Silke Müller, Schulleiterin und erste Digitalbotschafterin in Niedersachsen, präsentiert mit ihrem Buch einen eindringlichen Weckruf für eine zeitgemäße Medien-Erziehung. Das Werk, das auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste landete, zeigt eine besorgniserregende Realität auf und appelliert an Eltern, Lehrer:innen und die Politik, die Herausforderungen der digitalen Welt nicht länger zu ignorieren.
Das Cover des Buches zieht die Aufmerksamkeit auf sich – schlicht, aber mit einer sehr klaren Botschaft. Der Schreibstil von Silke Müller ist authentisch und geht direkt ans Herz. Die klare Gliederung des Buches ermöglicht einen strukturierten Zugang zu den Themen. Die Autorin beginnt mit ihrer persönlichen Motivation, führt Beispiele aus dem Schulalltag an und endet mit praktischen Tipps zum Schutz von Kindern in der digitalen Welt.
Das Buch vermittelt einen Mix aus persönlichen Erfahrungen der Autorin, Berichten von Schüler:innen und relevanten Fakten. Schon in der Einleitung stellt Müller die entscheidende Frage: "Wissen Sie, was Ihr Kind auf seinem Smartphone sieht?" Diese Frage bildet den Ausgangspunkt für einen schonungslosen Blick auf die digitalen Bedrohungen, denen Kinder heute ausgesetzt sind.
Besonders berührend sind die Beispiele aus dem Schulalltag, die zeigen, welchen verstörenden Inhalten Kinder bereits in jungen Jahren ausgesetzt sind. Das Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung von Eltern und Lehrerpersonen für die Herausforderungen, die sich durch die ständige Verfügbarkeit digitaler Medien ergeben.
Die Tipps zum Schutz von Kindern im Internet sind zwar grundsätzlich wichtig, wirken jedoch in ihrer Selbstverständlichkeit nicht immer überraschend. Der Fokus liegt auf der Vermittlung von Medienkompetenz und dem Schutz vor verstörenden Inhalten, wobei auch die Eigenverantwortung der Kinder betont wird.
Trotz der Dringlichkeit des Themas fehlt es dem Buch meiner Meinung nach an einer klaren Vision für eine umfassende Lösung. Wie können wir in einer Welt, die von digitalen Medien geprägt ist, eine zeitgemäße und werteorientierte Medien-Erziehung gewährleisten? Und wie erreichen wir auch Erwachsene, die auch nicht gefeilt sind vor Mediensucht und Verschwörungstheorien? Hier bleiben konkrete Handlungsempfehlungen und Perspektiven leider aus.
"Wir verlieren unsere Kinder" verdient seine Anerkennung als wichtiger Beitrag zur Diskussion über Medien-Erziehung. Es gibt klare Einblicke in die Herausforderungen und Gefahren, bietet jedoch nur begrenzte Antworten auf die komplexen Fragen, die sich in der digitalen Welt stellen. Mit 3 von 5 Sternen ist es eine Empfehlung für Eltern, Lehrpersonen und alle, die sich mit den Auswirkungen digitaler Medien auf die jüngere Generation auseinandersetzen möchten.
Bei dem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Dies hat die Bewertung/Rezension jedoch in keiner Weise beeinflusst.