Rezension zu "In Auschwitz" von Sima Vaisman
Nur wenige Tage nach ihrer Rückkehr aus dem befreiten Vernichtungslager Auschwitz begann Sima Vaisman diese nun einem deutschen Publikum vorgelegten Erlebnisse aufzuzeichnen. Lange Zeit waren sie verschollen und wurden nach ihrer Wiederentdeckung 1990 von Serge Klarsfeld in der Zeitschrift "Le Monde juif" erstmals veröffentlicht.
Am 20. Januar 1944 wurde die Dentistin Sima Vaisman mit dem Transport Nr. 66 von Drancy nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Zuvor war sie wie so viele andere Juden nach Südfrankreich geflüchtet, wo sie sich in Lyon sicher wähnte. Doch die französische Vichy-Regierung ruhte nicht, bis auch diese Flüchtlinge identifiziert, verhaftet und deportiert waren. Ein in Frankreich bis heute nicht wirklich bearbeitetes Thema.
Da der kurze Text sehr zeitnah an die schrecklichen Erlebnisse im Vernichtungslager verfasst wurde, ist er von großer Unmittelbarkeit, die in der Übersetzung ins Deutsche nicht geglättet wurde.
Sima Vaisman hat als Ärztin im Lager versucht, all den Menschen, die ihr begegneten zu helfen. Nach ihrer Befreiung hat sie wieder ihren Beruf als Dentistin aufgenommen und bis ins hohe Alter ausgeübt. Über ihre Erlebnisse in Auschwitz hat sie, wie die meisten Überlebenden, nie gesprochen.
Auch gegenüber ihrer Freundin Eliane Neiman-Seati nicht, die 1983 diesen Text zufällig entdeckte und sie über die Jahre davon überzeugte, einer Veröffentlichung zuzustimmen. 1997 ist Sima Vaisman gestorben. Ihre Freundin schreibt:
"Sie war eine Persönlichkeit, eine Frau mit großer Energie, leidenschaftlich dem Leben, der Jugend, der Kunst und allem, was sich in der Welt -und vor allem in Israel- ereignete, zugetan. Sie war eine wunderbare Zuhörerin und Ratgeberin, eine weise Frau, die bis zu ihrem Lebensende von Freunden und jungen Menschen umgeben war. Sima hat bei allen, die sie kannten, einen Eindruck unzerstörbarer Kraft hinterlassen, Sie liebte große Bäume und war auf ihre Weise einer jener Eichen, die man nicht mehr fällen kann.'"
Das Nachwort von Serge Klarsfeld ordnet den Text historisch ein und vergleicht ihn mit anderen Zeugnissen von Auschwitz-Überlebenden.
Dem kleinen Lilienfeld-Verlag sei gedankt für diese Veröffentlichung.