Die Autorin erzählt die Geschichte ihrer Familie im Allgemeinen und ihrer Eltern im Besonderen. Die Mutter stammte aus einer assimilierten jüdischen Familie aus Berlin; der Vater war in der pietistischen schwäbischen Provinz groß geworden und mit seiner Familie zeitweilig nach Berlin gezogen, wo sein Vater beruflich zu tun hatte. So lernten sich Walter und Edith in den goldenen 20igern kennen, verliebten sich und heirateten im Dezember 1927, noch eine ganze Weile bevor der nationalsozialistische Wahnsinn begann. Es war eine Liebesheirat und diese Liebe blieb ein ganzes Leben bestehen. Die Autorin wurde als ihre erste Tochter geboren. Walter erlebte mit den Geschwistern von Edith eine unbeschwerte Zeit und fand bei den Wolles einen neuen Familienanschluss, da sich seine Ursprungsfamilie größtenteils gegen diese ‚Mischehe’ ausgesprochen hatte und ihn lange Zeit links liegen ließ. Das war für Walter nicht einfach, doch erst mit der Machtübernahme Hitlers brachen für die kleine Familie dann zunehmend richtig harte Zeiten an.....
Solche Geschichten schreibt nur das wahre Leben. Was wie ein Roman anmutet ist tatsächlich eine Familienbiografie. Und Sibylle Krause-Burger versteht es, diese so plastisch zu erzählen, dass man mit fiebert, als ob man selbst dabei gewesen wäre. Eine tragische Geschichte. Ein Bruder von Edith konnte noch rechtzeitig nach Brasilien emigrieren, ihr anderer Bruder sowie die Mutter wurden deportiert und kamen um.
Hilde, die Schwester von Walter hatte einen SS-Mann geheiratet. Das brachte natürlich besonderen Zündstoff in die Familie. Als Edith mit ihren beiden Kindern in den Heimatort von Walter (Nussdorf) fliehen musste, werden diese beiden so unterschiedlichen Frauen direkt miteinander konfrontiert. Doch nur aufgrund des völligen Gesinnungswandels von Walters Vater konnte Edith dort bis zum Kriegsende in relativem Schutz leben.
Für mich war vor allem spannend, wie in der Familie nach dem Krieg mit der Bewältigung der Verfolgung und andererseits der eigenen braunen Vergangenheit umgegangen wurde.
Fazit: Wieder ein Buch über den dunklen Teil der deutschen Geschichte. Spannend wie ein Roman zu lesen, berührend und fesselnd.
Der Text wird durch diverse alte Fotos aus dem Familienalbum ergänzt.