Siegfried Kracauer wurde 1889 in Frankfurt am Main geboren. Wie sein Nachname bereits vermuten lässt, war er jüdischer Abstammung. Bereits 1933 floh er vor dem Naziterror nach Paris, später in letzter Minute in die USA, dort starb er 1966 in New York.
Ich hatte indes zuvor noch nie von ihm bewusst gehört und bin per Zufall an dieses Buch geraten. Es steht geschrieben, dass es sich um einen autobiografisch geprägten Roman handelt.
Seine Hauptperson Ginster (natürlich nur ein Spitzname) betrachtet die Kriegsbegeisterung seiner Altersgenossen mit großer Skepsis. Er selber möchte nicht an die Front und schon gar nicht den Kriegshelden spielen. Es gelingt ihm immer wieder, sich vor der Einberufung herauszuwinden. Er arbeitet als Architekt und stellt seine Dienste als kriegswichtig dar, wie zum Beispiel die großzügig angelegte Planung der Ehrenfriedhöfe für die aktuellen und zukünftigen Gefallenen. So kann er weiter am zivilen Leben teilhaben, sich zum Beispiel auch dem Freien hingeben, was aber mit dem weiblichen Geschlecht nicht so richtig gelingen mag. Nahe dem Kriegsende ereilt ihn dann doch noch das Schicksal. Den Drill, den er ab der Front erlebt, untermauert seine Abneigung dem Kriegshandwerk gegenüber und er zieht die Einrichtung eines Krieges als solches in Frage ..
2014 jährt sich der Beginn des 1. Weltkrieges zum 100. Mal. Vor wenigen Jahren ist der letzte Veteran gestorben. Also nur noch ein historisches Ereignis? Bei diesem Romans wurde ich überrascht, wie aktuell und nachvollziehbar viele der behandelten Gedankengänge auch aus heutiger Sicht noch erscheinen. Das Wesen des Menschen hat sich offensichtlich weniger gewandelt, als man allgemein anzunehmen glaubt.
Die Sprache von Kracauer wirkt lebendig und frisch, mit kleinen versteckten Spitzen und ganz offensichtlichen ironischen Notizen.
Die leichten homoerotischen Andeutungen sind wir nicht entgangen. Fast revolutionär für das Erscheinungsjahr 1928. Kracauer selber war zwar verheiratet, die Ehe blieb aber kinderlos. In manchen Kommentaren wird ihm eine entsprechende Hingezogenheit zu Adorno nachgesagt.













