Cover des Buches Sieben Nächte (ISBN: 9783351050412)
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Rezension zu Sieben Nächte von Simon Strauß

Ein Klagegesang

von dicketilla vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ein Klagegesang an der Schwelle zum 30.

Rezension

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dicketillavor 6 Jahren
Beim Blick auf das Cover, zeigt sich mir ein Gesicht, eher durch mich durchschauend, eher herausfordernd, mit einer Mischung aus leichter Aroganz, durch die hochgezogene Braue angedeutet.
Und schon hat er mich, will mich ihm entgegen stellen, ihm in seinen sieben Nächten folgen.
" Auf viele Züge aufgesprungen, kurz mitgefahren, dann wieder die Richtung gewechselt." (S.11)
Ein Sympathieträger, wie er sich sieht, Widerworte werden für später aufgehoben, Karriere ist angesagt. Sein Weg bisher kaum steinig, von Glück und Privilegien gesäumt.
Die Vita des Ich-Erzählers liest sich hier, fast wie die des Autors. Irgendwie angekommen, den Sprung geschafft.
Doch dann kommen kurz vor seinem 30. die Zweifel in sein Hirn.
" Ich will wieder den Wunsch nach Wirklichkeit spüren, nicht nur den nach Verwirklichung." (S.17)
Kommt jetzt das Ende des Wegs, Familie, Eigenheim, Kindergarten.
Für ihn wie eine Kapitulation, wenn man seiner fast schon an Verzweiflung grenzender Zukunftsvision folgt.
So träumt er von einem Ort, an dem sich Einzelgänger finden, die noch an Geheimnisse glauben, einen Ausweg aufzeigen. Die Revolution der Väter, der Aufbruch, wo ist er zu finden.
Er begegnet einem Fremden, der die 30 längst hinter sich gebracht, mit dem er einen Pakt eingeht. Sieben Nächte, sieben Todsünden soll er durchleben, deren Ereignisse aufgeschrieben bis sieben Uhr, sieben Seiten.
"Werde gierig, hochmütig und faul sein, neiden und wüten, Völlerei und Wollust treiben. Sieben Nachtschichten einlegen, um den Moment des Übergangs hinauszuzögern, um der drohenden Zukunft noch einmal zu entkommen." (S.21)

Und dann folgen die Sieben Todsünden, jede auf sieben Buchseiten erzählt, als wären sie dem Feuilleton des Autors entsprungen. Der Gedanke der sieben Todsünden begeisterte mich anfangs, doch dann schweift der Autor innerhalb seiner Erzählung immer wieder ab, als möchte er uns seine Gedanken entgegenschleudern, ehe sie ihm verloren gehen. Sünden denen wir begegnen, kaum als diese angesehen werden.
Pessimistisch, aufrüttelnd, aber dann doch nicht bereit, durchlebt er diese Nächte, nicht um ein Spiegelbild der Gesellschaft, des ewigen Angepassten, Vorbetern aufzuzeigen, selbst keine Lösung bereit hält, jedoch Nachdenklichkeit dem Leser gegenüber erzeugt.
Dennoch waren diese Nächte für mich ohne Leidenschaft, eher ein Klagegesang, obwohl sie viel mehr Potentiel ermöglicht hätten.
Pluspunkt des Buches ist die außergewöhnliche Sprache des Autors, gekonnt formuliert. Diese hielt mich am Buch fest.
Ansonsten kann ich den Hype um dieses Buch nicht nachvollziehen.


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