Cover des Buches Im Reich der Löwin (ISBN: 9783937357614)
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Rezension zu Im Reich der Löwin von Silvia Stolzenburg

Authentisch, bildgewaltig, fesselnd!!!

von kornmuhme vor 11 Jahren

Kurzmeinung: Temporeicher, fesselnder Historienroman mit vielen Intrigen und politischem Taktieren sowie einem entfesselten Richard Löwenherz. Stark!

Rezension

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kornmuhmevor 11 Jahren

Inhalt:

Europa 1194: Als König Richard Löwenherz aus der österreichischen Gefangenschaft endlich nach England zurückkehren kann, erwarten ihn böse Überraschungen. Sein Bruder John Lackland hat viele Adlige und Kirchenmänner auf seine Seite gezogen und die Herrschaft auf der Insel übernommen. Auch Richards Erzfeind, der französische König Philipp, war während der langen Abwesenheit des englischen Königs nicht untätig und hat sich die englischen Gebiete auf dem Boden des heutigen Frankreichs unter den Nagel gerissen. Der aufbrausende, kämpferische Löwenherz ist "not amused" und zieht zunächst gegen die Verbündeten seines Bruders in England ins Feld, um anschließend einen zermürbenden und verlustreichen Krieg gegen Philipp in Frankreich zu führen ...

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Meinung:

Teil 2 der Richard Löwenherz-Saga knüpft nahtlos an den ersten Band "Schwerter und Rosen" an und steht diesem auch in Spannung, Dramatik und Tempo in nichts nach! Auch hier wird die Geschichte wieder aus einer Vielzahl an Perspektiven geschildert, die immer nur einige wenige Seiten umfassen. Manchem Leser mögen das dadurch entstehende hohe Tempo und die Dynamik nicht behagen, ich finde diese Art der Erzählung genial! Vor allem weil es die Autorin schafft, jedem einzelnen Charakter Leben und Tiefe einzuhauchen, egal, wie kurz die Kapitelchen sind. Silvia Stolzenburg hat ein Händchen für innere Monologe, Dialoge und das gedankliche Innenleben ihrer Figuren, jeder einzelne Charakter in dem Buch ist mir nahe gekommen, ich habe die Beweggründe für sein jeweiliges Handeln immer nachvollziehen und quasi miterleben können.

Eine ganz starke Figur in diesem Roman ist Richard Löwenherz, und neben seinem (fiktiven) Halbbruder Roland ist er auch derjenige, von dem man am ehesten sagen könnte, dass er im Mittelpunkt steht. Wow, eine sehr ambivalente Persönlichkeit, und je weiter ich in der Geschichte vorangeschritten bin, umso öfters habe ich mich gefragt, ob ich Löwenherz überhaupt mag. Keine Frage, er ist unglaublich charsimatisch, kämpferisch, überzeugend, männlich-arrogant, aber auch sehr berechnend, kaltblütig, brutal und streng. Ein Charakter, an dem sich der Leser so richtig abarbeiten kann!

Auch sein "Gegenspieler" und Bruder John Lackland gefällt mir ausgesprochen gut! Immer im Schatten seines charismatischen Bruders stehend will er natürlich auch ein Stück von der Torte abhaben, sprich seinen Machteinfluss im Reich vergrößern, und muss doch immer wieder scheitern - was das Verhältnis zwischen den zwei so ungleichen Brüdern regelrecht vergiftet.

Roland dagegen ist eine Figur, die zum Sympathieträger wird und zur Identifikation ainlädt. Er hat es nicht leicht und muss erst noch seine Position in der Gesellschaft finden. Als Halbbruder des Königs genießt er mitnichten irgendwelche Privilegien, sondern muss zunächst als ungeliebter Knappe Richards eine harte Zeit durchmachen.

Überhaupt lässt Silvia Stolzenburg ihre Helden durchaus leiden, auch die Frauen wie z.B. Jeanne, eine junge Adlige, an der sehr deutlich durchgespielt wird, welche Fuktion besonders hochgestellt Frauen in der damaligen Zeit hatten: In der Regel dienten sie dazu, durch eine Heirat mit oftmals viel älteren Männern Bündnisse zu besiegeln oder zu festigen.

Insgesamt strotzt das Buch nur so vor politischen Intrigen, Ränkeschmieden, geschlossenen und wieder aufgekündigten Bündnissen, Kämpfen und Schlachtgetümmel. Dabei gibt es auch die ein oder andere heftige Szene (besonders eine Folterszene war grausam - aber eben leider auch authentisch), ebenso im erotischen Bereich.

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Fazit:

Auch der 2. Band ist ein Genuss für den anspruchsvollen Leser historischer Romane. Vielschichtige, lebensechte Charaktere mit einem starken Richard Löwenherz als "echtem Kerl" und Kämpfer, ein politisches Schachspiel mit viel Taktieren und Intrigieren (John lässt grüßen!) sowie kriegerische Schlachten und Belagerungen mit einigen heftigen Beschreibungen. Für mich muss ein historischer Roman genauso sein, ich kann mit diesen Liebesgeschichten vor historischer Kulisse einfach nichts anfangen. Wer also eher der romantische Typ ist und für Politik und Machtspiele nichts übrig hat, sollte das Buch meiden. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und ich vergebe

5 von 5 Sternen.

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