4,5 Sterne
Bei diesem Bilderbuch war es bei mir Coverliebe auf den ersten Blick. Da mich Klappentext ebenfalls sofort ansprach, war schnell klar war, dass ich das Dings kennenlernen möchte.
Eines Tages ist ein merkwürdiges Dings plötzlich da und liegt genau dort wo es hingeplumpst ist, ohne sich zu rühren oder einen Mucks von sich zu geben. Vier Jemande, die sich vorher noch nie begegnet waren, finden dieses undefinierbare Objekt und bestaunen es fasziniert. Keiner von ihnen weiß, was es ist oder was es macht, sie sind sich aber einig, dass es wunderschön ist. Da Brummel findet, dass es einsam wirkt, schlägt Romp spontan vor, ihm Gesellschaft zu leisten. Die Vier legen sich neben das Dings und beginnen am nächsten Morgen weiter zu rätseln, was ihre Entdeckung wohl sein könnte. Es hat sich über Nacht nicht verändert, liegt immer noch bewegungslos und still da. Da Flick, Purzel, Brummel, Romp weiterhin ratlos sind, beschließen sie dem Dings erst einmal ein Schutzdach zu bauen. Das Ganze bleibt natürlich nicht unbemerkt. Immer mehr Neugierige finden sich ein und machen das Dings zu einer richtigen Attraktion. Bald geht es zu wie auf einem Rummel; Würstchenbuden, Hamburgerstände und Tische mit Souvenirs werden aufgestellt, sogar in den Medien wird über das Dings berichtet. Doch nicht alle freuen sich über diese neue Touristensensation. Manche verurteilen das Dings, finden es gefährlich und meinen, dass es weg muss. Während sich die Leute überall auf der Welt über das Dings streiten, verschwindet dieses ganz unauffällig, „entplumpst“ genauso plötzlich wie es gekommen ist. Mit dem Jahrmarkt ist es jäh vorbei, doch es ist nicht alles genau wie früher. Flick, Purzel, Brummel, Romp sind nun Freunde und gehen mit dem Versprechen auseinander, sich eines Tages wiederzutreffen.
Was für ein ungewöhnliches, feinsinniges und inspirierendes Bilderbuch. Ich hatte mir ja schon gedacht, dass sich es bei „Das Dings“ um eine sehr facettenreiche Geschichte handelt, aber dass sie so tiefgründig ist, hätte ich dann irgendwie doch nicht erwartet. Simon Puttock und Daniel Egneus haben mit ihrem Gemeinschaftswerk etwas Besonderes erschaffen, ein sehr wichtiges Buch, das eine Menge Stoff zum Philosophieren und Miteinanderreden bietet.
Mit wenigen Worten und auf eine nachdenklich stimmende Weise erzählt Simon Puttock die Geschichte von diesem sonderbaren Dings, das eines Tages ganz plötzlich da ist und sehr unterschiedlich von der Gesellschaft aufgenommen wird. Vier völlig ungleiche tierische Wesen, die es als erstes entdecken, begegnen diesem fremden Etwas aufmerksam, freundlich und mutig, respektieren und umsorgen es. Unter den späteren Schaulustigen zeigen sich manche ebenfalls interessiert, sind zugleich aber auch vorsichtig und halten Abstand. Und dann gibt es noch die Skeptiker, die das Dings aus Angst vor dem Fremdartigen ablehnen und als gefährlich bezeichnen und gar nicht erst den Versuch unternehmen, es kennenzulernen.
Die verschiedenen Sichtweisen und Reaktionen, die das Dings unter den Tieren hervorruft, dieses Bilden von Gemeinschaften und teils ziemlich ablehnende Verhalten, erleben wir nur zu oft auch im echten Leben. Junge Kinder kennen so etwas vermutlich bisher eher weniger, aber die Botschaft wird auch für sie verständlich sein. Dieses Buch wirbt für Toleranz und Akzeptanz und zeigt, wie wichtig Neugier und Offenheit für das Unbekannte ist.
Toll ist auch, wie viel Raum die Erzählung für eigene Gedanken lässt. Wie die Figuren in dem Buch, so fragt man sich auch als Leser*in und Zuhörer*in, was es mit diesem Dings eigentlich auf sich hat. Was genau ist es? Wo kommt es her? Gehört es jemanden? Und warum ist es auf einmal wieder verschwunden? Aber nicht nur speziell auf das Dings bezogen liefert die Geschichte viel Spekulations- und Diskussionsmaterial – allgemein beginnt man zu grübeln: Was machen unerwartete Situationen mit uns? Wie reagieren wir selbst, wenn wir auf etwas Unbekanntes stoßen? Helfen wir einer Person, die wir nicht kennen und nicht verstehen? Sind wir freundlich zu ihr? Und wie wirkt sich unser Verhalten auf andere aus?
Um was es sich bei dem Dings handelt, wird nicht geklärt, aber darauf kommt es auch gar nicht an. Es geht um die vier Jemande, um Flick, Purzel, Brummel, Romp, die durch das Dings zusammengeführt werden. Die anfangs Fremde sind und am Ende Freunde. Der Schluss zeigt somit sehr schön, dass es sich lohnt, offen und neugierig für Neues zu sein, dass unvorhergesehene Momente und gemeinsame Erlebnisse unser Leben sehr bereichern können.
Zum Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren ist das Buch in meinen Augen gut geeignet. Die kurzen Sätze wurden liebevoll von Fabienne Pfeiffer übersetzt und lassen sich angenehm vortragen und dass ein bestimmter Satz öfters wiederholt wird, wird bei den jungen Zuhörer*innen garantiert gut ankommen – so etwas macht den Kleinen immer Spaß.
Genauso kreativ und zauberhaft wie der Text ist auch die fröhlich-bunte Bildwelt, die der schwedische Illustrator Daniel Egnéus geschaffen hat. Mit wunderschönen zarten Farben und teils ziemlich witzigen Details untermalt er das Erzählte gekonnt. Mich persönlich hat nur das Aussehen des Dings ein wenig irritiert, da es etwas an einen Micky Maus-Kopf erinnert, aber abgesehen davon mochte ich die Zeichnungen sehr. Egnéus abstrakter Stil ist wirklich einzigartig und irgendwie auch magisch und passt perfekt zu dieser besonderen Geschichte.
Fazit: „Das Dings“, geschrieben von Simon Puttock und illustriert von Daniel Egnéus, ist eine poetische, tiefsinnige und fantasievolle Geschichte über den Umgang mit unerwarteten Situationen und fremdartigen Dingen, über Mitgefühl, Offenheit und unverhoffte Freundschaften. Es ist ein außergewöhnliches und wunderbares Buch, das zum Nachdenken anregt und große und kleine Leser*innen ab 4 Jahren mit vielen ausdrucksstarken Illustrationen verzaubert. Von mir gibt es 4,5 – hier gerundet auf 5 von 5 Sternen!
Simon Puttock
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Das Dings
Mouse's First Night at Moonlight School
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Rezension zu "Das Dings" von Simon Puttock
Wer oder was ist das Ding, dass da plötzlich herunterplumpst?
Flick, Purzel, Brummel und Romp finden es wunderschön und würden das Ding gern kennenlernen, doch es rührt sich nicht.
Auf euch wartet eine zauberhafte Geschichte,
über das auf Fremde zugehen, über Hilfsbereitschaft, Freundschaft, Neugier auf Neues aber auch über die, die Fremdes ablehnen, das Dings weghaben wollen.
Eine fantasievolle, intensive, humorvolle Geschichte mit zauberhaften Illustrationen
Ein Plädoyer für Toleranz
für Kinder ab 4 Jahren
Schauen wir auf das Cover werden wir sofort neugierig.
Was mögen die die Tiere da wohl über ihnen beobachten?
Klappen wir das Buch auf sehen wir etwas Rundes.
Was könnte das sein?
Es sieht aus wie eine große und zwei kleinere Kugeln, die aneinanderkleben.
Noch sind wir neugierig.
Haben die Hoffnung, dass sich alles klärt und wir erfahren, was es mit dem Ding auf sich hat.
Doch erst einmal lernen wir 3 Figuren kennen, nein halt es sind vier, die uns fremd sind. Noch haben sie keine Namen, sie sind Fremde. Es ist von Jemand und ein anderes Jemand und einem dritten und vierten Jemand die Rede. Sie haben das Dings gefunden, haben beobachtet, wie es auf die Erde fiel. Sie rätseln, was es wohl sein mag. Sie finden es wunderschön.
Ob es lebendig ist?
Es wirkt irgendwie einsam meint Brummel. Und Ramp schlägt vor da zu bleiben, um ihm Gesellschaft zu leisten. Und das machen sie dann auch. Sie legen sich zu dem Dings, damit es nicht alleine ist.
Am nächsten Tag ist alles genauso wie am Abend zuvor. Nichts hat sich verändert und auch das Rätselraten geht weiter. Sie machen sich viele Gedanken in alle Richtungen und da sich das Dings immer noch nicht bewegt bauen sie ein Schutzdach. Das Ganze bleibt natürlich nicht unbeobachtet. Immer mehr "Leute" kommen, um das Dings zu sehen und zu bestaunen.
Wobei einige Kinder etwas irritiert sind, wieso in der Geschichte von Leuten die Rede ist, wo sie eigentlich Tiere, oder besser gesagt verschiedene Figuren sehen. Manche können sie benennen. Da gibt es Giraffen (wegen der langen Hälse), ein Nilpferd, ein Strauß, einer sieht ein wenig aus wie ein Elefant, ein anderer wie ein Schnabeltier. Andere kann man nicht so eindeutig benennen.
Auf jeden Fall kommen nach und nach viele Besucher, um das Dings zu bestaunen. Nach und nach baut sich so etwas wie ein Jahrmarkt um das Dings herum auf. Das Dings wird zu einer Touristen-Attraktion. Sogar in den Medien wird von dem Dings berichtet. Doch es gibt auch die Skeptiker, die das Dings gefährlich finden. Sie sagen:" "Dieses Dings" gehört hier nicht her. Es muss weg!" und damit beginnen sich zwei Lager zu bilden und ein Streit, der die schöne Stimmung beendet.
Am anderen Morgen ist das Dings weg.
"Irgendwie war es entplumpst und verschwunden....." (Zitat)
Und da das Dings weg war kamen auch keine Besuche mehr. Langsam wurde alles abgebaut und irgendwann war es, als wäre nie etwas gewesen. Alles war wie früher, wie vor dem Dings.
Ein paar wenige freuten sich aber die meisten fanden es schade. Und unsere Vier- Brummel, Flick, Purzel und Romp, die vermissen es schon.
Doch so ganz ist es nicht wie früher, denn Purzel sagt etwas ganz Wichtiges. "Bevor das Ding kam, waren wir Fremde".. und Romp ergänzt:" Und jetzt sind wir Freunde."
Dann geht jeder seines Weges, aber zuvor versprechen sie sich, sich bald wiederzutreffen.
Was für eine feinsinnige, wunderschöne, fantasievolle und Fantasie anregende Geschichte.
Mit wenigen Worten und manchmal auch bewusst nicht so ganz klar, um den Leser zum Nachdenken anzuregen, erzählt Simon Puttock die Geschichte vom Dings und lässt so erleben, dass es immer viele Sichtweisen auf und über etwas gibt. Wir erleben eine Art Gruppendynamik, eine Gruppen- und eine Lagerbildung und wir erleben, dass es sehr bereichernd ist, wenn man neugierig auf etwas zu geht und offen ist, für das was das Leben an Überraschungen bereithält. Wir erleben aber auch, dass es Skeptiker gibt, die aus Angst vor dem Fremden eine Ablehnung an den Tag legen, ohne sich auf das Unbekannte einzulassen. Anstatt es kennenzulernen, lehnen sie es ab und schüren sogar Angst.
Dieses Verhalten kenn wir Erwachsenen aus unserem Leben.
Die Kinder haben damit vielleicht noch nicht so intensiv Bekanntschaft gemacht und das ist auch gut so. Die Geschichte vom Dings ist ein Plädoyer für Toleranz. Die Botschaft sehr deutlich.
Zu Beginn waren sie Jemand und Jemand und Jemand und Jemand. Dann waren sie Bummel, Flick, Purzel und Romp und dann waren sie plötzlich aus dem gemeinsamen Erlebnis heraus Freunde. Freunde, die mit viel Herzenswärme dem fremden Dings gegenüberstanden, sich um das Dings kümmerten und im Positiven Gedanken über es machten. Ihre Neugier, ihre Offenheit, ihre Gemeinschaft sind beispielhaft und hoffentlich auch ein Vorbild für alle, die die Geschichte vom Dings kennengelernt haben.
Daniel Egnèus fängt dies in zauberhaften, teilweise sehr fantasievollen Bildern in ganz wunderschönen Farben mit vielen wundervollen Farbverläufen.
Ich bin mir nicht ganz sicher welche Technik der in Schweden geborene Illustrator verwendet hat. Von Stil her erinnert es mich sehr an die Collagentechnik in der, der amerikanische Illustrator Mark Hoffmann arbeitet.
Auf euch warten wirklich wundervolle, meist auch sehr witzig anzusehende Bilder, die ihren ganz eigenen bezaubernden, faszinierenden Charm haben.
Schaut es dir selbst an.
Entdecke diese wundervolle Geschichte, die zum Nachdenken und darüber Sprechen inspiriert und genießt die zauberhaften Bildwelten mit den sprechenden Bilden.
Ich wünsche Dir genauso viel Lesespaß wie wir ihn hatten.
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