Cover des Buches Die Oma und der Punk (ISBN: 9783958247925)
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Rezension zu Die Oma und der Punk von Simone Jöst

Kurzweiliger Lesespaß mit lebensfrohen Charakteren

von MrsFraser vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Coole Charaktere die Stimmung machen, aber die Story hat ihre Schwächen.

Rezension

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MrsFraservor 7 Jahren
Das eBook 'Die Oma und der Punk' von Simone Jöst ist ein eine kreative Idee, die mit viel Phantasie und Lust am Geschichtenspinnen ausgearbeitet wurde. Simone Jöst beschreibt darin einerseits sehr lebensnahe Charaktere, lässt diese aber (in meinen Augen) unrealistische Handlungen vollziehen. Das ist leider ein Widerspruch, der es mir schwer macht, eine abschließende Meinung zu formulieren. Ich versuche es trotzdem.

Nachts will Emma aus dem Altenheim, in das sie ihr Sohn unter falschen Versprechungen gelockt hat, fliehen. Als sie zappelnd am Laken hängt, kommt die Gelegenheitsdiebin Jule daher, hilft Emma und nimmt sie mit. Dabei hat Jule eigentlich genug eigene Probleme, ist ihr brutaler Ex Steve doch hinter Fotos her, die Jule bei einem ermordeten Privatdetektiven geklaut hat. Schnell wird klar, dass nicht nur Steve, sondern auch Emmas ungeliebter Sohn durch die Fotos belastet wird. Die beiden Frauen schmieden ein Komplott, wie sie sich an beiden Männern rächen können und wie Emma ihren undankbaren Nachwuchs wieder aus ihrer Villa bekommt, damit sie zurück nach Hause kann. Dabei muss vor allem Jule sich immer wieder ihrer Vergangenheit stellen und Emma lernt in Jule und ihren Mitbewohnern und Freunden ihre neue Wahlfamilie kennen.

Stark ist der Roman in der lebensnahen Zeichnung seiner Charaktere, wenngleich ich die Bezeichnung 'Punk' für Jule nicht wirklich treffend finde. Dieser Roman lebt von den gegensätzlichen Verhaltensweisen von Jule und Emma, die ruhig noch öfter hätten herausgearbeitet werden können. Emma ist oft schockiert von Jules Offenheit, Unhöflichkeit und Brutalität, lernt an ihr aber schnell ihre Ehrlichkeit zu schätzen. Jule findet in Emma jemanden, der zwar irritiert von ihrem Verhalten ist, sie aber nicht verurteilt, sondern sich wirklich für sie und ihre Vergangenheit interessiert. Zusätzlichen Reiz erfährt die Beziehung dadurch, dass Emma offensichtllich sehr angetan von Jules italienischem Liebhaber ist, der für die beiden Frauen und ihre Mission sein Leben riskiert. Hier werden zwei Frauengenerationen mit realistischen Problemen skizziert, die sich wunderbar gegenseitig ergänzen und inspirieren. Alleine das Zusammenleben der beiden Frauen hätte schon genügend Stoff für einen urkomischen Roman geliefert. Leider kam dann aber das Krimi-Element hinzu. An sich auch spannend, aber (in meinen Augen) komplett an unserem Rechtsverständnis vorbei begegnem dem Leser Entführungen, Mord, Brandstiftung, versuchte Vergewaltigung, Verprügelung einer Frau in der Öffentlichkeit, Erpressung, Einbruch, ... die komplette Palette. Ein Jurastudent tötet einen Mann, tröstet sich dann aber damit, dass er den Mord jemand anderem in die Schuhe schieben kann, der schon mehr als genug Dreck am Stecken hat? Das sprengt mein Verständnis von Recht und Moral dann bei allem guten Willen doch.

Ich liebe die Charaktere und finde, sie alle haben interessante Geschichten. Die Chemie zwischen ihnen funktioniert und liefert tolle, witzige Situationen. Wäre jetzt die Story komplett abgedreht verlaufen, a la Safier, hätte ich das auch noch akzeptiert. So muss ich leider sagen - weniger wäre mehr gewesen.
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