Meine Meinung zu diesem autobiografischen Roman ist, dass ich den Bezug zur Realität wertschätze. Der Geschichtsunterricht besteht oft aus Zahlen. In diesem Buch erfährt man eine Geschichte, die sich hinter diesen Zahlen verbirgt. Dadurch wird anschaulicher, wie schrecklich die Zeit des Nationalsozialismus war. Denn man könnte denken, dass Anna noch Glück im Unglück hatte, dass ihrer Familie die Flucht überhaupt gelang und dass immer wieder irgendwoher Geld oder Hilfe kamen. Trotzdem macht die Autorin deutlich, dass selbst das Leben dieser Glücklichen auf der Flucht schwierig war. Sie betrachtet dabei verschiedene Aspekte wie das Angstgefühl, das man wegen der eigenen Sicherheit oder der von anderen hat; oder die bescheidenen, teils sogar ärmlichen Lebensverhältnisse, nachdem das Elternhaus vorher wohlhabend und beachtet war. Alles das wird jedoch so dargestellt, dass diese Not selbst einem jugendlichen Leser nicht zuviel wird. Das Positive überwiegt in der Geschichte, weil Anna so neugierig auf Veränderungen reagiert und mit ihren Bemühungen, sich einzufügen, großen Erfolg hat. Ich frage mich, ob Judith Kerr die Handlung mit Rücksicht auf ihr Publikum so positiv dargestellt hat, damit es dem Publikum nicht zu schlecht geht beim Zuschauen; oder ob sie wie ihre Figur Anna der Welt beweisen wollte, dass die Juden nicht so schlecht sind, wie Hitler es darstellte - es ist eine traurige, bedrohliche Idee, dass jeder seinen Wert beweisen müsse. Vielleicht gefiel mir deshalb dieser Part nicht oder er wirkte auf mich zu konstruiert, denn das zwei Kinder einer Familie herausragende Leistungen bringen, erschien mir zu unwahrscheinlich. Auch die beiden Traumsequenzen machten auf mich einen künstlichen Eindruck und manche Beobachtungen und Einsichten von Anna, die während der Handlung 9 bis 11 Jahre alt ist, erschienen mir zu erwachsen. Die Sprache jedoch war eher wie für Kinder, das heisst, es gab eher kurze, einfache, gut verständliche Sätze und Darstellungen. Die Figuren blieben etwas blass. Aber ich glaube, Aussehen ist in dieser Geschichte nicht wichtig und es war richtig, sich auf Annas Gedanken und Gefühle zu konzentrieren. Denn, und damit sind wir wieder am Anfang, Gedanken und Gefühle, wie Zeitgeschichte/Historie erlebt wurde, sind genau die Dinge, die uns Geschichte und Geschichtsunterricht normalerweise nicht mitgeben. Ich gebe diesem Buch insgesamt 4 Sterne.
Silke Nickel
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Worum geht's?
In diesem Buch geht es um die neun Jahre alte Anna und Max, ihren älteren Bruder. Diese beiden Geschwister führen soweit mit ihrem Vater, einem berühmten Zeitungsjournalisten und ihrer Mutter ein glückliches Leben in Berlin. Doch bald steht die große Wahl an, die Hitler wahrscheinlich gewinnen wird und die viele Veränderungen bringen wird. Der Vater, Gegner der Nazis, sorgt somit sich um seine Familie und sich selbst und sie beschließen, Deutschland zu verlassen. Anna muss ihr rosa Kaninchen-Kuscheltier zu Hause lassen. Sie fliehen in die Schweiz, wo sie sich erstmal eine bessere Zukunft wünschen. Anna wünscht sich in der Zeit, berühmt zu werden, als Gegenleistung für ihre schwere Kindheit. Doch bald zieht die Familie wieder um, da sie in der Schweiz doch nicht das Leben haben, was ihnen wichtig wäre. Ihr nächstes Ziel ist Frankreich, wo es auch erstmal ganz gut wird. Dort bleiben sie auch 2 Jahre, bevor sie beschließen nach England zu ziehen und zu sehen, wie erfolgreich das Filmdrehbuch, was Annas und Max' Vater geschrieben hat.
Meine Meinung?
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, da ich historische Romane mag, aber dieser nicht ganz so hart ist, wie man vielleicht denken könnte. Es hat mir auch gut gefallen, dass es viel aus der Sicht der Kinder geschrieben wurde und man sich so als (jugendlicher) Leser gut hineinversetzen kann. Gefehlt hat mir allerdings echte Spannung, es war oft ziemlich langatmig. Ansonsten alles in allem ein wirklich gutes Buch, was mir persönlich in Erinnerung bleibt und was ich auf jeden Fall noch mal lesen werde!
1933 flieht Annas Familie aus Berlin, da die Situation für sie als Juden nicht mehr sicher ist, und der Vater als Journalist zu offen seine Meinung schrieb.
Ein toller Bericht aus Sicht eines Kindes, dem von den Eltern immer wieder in Ruhe erklärt wird, warum nun was geschieht, was sie sagen dürfen und was nicht. Die Flucht über verschiedene Stationen ist nicht immer leicht, harte Zeiten brechen für Anna und ihren Bruder an, aber es gibt auch schöne Momente. Gut geschrieben, um Kinder an diese Zeit und dasThema heranzuführen. Zudem ist es gerade jetzt wieder aktuell, da Anna auch das Leben als Flüchtling beschreibt, die waren schon damals nicht immer gerne gesehen. Leise und schön erzählt.
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