Cover des Buches Der Junge, der nicht hassen wollte (ISBN: 9783952464052)
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Rezension zu Der Junge, der nicht hassen wollte von Shlomo Graber

Vom Umgang mit Terror, Tod und Leid

von M.Lehmann-Pape vor 7 Jahren

Rezension

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M.Lehmann-Papevor 7 Jahren
Vom Umgang mit Terror, Tod und Leid

„Die Bedingungen im Waggon waren unmenschlich. Es gab kaum Platz zum Sitzen oder Hinlegen. Und es gab nicht genügend Lebensmittel und praktisch kein Wasser…..Die im Feld arbeitenden Bauern grüßten und winkten uns fröhlich zu. Ich weiß bis heute nicht, ob unser Zug von außen einfach nur unschuldig aussah oder uns die Bauern auf den Feldern verhöhnten“.

14 Jahre alt ist Shlomo Gruber, der mit seiner Familie als Jude in Ungarn aufgegriffen und deportiert wurde, der verschiedene Konzentrationslager überstand.

Der mit seiner Mischung aus Zähigkeit und kluger Voraussicht, aber auch der Fähigkeit, massives Leiden zunächst einfach zu ertragen (und, ehrlich gesagt, vor allem auch mit viel Glück einfach) diese Zeiten des grausamen Terrors, der zigtausenden von Toten allein in seinem Umfeld der Lager überstand.

Und am Ende des Krieges zumindest äußerlich befreit nur noch seinen Vater lebendig vorgefunden hat.

Das ist das eine, was dieses Buch noch einmal in seiner klaren und schlichten Sprache als „einfache“ Erzählung dem Leser vor Augen führt. Der Bericht eines der letzten Augenzeugen und Überlebenden des Holocaust und der Konzentrationslager.

Wobei der Teil nach der Befreiung und nach Ende des Krieges für die Gegenwart letztlich noch interessanter und wichtiger zu lesen ist. Denn wie man angesichts solcher Erfahrungen, solcher „fröhlich winkender Bauern“ und grausamster Behandlung, mit offenen Augen sehend, was der Mensch dem Menschen antun kann, dennoch sich dem Leben ohne Hass und ohne lebenslange Rachegedanken wieder öffnen kann, auch davon erzählt Shlomo Graber ruhig und emotional nahe.

Nicht nur, dass er in der Folge und Zeit seines Lebens Gewalt, Verfolgung, Fanatismus rigoros ablehnte und bekämpfte, wo er konnte, sondern sich selbst die Versöhnung untereinander auf die Fahnen geschrieben hat.

„Liebe ist stärker als Hass, vergiss das nie, mein Sohn“.

Diese Worte seiner Mutter „wurde mir zur Losung, zum Credo“. Und das im Lager und unter den Bedingungen des Lagers.

Damit setzt Graber nicht nur noch einmal einen Impuls für den Rückblick auf die unendlichen Leiden gerade der Juden im dritten Reich, sondern bietet dem Leser auch eine andere als die naheliegende und impulsive Möglichkeit des „um sich Schlagens“ und „gegen andere Vorgehens“ trotz harter Erlebnisse und trotzdem Graber jedes innere Recht der Welt gehabt hätte, einen Hass zu entfalten und Zeit seines Lebens daran fest zu halten.
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