Rezension zu Vielen Dank für das Leben von Sibylle Berg
Rezension zu "Vielen Dank für das Leben" von Sibylle Berg
von Lissy
Rezension
Lissyvor 12 Jahren
Im Buch "Vielen Dank für das Leben" von Sibylle Berg wird das Leben von Toto beschrieben. Er kommt ohne eindeutiges Geschlecht auf die Welt und lebt ein Leben, in dem sich häufig vieles ändert und doch passieren ihm immer wieder die gleichen Dinge. Seine Mutter kümmert sich nicht im ihm und gibt ihn in ein Kinderheim. Dort schläft er abseits der anderen und muss auch alleine duschen, da man ihn nicht eindeutig in die Kategorien des sozialistischen Systems einsortieren kann. Als er älter wird, verschachert ihn die grausame Heimleiterin an ein armseliges, versoffenes Bauernpaar als billige Arbeitskraft. Aus Totos Sicht ist die Welt dort ganz in Ordnung, denn er hat die Kühe und er entdeckt die Leidenschaft fürs Singen. Eines Tages läuft er davon und gelangt in den Westen und findet sich in einer merkwürdigen Kommune wieder. Immer wieder kommt es zu Situationen, in denen Toto an die falschen Menschen gerät und nicht merkt oder merken will, dass diese nicht sein Bestes wollen. Die Autorin schreibt in einer nüchternen, dunklen, zynischen Sprache, der die Tristesse der damaligen und zukünftigen Welt geradezu fühlbar macht. Diese Sprache war für mich nicht schön, aber sie gehörte genauso in dieses Buch. Toto bleibt allerdings auch in einer gewissen Distanz zu mir als Leser, und man wird nicht so recht schlau aus ihm... so wie es Totos Mitmenschen im Buch auch geht. „Vielen Dank für das Leben“ ist ein anspruchsvolles, sozialkritisches Buch. Man sollte es lesen, auch wenn das nicht immer ein Vergnügen ist. Das Buch ist handwerklich hervorragend gemacht. Für meinen Geschmack ist es aber nicht das perfekte Buch, denn ich mag diese pessimistische Stimmung nicht gerne und ziehe es vor, eine weniger triste Sprache zu lesen.