Rezension zu "Porta" von Siegfried Otto Müller
Eine gute Story, die durch ihren Erzählstil leider etwas kaputt gemacht wird.
Inhalt: Jan Zeller, Wissenschaftler außer Dienst, lebt vom Bürgerfixum und kann seine Forschungen um die Zeit auf eigene Faust weiter vorantreiben. In der alten Wassermühle, wo er sich gerade sein Labor eingerichtet hat, gelingt ihm der zweifelhafte Durchbruch, der ihn ins Jahr 1005 katapultiert.
Im Mittelalter kommen seine wissenschaftlichen Errungenschaften weniger gut an und er gerät in Gefangenschaft auf Burg Schreckenstein. Zu jener Zeit herrschte hier ein Raubritter, der Handelswege und Untertanen unsicher machte.
Jan Zeller muss unbedingt aus dem Kerker entkommen, was ihm im Alleingang aber sicherlich nicht gelingen wird. Sein Handy funktioniert auch in der Vergangenheit und er kann seine Freunde zu Hilfe rufen.
Seine Freunde betreiben in ihrer Zeit Kampfsport, sind drauf und dran ihr eigenes Dojo zu eröffnen. Aber kann so eine asiatische Kampfkunst im Mittelalter etwas ausrichten?
Fazit: Der Autor selber hat mich auf sein Buch aufmerksam gemacht. Es hat mich gerührt, wie ehrlich er war, was seine Lebenssituationen und den auf Eis gelegten Traum angeht, ein eigenes Buch zu veröffentlichen. Ehrlich gesagt, finde ich so Durchhaltevermögen jeglicher Art einfach nur bewundernswert und dann war dieses Zeitreisethema schon immer irgendwie faszinierend für mich.
Das Buch wurde mit BoD auf den Markt gebracht, was zu Folge hatte, dass die Lieferung des Buches eben etwas länger gedauert hat. Aber am Ende war es dann da, un ich hatte dieses ultraleichte und nicht sehr lange Büchlein in meiner Hand und konnte es mir zu Gemüte führen.
Das Cover ist in jedem Fall sehr farbenfroh gestaltet. Zeichnerisch sind hier das Portal und Kampfszenen im Wald dargestellt. - Allerdings wirkt das alles sehr kindlich und einfach auf mich. Vom Cover her hätte ich mir das Buch wohl nicht gekauft.
Von der Story her war das Grundgerüst ja erst einmal hochgradig faszinierend. Da gelingt einem verlachten Wissenschaftler sein großer Durchbruch und er kann wirklich in der Zeit reisen. Dazu noch mit sehr einfachen und unspektakulären Mitteln. Wenn ich das richtig verstanden habe, steuert er sein Zeitportal mittels einer App auf seinem Handy. Eine Art Fernbedienung, die man eigentlich immer dabei hat.
Allerdings sind die kompletten Charaktere der Handlung sehr flach geblieben. Es kann durchaus an der Art gelegen haben, wie die ganze Story erzählt ist, aber ich bin die ganze Zeit nicht wirklich gepackt worden. Ich habe die Story gelesen, weil sie mich interessiert hat, aber die Faszination ist leider aus geblieben.
Das Buch wirkt irgendwie mehr wie eine unredigierte Rohfassung eines Textes, statt wie ein fertiges Buch. Tippfehler sind zu finden, sowie eine vollkommen gewöhnungsbedürftige Formatierung des Textes. Die Seitenränder sind nicht bündig, die Abstände zwischen den Absätzen sind zu groß und die Schrift ist im Vergleich zu anderen Büchern einfach nur riesig.
Im Laufe des Textes werden leider immer wieder verschiedene Gegebenheiten wiederholt. Als diese Lin ihre Fähigkeiten zum x-ten Mal vorführen musste und dann auch immer wieder die gleichen Moves beschrieben wurden, wurde es dann schon langweilig. – Mir ist klar, dass der Autor damit deutlich machen wollte, dass im Mittelalter eine Frau nur kochen können musste, aber irgendwie haben die Fähigkeiten ihren Reiz verloren, weil sie eben immer wieder betont wurden.
Leider fand ich das Thema der Dystopie nicht gut ausgearbeitet. Da hätte man durchaus noch einen großen Batzen mehr Faszination hineinbringen können. - Die Handlung spielt eindeutig in der Zukunft, denn irgendwann wir die Jahreszahl 2029 erwähnt und etwas von autonom fahrenden Shuttles, die wohl so eine Art Taxi darstellen sollen. Dann ist immer wieder die Rede davon, dass die Leute ein Bürgerfixum bekomen, egal ob sie arbeiten oder nicht.
Es ist klar, wenn ich da ein Mädchen in die Welt pflanze, die aus dem Mittelalter kommt, dass die noch eine ganze Menge lernen muss und am Anfang erst einmal komplett ängstlich ist. – Aber auch dieses Thema ist leider nicht zu einhundert Prozent ausgearbeitet und hätte durchaus noch einen Tacken mehr an Bedeutung bekommen sollten.
Es ist klar, dass sich im Kern alles um die Befreiung des Professors dreht. – Aber hier glänzt der Autor mit einem nur unzureichenden Halbwissen über eine asiatische Kampfsportart und bedient sich ansonsten aus allgemein bekannten Fakten über das Mittelalter. – Auf diese Weise entstehen eine ganze Menge Klischees, die man hier gut in die Handlung einbauen konnte.
Die Gesamtidee ist in jedem Fall nicht von schlechten Eltern und hat mich wirklich gut unterhalten. Aber allein vom Erzählstil her ist da noch viel Luft nach oben. Ich hatte leider keinen Film vor meinem geistigen Auge, weil ich immer wieder über Formulierungen oder einzelne Begriffe gestolpert bin, die ein Lektorat sicher ausgebügelt hätte. – Aber ich bezweifle, dass es hier eines gegeben hat.
In jedem Fall erschien mir aber das Papier sehr hochwertig und das Buch gut verarbeitet. Das Format ist in jedem Fall sehr freundlich, auch für kleinere Hände. Es ist wunderbar flexibel, sodass man nicht zwingen Leserillen in den Buchrücken drückt und auch schön leicht und dadurch super zu handeln.
Das Buch ist vom Inhalt her auf jeden Fall interessant. Da treffen Leute der modernen Gesellschaft auf Menschen im Mittelalter. Da hätte man schon eine ganze Menge draus machen können. Aber leider hat der Erzählstil vieles kaputt gemacht.
Nein, ich kann das Buch nicht wirklich empfehlen. Aber wenn ihr auf Zeitreisen steht, dann könnte das der Grundstock für eine selbst geschriebene Fanfiction werden.