Cover des Buches Stranwyne Castle - Das trügerische Flüstern des Windes (ISBN: 9783863960094)
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Rezension zu Stranwyne Castle - Das trügerische Flüstern des Windes von Sharon Cameron

Return of the Gaslight-Mystery

von progue vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Hat mit Steampunk so viel zu tun wie ein Walross mit einer Erdbeere, ist aber trotzdem nett zu lesen, wenn man Gaslight-Mystery mag.

Rezension

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proguevor 10 Jahren
Früher habe ich diese Art von Lektüre heimlich im Unterricht gelesen. Das waren Heftchen, die man ziemlich gut unter der Bank verstecken und sich mit ihnen vor Sachen drücken konnte, die vielleicht mal wichtig im Leben sein könnten. Auf den Covern dieser Heftchen waren meistens blonde Frauen mit entsetztem Gesichtsausdruck abgebildet, die auf regennasser Kopfsteinpflasterstraße unter einer Gaslampe standen.

Nun muss ich zugeben, dass ich ein bisschen was anderes erwartet hatte, weil einige Rezensenten was von Steampunk schrieben. Lasst uns das gleich von vornherein klarstellen: Das gibt's hier nicht. Hier existieren ein paar Uhrwerke, aber nein, auch die qualifizieren das Buch nicht zu Clockworkpunk. Wenn man sich von dieser Vorstellung lösen kann, ist alles gut. Wenn nicht, wird man wohl maßlos enttäuscht.

Und darum geht es: Katherine Tulman ist die arme, verwaiste Verwandte von Alice Tulman, die das Mädchen als Aschenputtel in ihrem Haushalt duldet. Sie macht also die Bücher, springt ein, wenn Dienstboten entlassen werden und wird ansonsten gehasst und für ihr loses Mundwerk verachtet. Weil die verwittwete Alice sich Sorgen um das Tulman-Vermögen macht, wird Katherine nach Stranwyne Castle geschickt, mit der einzigen Aufgabe, alles herauszufinden, um ihren Onkel Frederick als unzurechnungsfähig dastehen zu lassen. Sie wird vom ersten Moment an durchschaut, und alle Bewohner des Schlosses und der Umgebung hassen sie, zumal ihr Onkel tatsächlich mad as a hatter ist, aber auf sehr liebenswürdige Weise. Katherine gelangt also in eine schreckliche Zwickmühle. Einerseits will sie sich ihre Zukunft nicht gänzlich versauen, so abhängig wie sie von Alice ist, andererseits kann sie es kaum mit ihrem Gewissen vereinbaren, Stranwyne und Umgebung zu zerstören, denn dort haben dank ihres verrückten Onkels jede Menge Menschen Unterkunft und Arbeit gefunden. Und dann sind da auch noch zwei junge Männer, die mehr oder weniger um ihre Aufmerksamkeit buhlen ...

Das Buch hat alles, was diese Art von Romanen brauchen: eine junge, hübsche, meist unerschrockene Heldin, einen düsteren, mysteriösen Helden, loyale Angestellte, intrigante Familienangehörige, dunkle, gefährliche Tunnel und Gänge, Geheimnisse, eine plötzlich auftretende Gefahr für die Heldin, die sich unvermittelt mit der Bedrohung ihres Lebens konfrontiert sieht und an ihren Problemen wachsen muss (und zum Glück auch tut). Noch mehr Glück (in dem Fall für den Leser) ist, dass die Heldin nicht nur ein schreiendes Weibchen ist, das von ihrem Helden ständig gerettet werden muss (wobei ich persönlich auch spätestens nach dem dritten Mal, als sie erwähnt wurden, wusste, dass er sturmgraue Augen hat, und mir das auch gereicht hätte, aber Schwamm drüber). Es gibt jede Menge Konfliktpotenzial, das auch genutzt wird und genügend Mystery, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Die Autorin kann gut schreiben und hat ihre Hausaufgaben in Bezug auf die Zeit gemacht, soweit ich das einschätzen konnte.

Fazit: Nichts Anspruchsvolles, aber definitiv unterhaltsam. Allerdings empfehle ich trotzdem, es lieber nicht im Unterricht zu lesen, denn im Vergleich zu den Heftchen früher ist das Buch dann doch ziemlich teuer. ;)
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