Mit “Black Jesus” ist dem Musiker Simone Felice ein sehr schöner und sehr eigenwilliger Debütroman gelungen:
Melancholisch und rauh, verzweifelt und voller Herz, melodisch und spröde.
“Wir Menschen sind wie ein Mosaik, bestehend aus unseren Genen, aus Büchern, die wir gelesen haben, aus Fernsehsendungen, die wir als Kinder gesehen haben, aus Erinnerungen, Gefühlen, all dem. Alle meine Figuren sind kleine Teile von mir, ich versuche mir mit ihnen einen Reim auf mich selbst zu machen.”
Simon Felice hat ein Herz für Verlierertypen. Black Jesus, ein eher zarter, weißer Junge, hat im Krieg sein Augenlicht verloren. Davor hat er viel zu viel vom Krieg gesehen. Seine Mutter hat ihren Wohnwagen abgefackelt, in der Hoffnung, das das Geld der Versicherung ihr zu einem besseren Leben verhilft. Gloria, die Stripperin, hat erfolgreich vorgetanzt und die Zusage eines guten Balletts erhalten. In der gleichen Nacht wird sie von ihrem Liebhaber so verprügelt, dass sie nie wieder tanzen wird. Diese Figuren treffen in Gay Paris aufeinander, einem Kaff im amerikanischen Nirgendwo. Nur das “Paris” im Namen des Ortes erinnert an Eleganz und Größe. Und so ist das Leben der Figuren: Erinnerungen an eine Größe, die hätte sein können …
Warum sollte man so etwas lesen? Aus dem gleichen Grund, warum man manchmal Blues hören muss oder einen alten Country-Song vor sich hin summt. Das Leben wäre nicht vollständig ohne diese Geschichten, die so dringend ein Happy-End brauchen und es doch nie erhalten werden. Doch dafür finden Felices Helden die Liebe.
“Ich glaube, dass Romantik wieder in Mode kommen wird”, sagt Simone Felice im Spiegel-Interview. ”Mit ihr ist es wie mit Rock’n'Roll: Sie wird niemals sterben.”