Cover des Buches Blame (ISBN: 9780552569071)
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Rezension zu Blame von Simon Mayo

​ Spannend von der erstens bis zur letzten Seite

von LaLecture vor 8 Jahren

Kurzmeinung: ​ Spannend von der ersten bis zur letzten Seite, aber leider wurde das Potential nicht voll ausgeschöpft

Rezension

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LaLecturevor 8 Jahren

Inhalt

In nicht allzu ferner Zukunft, nach einer erneuten Wirtschaftskrise, hat sich ein neues Gesetz über den Globus, auch über fast ganz Europa, verbreitet: ein Gesetz zu "Erbverbrechen", das regelt, dass die Angehörigen von Straftätern, die der Justiz entkamen, für die Verbrechen ihrer Verwandten zur Rechenschaft gezogen werden.
Aufgrund dieses Gesetzes sind Ant und ihr kleiner Bruder Mattie gemeinsam mit ihren Pflegeeltern im Familiengefängnis Spike untergebracht. Ant sorgt dort durch ihre rebellische Art immer wieder für Aufruhr, doch bald kommt etwas auf sie zu, dem auch Ants Kampfgeist möglicherweise nicht gewachsen ist: Unruhen brechen in den Gefängnissen rund um Spike aus. Unruhen, die sich auch auf Spike auswirken und Ant und ihren Freunden die Flucht ermöglichen könnten.


Meinung

"Blame" ist definitiv eines der spannendsten Bücher, die ich seit langem gelesen habe. Es beginnt bereits mit einer Szene, die einen in Atem hält, und auch danach stolpern Ant und der Leser von einer scheinbar ausweglosen Situation in die nächste, sodass man das Buch kaum zur Seite legen kann, was wohl auch daran liegt, dass viele Kapitel mit einem fiesen Cliffhanger enden. Simon Mayo versteht definitiv etwas von Spannungsaufbau.

Die Figuren werden nicht unnötig bis in alle Einzelheiten analysiert und es fehlt dem Geflecht an Charakteren angenehmerweise an jeglicher Form von künstlichem Drama durch Elemente wie gezwungen wirkende Liebesbeziehungen, die in Jugendbüchern sonst ja sehr häufig zu finden sind.
Dennoch ist die Dynamik zwischen den Figuren interessant, da sie meist unter Stress stehen und Schuldzuweisungen und die Frage, wer wem etwas zu sagen hat, eine Rolle spielen.
Ant ist eine sympathische Heldin mit Mut und Kampfgeist, die jedoch auch sehr hitzköpfig ist und nicht immer die richtigen Entscheidungen trifft bzw. diese oft nicht bedenkt. Trotzdem fiebert man mit ihr mit, da die meisten ihrer Taten aus Liebe zu Ihrer Familie und dem Wunsch, ihren Bruder zu beschützen, geschehen.
Ihr Bruder Mattie ist ein sehr angenehmes Gegenstück zu ihr, denn er ist eher ruhig und besonnen und für sein Alter sehr intelligent.
Eher platt wirkt dagegen der Antagonist des Buches, dessen Motive zum Ende hin leider nur sehr plump aufgelöst werden.


Das Szenario, das Simon Mayo in "Blame" entwirft, ist gleichzeitig faszinierend und erschreckend, weil es auf den ersten Blick zwar unverständlich, mit der Zeit jedoch immer nachvollziehbarer wirkt. In der Geschichte der Menschheit hat man schon immer gerne nach Sündenböcken für die eigenen Probleme gesucht. Warum sollten also nicht tatsächlich, nach den Juden, Farbigen und Moslems, irgendwann die Verwandten entkommener Verbrecher die vermeintlich Schuldigen sein?

Völlig durchdacht wirkt die Idee jedoch leider nicht, denn es bleiben einige Fragen zu diesem Konzept offen und vor allem wird die Frage, ob die eingesperrten "Erbverbrecher" tatsächlich schuldig sind, im Buch nur angeschnitten. Die Handlung selbst dreht sich hauptsächlich um das mögliche Ausbrechen aus dem Gefängnis und den Wunsch nach Rache an dem sadistischen Assessor Grey. Dieser wird immer mehr zum Ziel der Aufmerksamkeit der Hauptfiguren und man bekommt den Eindruck, als meinten Ant und ihre Freunde, wenn sie nur Grey zu Fall bringen würden, würde alles gut, wodurch die Kritik am eigentlichen System in den Hintergrund gerät. Dies ist sehr schade, da "Blame" viel Potential für die Diskussion moralischer Fragen gehabt hätte, mindestens die der Schuld, die ja dem Buch seinen Titel gibt.
Auf der anderen Seite ist es natürlich auch irgendwie realistisch, dass Jugendliche zunächst einmal nicht das große Ganze, sondern kleinere, persönliche Ziele vor Augen haben. Doch auch in dieser Hinsicht bleiben am Ende leider einige Fragen über die Motivation der Figuren, das Warum und das Wie unbeantwortet. Gelungen ist jedoch, dass das Ende in Bezug auf die rechtliche Situation der "Erbverbrecher" angemessen offen bleibt, da ja nur realistisch ist, dass ein paar Menschen nicht die ganze Welt umkrempeln können.


Fazit

"Blame" ist eines der spannendsten Bücher, die ich seit langem gelesen habe, denn es fesselt von der ersten bis zur letzen Seite. Zudem kann es mit einem faszinierenden Szenario und sympathischen Figuren, mit denen man gut mitfiebern kann, überzeugen. Leider wird das eigentliche Thema des Buches, Schuld, nur begrenzt tatsächlich behandelt, und am Ende bleiben zu viele Fragen offen. Ich vergebe 4 Sterne.
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