Rezension zu "Einzelzeit: Fantastischer Roman" von Siegfried König
Durch einen Zufall oder sage ich lieber durch übermäßige Angst entdeckt Felix Grau seine Fähigkeit, die Zeit anzuhalten. Alle Welt(?) verharrt im Augenblick, nur Felix‘ Zeit läuft weiter. Er kann mit allen Dingen, wenn er kräftemäßig dazu in der Lage ist, machen was er will. Das gilt insbesondere für lebendige Wesen und vor allem für Menschen. Sie merken nichts davon, wenn er ihnen z.B. Geld aus der Tasche klaut.
Ein herrliches Leben, möchte man meinen. Aber das geht nur kurze Zeit gut, denn bald schon bemerkt er, dass er sich immer weiter in die Einsamkeit katapultiert. Eine Rückkehr in die menschliche Gemeinschaft, in der er sich als soziales Wesen am Ende nur richtig wohlfühlen kann, wird immer schwieriger. Ob ihm diese Rückkehr jemals gelingen wird, ist fraglich.
Schlussfolgerungen:
Der Philosoph Dr. Siegfried König hat in seinem Roman „Einzelzeit“ eine Welt geschaffen, in der sich offensichtlich die 12. Fee des Märchens „Dornröschen“ bereits vor langer Zeit bewegen konnte, und somit den Zeitablauf für 100 Jahre stoppte. Allerdings war sie in dieser Disziplin Felix Grau leicht überlegen. Sie konnte nämlich den Zeitstopp örtlich begrenzen; im Falle Dornröschen nur auf das Schloss. Bei Felix Grau ist von einer Begrenzung nicht die Rede. Ob bei ihm das Anhalten der Zeit weltweit gilt und z.B. auch in Australien wirkt, erfahren wir nicht. Egal, interessanter wäre, ob es neben der 12. Fee schon andere Aussteiger aus unserer Zeitspirale gegeben hat. Wer mehr darüber weiß als ich, wäre mit einem Kommentar zu dieser Lesermeinung gerne willkommen.
Jedenfalls ist jetzt mit Felix Grau (wieder) ein Zeitanhalter oder evtl. auch Zeitenwechsler aufgetaucht.
Kritik:
Siegfried König wäre bestimmt ein überaus spannender Roman gelungen, wenn er nicht zu oft (voll und ganz Philosoph) und mitten in der Handlung ein „Warum“, also eine Erklärung nachgeschoben hätte.
Ein Beispiel: Seite 62: Elektrische Geräte funktionierten nicht, wenn die Zeit stillstand. War die Lampe vorher eingeschaltet, leuchtete sie …
Diese Erklärung hatte uns der Autor schon vorher mal gegeben. Sie wäre hier nicht mehr notwendig gewesen. Erklärungen, vor allem, wenn sie wiederholt werden, schaden der Spannung im Roman. Wenn man bewusst darauf achtet, wird man noch etliche finden, die überflüssig sind.
(Das nur als Hinweis, warum ich bei der Bewertung 1 Stern abgezogen habe.)
Fazit:
Ansonsten beruht die Geschichte auf einer tollen Idee, die sich, je weiter sie fortgesponnen wird, umso großartiger entwickelt. Wie die Geschichte endet, das werde ich jetzt nicht verraten. Das müssen Sie schon selber herausfinden, was gleichzeitig als meine absolute Leseempfehlung gilt. Dabei wäre die Grundidee der Handlung, hätte Siegfried König den Philosophen in sich mehr an den Rand gedrängt und den Romancier in den Vordergrund gelassen, sicher 5 Sterne wert gewesen.