Rezension zu Die Marquise de Sade von Sibylle Knauss
Rezension zu "Die Marquise de Sade" von Sibylle Knauss
von UtaMaier
Rezension
UtaMaiervor 12 Jahren
Auch wenn manch einer hier meint, der Roman sei ohne besondere Höhepunkte, was ich nicht unterschreiben kann, so ist es die Sprache an sich, die diese Biograhie lesenswert macht. Sibylle Knauss jongliert mit Sinnlichkeiten, Fakten und Gefühlen und schafft bzw. gibt psychologisch gut durchdachte Strukturen bzw. Charaktere wieder, erklärt, warum Dinge sind, wie sie sind. Das Mutter-Tochter-Verhältnis (zwischen der Marquise de Sade und ihrer Mutter) ist extrem feinfühlig geschildert. Sätze wie: "Sie haben sich in mir getäuscht, meine Mutter, weil Sie das Stück von sich selbst in mir nicht erkennen wollen", zeigen die Tiefe der Figuren. Gerade die Mutter der Marquise, deren Töchter wie Trabanten um sie kreisen sollen und die in ihrer ältesten Tochter eher Langeweile sieht als alles andere, ist eine sehr vielschichtige Persönlichkeit. Auch Reneé-Pélagie wird in ihrer Entwicklung gut beschrieben, das schüchterne Mädchen, das den Marquis de Sade immer wieder deckt und seine Leidenschaften toleriert. Ein erfrischend anderer Blickwinkel auf eine der extremsten Persönlichkeiten des damaligen Zeitalters. Sehr schön, vor allem die Sprache, die ihresgleichen sucht. Achtung: Wer "Die 120 Tage von Soddom" gelesen und für gut befunden hat, wird hier vielleicht enttäuscht werden. Das Buch ist kein knallharter Reißer. Ich habe zu dem eben erwähnten Buch nur Rezensionen gelesen und beschlossen, dass es eine Nummer zu hart für mich ist. Anhand der Rezensionen - und nur anhand dieser - meine ich, dass "Die Marquise de Sade" eher das Weichspülprogramm bietet. Aber ein sehr gutes.