»Lauf, Jakob!« ist ein Roman von Silvana E. Schneider, erschienen 2009 im Verlag »Edition Buntehunde«.
Jakobs Mutter ist alleinerziehend, muss Geld verdienen und sperrt ihren Sohn, während sie arbeitet, zuhause ein. Der Junge erlebt lange Stunden der Angst und Einsamkeit, immer auf die Rückkehr der Mutter wartend. In der Hoffnung, für sich und den Jungen eine bessere Zukunft erreichen zu können, heiratet Jakobs Mutter ihren Freund Anton. Jakobs Hoffnungen und Träume auf eine liebevolle intakte Familie mit Vater und Schwester erfüllen sich nicht. Sein Stiefvater entpuppt sich als gewalttätig und seine neue Schwester will mit Jakob nichts zu tun haben. In der Schule wird er von seinen Klassenkameraden gemoppt und verspottet. Die Mutter bekommt noch ein Kind, wird aber unter der Tyrannei ihres Mannes immer apathischer, kümmert sich weder um das Baby noch um ihrem Sohn.
Als Jakob Roxana kennenlernt, ein Mädchen aus gutem Haus mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn und einer großen Portion Mut, erlebt Jakob, was es bedeutet, anerkannt und gemocht zu werden. Er kann lachen und den Sommer genießen, auch wenn er Roxana nie zu sich nach Hause einlädt.
Als Roxana eines Tages unangemeldet bei Jakob vorbeischaut, wird sie Zeugin der Gewalt, die Jakob erleben muss. Der Junge sieht Roxana in seiner demütigenden Situation und das erste Mal in seinem Leben findet er den Mut, sich gegen seinen Peiniger zu wehren.
Silvana Schneider beschreibt in einer ruhigen und einfühlsamen Sprache den Leidensweg Jakobs. Sie driftet dabei nie in den Kitsch oder die Rührseligkeit ab, ganz im Gegenteil, die Dringlichkeit des Themas kommt mit ihrer Schreibweise noch viel deutlicher zum Vorschein. Die Autorin schafft es hervorragend, das Schicksal des Jungen in das ebenso schwierige Schicksal seiner Bezugspersonen einzubetten und die Täter nicht nur als bösartige Menschen zu zeigen, sondern auch hier die psychologische Komplexität und das Zusammenspiel vielerlei Komponenten deutlich herauszuarbeiten.
Dieser kleine Roman ist sehr lesenswert und auch in der heutigen Zeit hochaktuell.
Silvana E. Schneider
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Lauf, Jakob!
Tod der Puppenkönigin
Neue Rezensionen zu Silvana E. Schneider
Es gibt Psycho-Thriller, bei denen das einzig "psychologische" ist, dass ein Profiler darin vorkommt, der dem psychopathischen Serienmörder aufgrund irgendwelcher absurder Indizien auf die Spur kommt und schließlich das Handwerk legt. "Tod der Puppenkönigin" ist nicht so ein Buch.
Der Autorin ist mit "Tod der Puppenkönigin" ein erfrischend anderer Psychothriller gelungen. Ohne brutale Gewaltdarstellung wird die Geschichte zweier Frauen erzählt, die kaum unterschiedlicher sein könnten – und deren Leben doch miteinander verbunden sind.
Besonders gelungen finde ich die Darstellung der Figuren, deren Handlungen sich durch ihre Innenperspektive erklärt. Wie unterschiedlich doch ein Spaziergang durch die Fußgängerzone ausfällt, je nachdem, durch die Augen welcher Figur man die Welt betrachtet.
Für mich als Münchner ist es natürlich auch schön, dass die Geschichte in München (und Umgebung) spielt, so manchen Schauplatz habe ich wiedererkannt.
Mein Fazit: Kurzweiliges Lesevergnügen für Leser, die sich mal einen *wirklich* psychologischen Krimi jenseits des Mainstream gönnen wollen.