Da ich mit der Autorin vor etlichen Jahren Theater gespielt habe, war ich natürlich neugierig, was und wie sie so schreibt. Allerdings fällt es mir deshalb auch schwer, eine Rezension zu schreiben. Zu sehr dringt durch die Zeilen des Buchs auch immer wieder die Autorin, wie ich sie erlebt habe, durch. Manchmal glaube ich beim Lesen ihre Stimme zu hören.
Das Buch ist durchaus interessant, auch, wenn ich für die gut 156 Seiten sehr lange gebraucht habe. Gut wird es immer dann, wenn sich die Autorin mal auf die Geschichte verlässt, ins Erzählen kommt und die stilistischen Spielereien vergisst. Dies ist zum Beispiel über weite Strecken beim Eisenbahner Karl der Fall. Dann werden auch die Bewertungen der Figuren und derer Lebenswege weniger, das Buch sensibler und vor allem flüssiger.
Oft aber erscheint es mir leider selbst- oder stilverliebt und etwas bemüht um das Besondere ringend. Dann wird es leider langweilig bis ärgerlich und manchmal auf fast hochnäsige Weise auf seine Protagonisten hinab blickend. Nicht immer habe ich das Gefühl, dass Sprache und Stil wirklich der Geschichte und dem Buch dienen. Das ist schade, denn es gibt durchaus Passagen, in denen die Autorin zeigt, dass sie in kraftvollen Bildern spannend erzählen kann.
Rezension zu "Diskrete Momente" von Sigrid Behrens