gut aussieht und nett zu ihr ist.

Die Erotik

Lange Zeit passiert im Buch nichts, es wird geküsst, im letzten Fünftel werden Nägel in Wände geschlagen. Und damit die Auflösung nicht zu schnell kommt, gibt es kurz vor dem Ende noch eine ausführliche Szene. Das Vorspiel dauert sehr, sehr lange.

Aufbau und Struktur

Nachdem der Roman anfangs öde war, steigert sich die Spannung. Tess' Aufgaben fand ich interessant und realitätsnah, ich hatte Spaß dabei, in die Vorgänge eines Konzerns hineinsehen zu können. Auf dem Höhepunkt steht Tess vor der Frage, ob man wirklich ein Unternehmen zerstören sollte. Die Frage war moralisch spannend. Leider ist die Auflösung zu selbstverständlich. Vor allem, wenn man nicht weiß, über welche Gegenstand man konkret diskutiert.

Zum Schluss gibt es einige untererwartete Wendungen, aber auch hier schafft es der Roman, sein Potential niederzutrampeln. [Spoiler]Die 7 Wochentags-Männer werden kurz vorgestellt und sie wirken sehr sympatisch. Es ist schade, dass man die "wahre Persönlichkeit" nicht kennengelernt hat.[/Spoiler]

Funktioniert der Roman als Serie?

Nein. Bis die Einleitung vorbei ist und der Roman an Tempo gewinnt, ist man im dritten Teil. "Diamond Men" ist für mich ein klassischer Liebesroman, den man in Teile geteilt hat. Jeder Teil bringt die Handlung voran, steht aber nur wenig für sich. Das liegt auch an der geringen Seitenzahl pro Teil.

Fazit

"Working Girl" hat eine interessante Geschichte, die man mit zuvielen Klischees gestreckt hat. Die Aussicht, jeden Tag einem anderen attraktiven Mann zu begegnen, ist schön. Aber das Bild der Frau, deren einziges Ziel den Mann dazu zu bringen, sie zu verführen, ist langweilig. Dass man in einem schönen Mann ohne lange Gespräche den Partner für's Leben findet, ist eine tolle Aussicht, aber... langweilig. "Diamond Men" ist ein Text, dessen Lichtblicke mir gefallen habe. Aber zum Schluss war es nur ein weiterer Liebesroman.

Immerhin: Der Text lässt sich fließend lesen. Und ich denke, dass Freunde des Genres Spaß haben.