Ein sehr bewegender Expeditionsbericht. Ohne Effekthascherei und Sensationslust lesen wir hier den Expeditionsbericht der Unterkircher-Expedition am Nanga-Parbat. Ich habe die Ereignisse damals über die Medien "live" miterlebt. Damals hatte man den Eindruck, als wären Kehrer und Nones nach dem Tod Unterkirchers in einer extremen Notlage und müssten unbedingt geborgen werden. Hier hört sich alles weniger dramatisch an (wenn man einmal die extremen Gefahren, wie Lawinenabgänge etc. als "weniger dramatisch" bezeichnen mag) - die Bergung wird Ihnen ja förmlich aufgedrängt und sie tun es nur, weil sie sich erhoffen, dadurch früher zur Unfallstelle Unterkirchers zurückkehren zu können.
Nach der Lektüre des Buches kann man vielleicht ein Stück besser begreifen, was Menschen bewegt, diese extremen Erfahrungen auf sich zu nehmen. Es sind "Getriebene" und jede Ratio scheitert wohl an der grenzenlosen Sehnsucht und Liebe zu den Bergen. So bitter und makaber es klingt - man hat nach diesen Seiten wirklich den Eindruck, als wäre ein Tod wie dieser und ein Grab in einer Eisspalte der Rakhiot-Wand für einen Menschen wie Karl Unterkircher der "ideale" Weg, um aus dem Leben zu gehen. Sehr bewegend ist auch das Interview mit der Witwe Unterkirchers, die in klaren Worten ihre Gedanken ausdrückt.
Warum nur vier Sterne? Mir hätte es manchen Stelle gerne noch ausführlicher sein können, speziell in der Beschreibung Unterkirchers und des Beziehungsgeflechts zwischen den drei Bergsteigern. Außerdem empfand ich es als teilweise verwirrend, die Geschichte kapitelweise immer abwechselnd aus der Sicht von Nones oder Kehrer zu lesen.