Im Buch "Die Psychologie der Untreue" geht es darum, wie Untreue entsteht, wie sie aufgedeckt wird und wie man letzten Endes damit umgehen kann. Die Autorin steht klar dafür, dass die meisten Beziehungen gerettet werden können - wenn beide motiviert sind diese zu retten. Es gibt viele Hintergrundinformationen, welche die Prozesse in der menschlichen Psychologie gut erklären. Es wird veranschaulicht wie außergewöhnlich schön eine Beziehung genau durch einen Vertrauensbruch erst werden kann.
Ich persönlich bin dennoch der Meinung, dass Untreue in Beziehungen nichts verloren hat. Dass die Autorin vorrangig dafür ist an einer Wiedervereinigung zu arbeiten ergibt sich aus ihrem Beruf als Psychologin. Leider wird meiner Meinung nach zu wenig darauf eingegangen, dass dieser Bruch für viele Menschen das endgültige Ende der Beziehung bedeutet. Dies wird nur kurz angeschnitten. Der Hauptfokus liegt auf der Versöhnung.
Meine Lieblingsstellen aus dem Buch:
• Viele unserer kulturellen Glaubensvorstellungen über das Verhalten anderer entstehen aus Projektionen unserer eigenen Meinungen und unserer persönlichen Erfahrung.
• Das veranschaulicht wunderbar das allgemeine Prinzip, dass Interesse Gelegenheit schafft, umgekehrt schafft Desinteresse eine gewisse Blindheit gegenüber Gelegenheiten.
• Wenn Versuche gemacht werden, bestimmte Gefühle oder Handlungen zu verbergen, ist die Freundschaft dabei, sich in etwas anderes zu verwandeln.
• Untreue Menschen behaupten oft, sie schützen ihren Partner vor Schmerz, aber in Wirklichkeit schützen sie sich selbst vor der Entdeckung, damit sie ihr Doppelleben weiterführen können.
• Ich wurde einmal gefragt, ob es schwer sei, sich von Untreue ohne eine Therapie zu erholen. Meine Antwort darauf war, dass es sogar mit Therapie schwer ist, sich von Untreue zu erholen.
• Entschuldigungen und Versprechen allein reichen nicht aus, um Vertrauen wieder herzustellen; nur eine beobachtbare Verhaltensänderung liefert hier Bestätigung.
• Menschen geben sich die Erlaubnis dazu, außer Kontrolle zu sein, weil sie sich dazu berechtigt fühlen.
• Sich gegenseitig die liebevollen Momente aufzuzählen, lohnt die Mühe und spornt sie beide an, weiter nette Dinge füreinander zu tun.
• Manchmal ist die Unfähigkeit des betrogenen Partners, zwanghafte Gedanken loszulassen, ein Hinweis auf fehlende Teile des Puzzles.
• Daraus folgt, dass Männer dazu tendieren, eine Beziehung zu sexualisieren, sobald sie emotional vertraulich wird.
• Frauen hören dann auf, Ansprüche zu stellen, wenn sie nicht mehr daran glauben, ihr Bedürfnis nach emotionaler Vertrautheit jemals in der Ehe erfüllt zu bekommen.
• Entschuldigen müssen aufrichtig und durch Taten unterfüttert sein.
• Sorgen verändern das Morgen nicht. Sie nehmen nur die Freude am Heute.