Cover des Buches Katharina die Große und Fürst Potemkin (ISBN: 9783100506139)
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Rezension zu Katharina die Große und Fürst Potemkin von Simon Montefiore

Rezension zu "Katharina die Große und Fürst Potemkin" von Simon Sebag Montefiore

von *Wölkchen* vor 15 Jahren

Rezension

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*Wölkchen*vor 15 Jahren
Drei Hauptthemen bringt Simon Sebag Montefiore in seiner umfangreichen Romanbiographie dem Leser näher: Zuallererst natürlich die Liebe zwischen Katharina der Großen und Fürst Potemkin, eine große und beispiellose Liebe, die nach anfänglicher Leidenschaft hauptsächlich auf einer tiefen Freundschaft und geistiger Verbundenheit beruht. Zwei Weggefährten, die neben dieser Partnerschaft zahlreiche andere Affären hatten, die sich jedoch in ihrer tiefen Zuneigung stets treu blieben und ohne einander verloren gewesen wären. Ein weiteres großes Anliegen des Autors ist es, das Bild von Potemkin, der von der Geschichtsschreibung bisher sehr negativ dargestellt wurde, zurechtzurücken und ein ausgewogeneres Bild des Fürsten zu zeigen. Montefiore verschweigt nicht die Schwächen Potemkins, doch zeigt er auch die Verdienste dieses Staatsmannes auf und erklärt, wie es zu dem negativen Bild kommen konnte. Nicht zuletzt erhält der Leser einen tiefen Einblick in die Geschichte Russlands zu Zeiten der Herrschaft von Katharina der Großen, in das Leben am Hof, in die Beziehungen zu anderen Ländern und in die Expansionspläne und Kriege des Landes. Die zahlreichen Personen und deren Namen erschweren den Überblick, doch zum Glück bringt ein Personenregister im Anhang etwas Klarheit. Der Autor konnte durch Reisen zu den Schauplätzen und akribische Sichtung der Archive zahlreiche neue Aspekte zur Potemkinforschung beitragen. Verschollen geglaubte Denkmäler und Spuren von Potemkin hat der Autor wiedergefunden, wodurch es ihm gelang, das Bild des Lebens des Fürsten zu vervollständigen. Wie er selbst im Anhang schreibt, konnte er zahlreiches Material nicht für das Buch berücksichtigen, da das den Umfang gesprengt hätte. Auch so ist das Buch mit knapp 800 Seiten schon sehr ausführlich geraten. Etwas weniger wäre an manchen Stellen vielleicht mehr gewesen. Teilweise geht der Autor schon sehr ins Detail (so beispielsweise bei der Beschreibung der einzelnen Schlachten und deren Strategien), was in dieser Ausführlichkeit für manche Leser, die dieses Thema nicht gerade als Steckenpferd haben, auch abschreckend wirken könnte. Enttäuschend finde ich, dass es in der deutschen Ausgabe keine detaillierte Quellenangaben zu den einzelnen Kapiteln gibt. Diese sind nur in der englischen Originalausgabe sowie auf der Homepage des Autors vorhanden. Ist es nicht ein bisschen viel vom Leser erwartet, dass er sich bei Interesse zusätzlich die englische Ausgabe kauft oder sich die englischen Anmerkungen im Internet herunterlädt? Sicher stören zu viele Fußnoten den Lesefluss, aber durch Endnoten ist dieses Problem gelöst, und derjenige, den es interessiert, hat so die Quellenangaben vorliegen. Für mich ein dicker Minuspunkt, der aber wohl eher dem Verlag als dem Autor anzukreiden ist! Alles in allem ein Buch, das mir sehr gut gefallen und mich gefesselt hat, auch wenn ich mich bisher nicht mit dem Thema beschäftigt habe. Die Lektüre ist durchaus lohnend, wenn man sich für historische Stoffe interessiert und bereit ist, sich auf ein ausführliches und detailliertes Sachbuch einzulassen, das mit Sicherheit zahlreiche Stunden Lesezeit verschlingen wird.
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