Rezension zu "The Summer I Learned to Dive" von Shannon McCrimmon
Was sind die typischen Versatzstücke von Young Adult Romanen?
1. die Protagonistin:
- sehr strebsam und intelligent
- sehr hübsch, ohne sich dessen bewusst zu sein
- lebt fernab der Realität und ist sich des Lebens eines Teenagers nicht bewusst
- keinerlei Erfahrung mit Alkohol, Jungs, Sex, Partys etc.
2. Der Protagonist:
- schüchterner Junge, auf den alle Mädchen stehen, der aber auf „die Eine“ wartet
- makelloser Charakter
- würde nie Alkohol anrühren
- absolut selbstlos gegenüber seiner Familie
3. die Handlung:
- Protagonistin kommt an fremden Ort, wo Protagonist lebt
- gerät zunächst an die falschen Freunde, Protagonist muss sie retten
- macht erste Erfahrungen im echten Leben, lernt: Alkohol ist böse
- durchlebt Familienkrise, Protagonist steht zu ihr
- Krise war eigentlich nur ein Missverständnis und wird so schnell erfolgreich gemeistert
- am Ende: alles Friede, Freude, Eierkuchen
Prüft man Shannon McCrimmons Roman „The Summer I Learned to Dive“ auf diese Punkte, erhält sie vollen Zuschlag. Die 18-jähige Finn erfährt zufällig von einem lange gehüteten Familiengeheimnis. Sie reist nachts heimlich ab, um ihre unbekannten Großeltern zu besuchen. Dort verliebt sie sich in den wunderbaren Jesse und erlebt im Schnelldurchlauf alles, was Teenager sonst in ein paar Jahren durchmachen. Gegen Ende noch großes Familiendrama, lange Aussprache, alles gut.
Da es ein amerikanischer Roman war noch die üblichen Moralpredigten: Alkohol ist böse, vergib Deinen Liebsten auch wenn sie dich jahrelang belogen haben, kein Sex im Teenagerroman.
Der Roman bietet wenig Überraschungen und ist so locker geschrieben, dass er sich entspannt an einem Nachmittag lesen lässt. Wie er zu 900 3-5 Sterne Bewertungen auf Goodreads kommt, bleibt für mich jedoch schleierhaft. Überbordende Lobeshymnen über das Buch, das so anders ist als all die anderen im Genre (?!?).
Berechtigte Frage: warum liest jemand ein YA Roman, wenn er das Genre offenbar doof findet? Kurz vorm Zubettgehen habe ich gestern einen neuen Roman benötigt und lustlos meinen Kindle nach etwas Leichtem und Sommertauglichen durchblättert. Das Cover war hübsch (und so passend zum Sommer) und wenn ich schon mal angefangen habe, lese ich ein Buch auch fertig, noch dazu wenn es so kurz ist. Fazit: manche Prinzipien sollte man vielleicht über Bord werfen.