Der Protagonist ist ein Ekel, ein mieses Arschloch, der sich wie ein Vollidiot benimmt, und er ist ein Jude, der am Schabbesmorgen Porsche fährt! Das ist das erste Bild, das der Autor von ihm zeichnet, ein abstoßendes Bild, der auf gar keinen Fall diesen Mann sympathisch machen soll. Doch als es zum Unfall kommt, wird er so plötzlich menschlich, dass ich ihm gerne gefolgt bin. Hinter der dicken Fassade versteckt sich doch nur ein kleiner Junge.
Der Autor erzählt die schwierige Beziehung des Protagonisten zu seinem Vater, der das KZ überlebt hat, um anschließend reich zu werden und dabei alles unternahm, um seinen Sohn bei jeder Gelegenheit anzuschreien. Wie der Vater so der Sohn. Aber der Vater hat ihn nicht nur fertiggemacht, er hat auch seine Frau ununterbrochen betrogen und als er starb, sorgte er dafür, dass sein Sohn sich um seine letzte Affäre kümmern musste. Was für ein schreckliches Erbe.
Max erzählt seine Familiengeschichte und auch wenn nichts Großartiges passierte, keine Explosionen, kein Mord, kein Spannungsbogen, war das Buch so interessant, dass ich gerne alles gelesen habe. Als er schließlich über seinen kleinen Bruder erzählt, Benjamin, der schon immer etwas langsamer war, ein Außenseiter, der sich freiwillig in den Schatten seines Bruders stellte, erwärmte mich die Geschichte komplett.
Das Ende ist nüchtern und doch habe ich mich für Max gefreut, obwohl ich weiß, dass er sicherlich bis zum Ende seines Lebens ein Arschloch bleiben wird, ein Schreihals, ein mieser Arbeitgeber, weiß ich, dass tief unter dieser Fettschicht ein guter Mensch lebt. Das hat der Autor sehr gut hingekriegt.
Es ist ein ruhiges Buch, der keinen richtigen Spannungsbogen besitzt, aber es sind Konflikte drinnen und jede Figur wird auf seine eigene Art sympathisch. Es ist ein schönes Buch, das ich gern gelesen habe.