Cover des Buches Blumenberg (ISBN: 9783518422441)
Rezension zu Blumenberg von Sibylle Lewitscharoff

Rezension zu "Blumenberg" von Sibylle Lewitscharoff

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 13 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 13 Jahren
Man war neugierig auf das Buch Lewitscharoffs, der man - zumindest gemessen am positiven Vorschuss an Kritikerlob - ein notwendiges Sprachbewusstsein zutraute, um sich bei der Thematisierung Hans Blumenbergs nicht zu bekleckern. Die stilistischen Miniaturen und ins Poetische gewendeten Zugriffe der Philosophie sind nicht unbedingt niedrige Vorgaben, besonders bei einem quasi-biographischen Einblick, der gerade dieses Verhalten Blumenbergs zu imitieren sucht. Da werden Laden aufgemacht mit Wortzusammenhängen, für die Blumenberg ganze Monographien benötigte oder zumindest nötig machte. Das Erscheinen einer Sache im Raum, wo sie nicht zu erwarten war, das kennt man schon aus Apostoloff: Lewitscharoff erwähnt dort sogar explizit das Erscheinen eines Froschs bei Murakami und eben das Erscheinen des Vaters. Umkränzt wird das mit Informationsfragmenten (das bleiben sie bei Lewitscharoff offensichtlich: Information und Fragmente), die sowieso auch schon bei Blumenberg zu finden sind, nur eben in einer Form, die man - gerade weil das Wissen des Lesers dort meistens weit zurücksteht - aus Vertrauen für profund hält. Hinter Blumenberg steckt Lektüre. Hinter Lewitscharoff eine (kleine) Lektüre Blumenbergs, die sich über freche und witzige Einschübe vom Philosophien emanzipieren will. Das gelingt nicht recht, besonders dann, wenn man Blüten liest wie: "denn er (Blumenberg) wußte um seinen brennenden Blick." Bei der Form des Romans kommt mir ein seltsames Bild in den Sinn: satirische Geschichtchen und Übertreibungen, die sich Studenten während des Unterrichts über den Professor einfallen lassen. Da wird mit Lieblingsbegriffen hantiert und mit Absurditäten austaffiert, um die manchmal auch langweiligen Momente zu überbrücken oder vielleicht sogar um dem Professor in einer Ehrbekundung nicht allzu schmierig nahezukommen. Publikationsreif war sowas nie. Möglicherweise lassen sich einige Feuilletonkritiker von der Vielfalt der blumenbergschen Philosophie, auch noch in der abseitigsten Darbietung, blenden. Eine derartige Vielfalt blumenbergscher Gedanken lässt sich finden - wie einfach - bei Blumenberg. Man kann diesen Lewitscharofftext (der Begriff "Versuch" wäre wohl zu viel der Ehre) wenigstens noch als kleines Aufblitzen eines Gedankenschatzes verstehen, der, das hat das Lob der Kritiker gezeigt, wo blumenbergsche Gedanken und Wendungen offensichtlich für Gedanken Lewitscharoffs gehalten wurden, wohl noch viel zu unbekannt ist... Was hätte aber auf der anderen Seite ein Blumenberg mit dem Umstand angefangen, von allen gelesen zu werden? Das passt wohl nicht, vielleicht bleiben wir besser dabei...
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